Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Närrischer Schwindwurm

Wuppertal · Was muss diese Stadt noch alles erleiden? Jetzt fällt auch noch der Rosensonntagszug aus! Dabei haben wir da alle noch so ganz wunderschöne Erinnerungen dran. Nämlich. öhm, also damals ... ähm, lassen Sie mich kurz überlegen ...

Der Hoppeditz erwachte 2021 auf dem Rathausvorplatz.

Foto: Christoph Petersen

Ich weiß auf jeden Fall noch, dass man beim Wuppertaler Rosensonntagszug gut aufpassen musste. Denn es konnte passieren, dass man ihn komplett verpasst, wenn man sich kurz mal die Schuhe zubinden musste. Bei insgesamt zwei Mottowagen, meistens vom Abschleppdienst Meisen und der AWG, war er ja immer sehr schnell vorbei.

Außerdem hatten die Karnevalisten bei ihren letzten beiden Zug-Versuchen erst kein Glück und dann auch noch Pech: 2019 wäre wegen des Regens ein Rettungsring das ideale Kostüm gewesen, so dass nur 4.500 Zuschauer kamen. Über die wäre der WSV zwar froh, aber für einen Karnevalszug ist das ein Witz. Und 2020 hatten die Jecken schon die ersten Schinkenhäger gestürzt und sich warm gesungen, als der Zug wegen Sturm abgesagt werden musste. Petrus wird also voraussichtlich auf absehbare Zeit kein Ehrensenator des Carnevals Comitees Wuppertal. (Das Jugendprinzenpaar 2022 im Rathaus:)

Wuppertaler Jugendprinzenpaar zu Gast im Rathaus​
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Jugendprinzenpaar im Rathaus

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Foto: Christoph Petersen

Das ist umso schlimmer, weil die Organisation eines Karnevalszugs inzwischen mit ungefähr so vielen Sicherheits- und sonstigen Auflagen verbunden ist, als wollten die Spieler von Borussia Dortmund die deutsche Meisterschaft mit einem Cabrio-Konvoi durch Gelsenkirchen feiern. Und jetzt haben die Karnevalsvereine nach zwei Jahren Corona kein Geld mehr für Klömpkes, Kostüme und die nicht vorhandenen Wagen. Deshalb haben sie sich in dieser Session erstens den Prinzen gespart und nur noch eine Prinzessin und zweitens jetzt den Rosensonntagszug 2023 abgesagt. Der närrische Lindwurm wird immer mehr zum Schwindwurm.

Wobei es ja als Ersatz wenigstens eine Rosensonntags-Party auf dem Rathausvorplatz gibt. Jenem Ort also, wo am 11.11. jedes Jahr der Wuppertaler Hoppeditz erwacht, sich umguckt und sich dann gerne direkt wieder hinlegen würde, weil vor ihm weniger Leute stehen als gegenüber in der Schlange vor Wurst König. Das närrische Tal hat es selbst in der Hand, das zu ändern. Wo wir schon ziemlich viele politische Pappnasen innen im Rathaus haben, sollte es doch gelingen, auch eine größere Menge davor zu versammeln und Stimmung zu machen.

Anderenfalls müssten wir möglicherweise das Motto für die kommende Session anpassen. Es lautet: „Schunkeln, lachen, Herzlichkeit - endlich wieder Narrenzeit!“. Besser wäre dann wohl: „Krise, Putin, Sparsamkeit - Pause hat die Narrenzeit ...“

Bis die Tage!