Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Der legendäre Marco

Wuppertal · Wuppertal ist nicht nur die Stadt der manchmal sogar fahrenden Schwebebahn, sondern auch die Thermomix-Stadt. Und dieses wundertätige Vermengungsgerät könnte demnächst bundesweit noch größere Bedeutung bekommen. Denn es steht ja der Vorschlag im Raum, künftig auch Namen zu mixen. Und mixen kann niemand so gut wie der Thermomix.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Ich rede natürlich von den Vorschlägen für ein neues Namensrecht. Falls Sie es nicht mitgekriegt haben: Weil die Fortschrittskoalition in Berlin automatisch Zoff kriegt, wenn sich ihre Mitglieder mit ernsthaften Themen beschäftigen, ist sie jetzt dazu übergegangen, die Namensregelung bei Eheschließungen zu reformieren, auf dass niemand mehr dabei benachteiligt würde.

Vom rechtspolitischen Sprecher der Grünen kam dazu der Vorschlag, die Namen der Eheleute einfach zu mischen. Das eröffnet interessante Möglichkeiten. Aus Herrn Müller und Frau Baumann würde dann Familie Müllmann. Herr Witzke und Frau Bold könnten als Ehepaar Witzbold gemeinsam durchs Leben gehen. Und Wenn Frau Kottenströter aus Wuppertal Herrn Butterweck heiratet, dann könnten sie als Familie Kottenbutter Heimatverbundenheit auf einer ganz neuen Ebene ausstrahlen.

Leider hat dieser schöne Vorschlag aber bei Justizminister Marco Buschmann, wie alle Ideen der Grünen, keinen Anklang gefunden. Der Liberale möchte lieber, dass beide Eheleute den selben Doppelnamen tragen können, der dann auch an die Kinder weitergereicht wird. Ich weiß allerdings nicht genau, ob das wirklich durchdacht ist. Zwei Generationen lang klappt das vielleicht noch ganz gut.

Nehmen wir an, es heiraten demnächst Petra Mühsal und Bernd Schnauf. Sie heißen dann gemäß dem neuen Gesetz fürderhin Petra Mühsal-Schnauf und Bernd Mühsal-Schnauf, ihre Kinder werden gemessen an den aktuell beliebtsten Vornamen der Deutschen aller Voraussicht nach Noah und Emilia Mühsal-Schnauf heißen. Wenn die beiden aber groß sind und heiraten, dann wird es schon umständlicher. Emilia hat sich in Finn Schwerer-Kampf verliebt, so dass aus ihnen 2050 das Ehepaar Mühsal-Schnauf-Schwerer-Kampf wird.

Petra und Bernd Mühsal-Schnauf schenken dem Paar zur Hochzeit das knapp einen Meter lange Namensschild für die Haustür des soeben neu bezogenen Reihenhauses, in dem wenig später das Wunschkind Elon Mühsal-Schnauf-Schwerer-Kampf zur Welt kommt. Der Junge gedeiht trotz permissiven Erziehungsstils, veganer Ernährung und Lehrermangel prächtig und findet 2075 auf Tinder 4.0 in Eloise Endlich-Schach-Matt-Feierabend die Frau fürs Leben, der er im virtuellen Wuppertaler Rathaus vor dem digitalen Standesbeamten-Avatar aus dem Home-Office heraus das Jawort gibt.

„Sie dürfen der Braut jetzt einen Kuss-Smiley schicken“, ermuntert die künstliche Staatsdiener-Intelligenz, die schon vor Jahren die nicht mehr vorhandene menschliche bei der Verwaltung ersetzt hat, den Bräutigam. Selbiger heißt jetzt mit bürgerlichem Namen Elon Mühsal-Schnauf-Schwerer-Kampf-Endlich-Schach-Matt-Feierabend.

Aus technischen Gründen verzichten die Eheleute Mühsal-Schnauf-Schwerer-Kampf-Endlich-Schach-Matt-Feierabend auf weitere Nachkommen und bestellen beim Ableben von Elons Großeltern weitsichtig eine Familiengruft mit Grabstein in der Größe einer Multiplex-Kinoleinwand, damit ihre eigenen Namen später auch noch draufpassen.

Noah Mühsal-Schauf führte übrigens auch eine glückliche Ehe, bekam frühzeitig Kinder und darf am Ende sogar sein Urenkelchen in den Armen halten. Weil sein Gedächtnis nicht mehr das beste ist, kann er sich zwar die 32 Nachnamen des Kleinen nicht mehr alle merken. Aber dafür hat der Kleine einen einprägsamen Vornamen: Er heißt Marco, benannt nach einem auch vier Generationen nach seiner Amtszeit noch unvergessenen Bundesjustizminister aus den 20er-Jahren ...

Bis die Tage!