Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Fachkräftemangel

Wuppertal · Urplötzlich fehlen überall Fachkräfte. Zum Beispiel im Verteidigungsministerium, wo man zuletzt auf eine ungelernte Aushilfe gesetzt hatte, die sich kaum um die Bundeswehr kümmern konnte, weil sie im Wesentlichen sich selbst gegen Vorwürfe verteidigen musste.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Jetzt gibt es einen Nachfolger, der immerhin 1980 selbst Wehrdienst leistete und sich daher ziemlich gut auskennen müsste, weil sich unsere Armee seitdem nicht mehr nennenswert weiterentwickelt hat. Als die ersten Fotos des bis dahin nur hauptberuflichen Niedersachsen bekannten Boris Pistorius veröffentlicht wurden, haben allerdings viele Leute spontan gedacht, dass es Armin Laschet jetzt scheinbar doch noch nach Berlin geschafft hat ...

Aber zurück zu den Fachkräften: Mit denen ist es wahrscheinlich wie mit dem Geld – wenn man zu wenig davon hat, dann ist es ja auch nicht weg, sondern nur woanders. Bei den Fachkräften dürfte es daher so sein, dass viele einfach zu Hause sind, weil sie Work-Life-Balance praktizieren. Work-Life-Balance ist der moderne Spezialbegriff für den erstaunlichen Versuch, mit weniger Arbeit bei gleichbleibendem Wohlstand mehr Wohlfühlen zu generieren.

Dieser Ansatz ist vor allem beim beruflichen Nachwuchs sehr angesagt und führt in Vorstellungsgesprächen, bei denen sich inzwischen ja nicht mehr Arbeitnehmer bei Arbeitgebern bewerben, sondern eher umgekehrt, automatisch dazu, dass mehr über die freien Tage als über die Arbeitstage geredet wird.

Handwerker erzählen mir zum Beispiel immer öfter, dass junge Menschen im Zuge der Work-Life-Balance Montag und Freitag eher nicht mehr für Arbeitstage halten und an den anderen Tagen gerne etwas früher gehen würden. Erstaunlicherweise verbringen viele von ihnen die dadurch gewonnene Quality Time allerdings zu drei Vierteln damit, auf Instagram mit erheblichem Arbeitsaufwand zu dokumentieren, was sie im restlichen Viertel Tolles gemacht haben.

Passend dazu wird jetzt bereits über die generelle Einführung der Vier-Tage-Woche diskutiert. Nach neuesten Erkenntnissen lässt sich das, was bisherige Generationen regelmäßig in fünf Tagen erledigt haben, angeblich genauso gut in vier Tagen erledigen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass entweder die Baby Boomer, zu denen ich auch gehöre, lebenslang am Arbeitsplatz ziemlich faule Stricke waren oder die Berufsnachrücker deutlich schlauer, leistungsfähiger und effizienter sind als wir. Nach meinen bisherigen Forschungen deutet auf Letzteres allerdings noch nicht allzu viel hin.

Möglicherweise löst sich das Problem aber künftig durch künstliche Intelligenz, die ja inzwischen in der Natur nicht mehr vorhandene an vielen Stellen sehr erfolgreich doch nicht ersetzt. Leider kann künstliche Intelligenz aber keine Fliesen legen oder tapezieren, weshalb ich mit einiger Sorge sehe, dass unsere Gesellschaft immer mehr Akademiker und immer weniger Handwerker produziert. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich ein Wort wie Heizungswartung nicht mehr auf die technische Ebene, sondern auf die zeitliche bezieht, weil man ewig auf den Installateur warten muss. Wenigstens haben wir dann genug Rechtsanwälte, um ihn zu verklagen, wenn er dabei Mist baut ...

Beruhigend ist zudem, dass wir eine Fachkraft als Bundeskanzler haben. Olaf Scholz ist gelernter Verzögerungstaktiker und überlegt in dieser Funktion seit Wochen, ob wir Leopard 2-Panzer in die Ukraine liefern sollen. Dazu muss man wissen, dass der Leopard 2 in den 70er Jahren von analogen Vollzeitarbeitskräften entwickelt wurde und daher zu den wenigen Bundeswehr-Ausrüstungsgegenständen gehört, die tatsächlich funktionieren.

Insofern wäre es natürlich ein bisschen leichtfertig, ihn abzugeben. Aber im Zuge von Work-Life-Balance haben wir ja demnächst montags und freitags sowieso keine Soldaten mehr, die ihn fahren könnten. Da kann der ruhig weg ...

Bis die Tage!