Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Kugelige Urgeschöpfe

Wuppertal · Wenn zwei Menschen etwas zusammen treiben, können ja sehr unterschiedliche Dinge dabei rauskommen. Ich meine jetzt nicht das, wo Sie Ferkelchen vielleicht gerade dran denken, sondern rede von Kultur. Da treten bekanntlich viele Duos auf.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Zum Beispiel vorige Woche Samstag im Theater am Engelsgarten bei der Premiere von „Night Radio“. Es handelt sich dabei um ein Stück, bei dem Stefanie Smailes und Stefan Walz so tun, als würden Sie die ganze Nacht lang eine Radiosendung moderieren, wobei sie deren Musikprogramm selbst live spielen.

Dieses Duo passt nicht nur wegen der Vornamen sehr gut zusammen und sorgt deshalb für einen äußerst empfehlenswerten Abend, an dessen Ende auch noch für einen guten Zweck gearbeitet wird. Nach dem letzten Song stellen sich Stefanie und Stefan nämlich links und rechts vom einzigen Ausgang auf und sammeln fürs Kinderhospiz Burgholz, wobei jede Spende ab zehn Euro mit einer Autogrammkarte belohnt wird.

Natürlich ist die milde Gabe völlig freiwillig, aber die Methode trotzdem enorm effektiv. Ohne Schein in der Hand hätte man sich gefühlt wie ein Unmensch, der kleine Kinder und Singvögel zum Frühstück isst. Entsprechend erfolgreich war das Fundraising ...

Durch das sehr unterhaltsame Theater-Erlebnis ermutigt, wollte ich diese Woche noch mehr Hochkultur ausprobieren und interessierte mich für eine Veranstaltung, die heute Nachmittag im „Pina Bausch Zentrum under construction“ stattfindet. Falls Sie übrigens nicht wissen, wo das ist: „Pina Bausch Zentrum under construction“ ist das putzige Wuppertaler Ersatzwort für „kurz vor dem Zusammenbruch stehendes ehemaliges Schauspielhaus“.

Hier erwartet den Besucher um 16 Uhr ebenfalls ein Duo. Es hört auf den Namen „deufert&plischke“ und bringt ausweislich der Programmankündigung eine Tanzdarbietung mit dem Titel „Ballroom Bliss“ zur Aufführung, deren Konzept folgendermaßen beschrieben wird:

„In dem Stück Tanz entlassen deufert&plischke die Kugelmenschen in uns, wunderbare Urgeschöpfe, die durch die Welt rollten und von Anfang an wussten, dass die Welt eine Kugel ist, in der wir uns als Gesellschaft gegenseitig stützen können – wie das Sonnensystem.“

Ich muss leider ganz offen einräumen, dass ich als Gelegenheitskulturkonsument mit dieser Erläuterung intellektuell leicht überfordert bin. Sonst interessiere ich mich mehr für Sport, wo einem Kugelmenschen etwa in Form von Sumo-Ringern oder früher auch Reiner Calmund durchaus schon begegnet sind. Dass aber in jedem von uns so ein kugeliges Urgeschöpf steckt, war mir bisher überhaupt nicht bekannt. Wobei ich speziell nach ausgiebigen Abendessen beim Griechen manchmal in der Tat den Eindruck hatte, dass es in mir drin sehr voll ist, obwohl ich doch eigentlich nur die Vorspeisenplatte und den Herkules-Teller hatte ...

Wie die nachmittags im Schauspielhaus freigesetzten Kugelmenschen dann ganz konkret die Gesellschaft stützen und was das Sonnensystem damit zu tun hat, ist mir unabhängig davon nicht ganz klar. Ich halte den Ansatz aber für durchaus vielversprechend, weil er sich als Erklärung für globale Ärgernisse anbietet, die uns gerade beschäftigen.

Er könnte zum Beispiel die Antwort auf die immer öfter gestellte Frage liefern, warum der amerikanische Krawallpräsident Donald Trump derartig neben der Baseballkappe ist: Wahrscheinlich steckt in ihm durch eine fiese Laune der Natur kein Kugelmensch, sondern eine Flachpfeife, die die Welt nicht für eine Kugel, sondern für eine Scheibe hält, welche unbedingt in Gänze den USA gehören sollte.

Dementsprechend rollt Trump auch nicht durch die Welt, sondern über sie weg ...

Bis die Tage!