Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Zu wenig fokussierte Zeitplanung

Wuppertal · Vorigen Sommer fasste ich kurzfristig den Plan, im Garten ein Freibad für unseren Enkel zu errichten. Dazu erwarb ich kurzfristig ein aufblasbares Becken, das in seiner Größe dem Schwimmleistungszentrum auf Küllenhahn nicht unähnlich war, sowie eine elektrische Luftpumpe.

Die Baustelle bleibt noch länger eine.

Foto: Gebäudemanagement Wuppertal/Frank Buetz

Vor Ort verband ich beide miteinander und befüllte die Kammern des Gummi-Pools zunächst mit Luft und anschließend das ganze Konstrukt mit überraschend viel Wasser. Dann stellte ich noch einen Stuhl für den Bademeister (also mich) auf die Liegewiese und nannte die nunmehr fertige Einrichtung in guter Wuppertaler Tradition Trappersbeck. Von der Idee bis zum Eintreffen des ersten und einzigen Badgastes dauerte es ungefähr sechs Stunden.

In der Mählersbeck hat die Stadt Wuppertal etwas Ähnliches versucht, kommt allerdings mit sechs Stunden leider nicht ganz aus. Nach heutigem Stand dauert die Sanierung des 2020 geschlossenen dortigen Freibads eher sechs Jahre. Die Menschen in Nächstebreck und Oberbarmen kennen größere Wasserflächen vor der Haustür daher nur noch von der Flutkatastrophe 2021.

Nun räume ich ein, dass das Projekt Mählersbeck eine geringfügig größere Dimension hatte als meins. Trotzdem hatte das zuständige Wuppertaler Gebäudemissmanagement versprochen, dass es nur drei Jahre dauert und man bereits im Sommer 2023 wieder einen Köpper ins neue Becken machen könne. Wer das versucht hätte, wäre im Schlamm stecken geblieben, denn leider hat sich das Vorhaben laut Stadtverwaltung wegen unvorhersehbarer Ereignisse wie dem für Wuppertal völlig untypischen schlechten Wetter verzögert.

Und auch das sonstige Projektmanagement hat offensichtlich ähnlich mäßig funktioniert wie Petrus, weshalb die Stadt sich diese Woche genötigt sah, nach einer erneuten Verschiebung der Eröffnung auf den Sommer 2036 eine umfangreiche Erklärung zur nunmehr dreijährigen Verspätung abzugeben.

Darin ist die Rede von fehlerhaften Angeboten und ausbleibenden Leistungen der beauftragten Firmen. Besonders gut gefiel mir aber folgender Satz: „In einer umfassenden Aufarbeitung zu den Verzögerungen räumt das Gebäudemanagement der Stadt (GMW) aber auch eigene Fehler ein: zu späte Kommunikation, eine zu wenig fokussierte Zeitplanung und ein unterschätztes Termin-Risiko.“

Zu wenig fokussierte Zeitplanungen kennt man sonst eher von Studenten vor 11 Uhr morgens und drömmelnden Schulkindern auf dem Weg zur nullten Stunde, aber eher nicht von professionellen Projektsteuerern. Letztere haben dann also auch das im Baubereich natürlich eher unbekannte Termin-Risiko unterschätzt, weshalb die Mählersbeck ähnlich wie seinerzeit der Hauptstadtflughafen BER über mehrere Jahre hinweg ständig vor der fest versprochenen baldigen Eröffnung stand, zu der es aber nie kam. Dieses Vorgehen erinnert mich an eine legendäre Kneipe in der Elberfelder Wiesenstraße. In der hing ein großes Schild mit der Aufschrift „Morgen Freibier!“

Wenn das Gebäudemanagement mein kleines Freibad im Garten gebaut hätte, wären wir momentan wahrscheinlich immer noch mit der Erstellung des Leistungsverzeichnisses für die europaweite Ausschreibung des Planschbeckenkaufs beschäftigt, die später an einem fehlenden Kreuzchen auf Seite 43 im Angebot des einzigen teilnehmenden Bieters gescheitert wäre. Und natürlich am schlechten Wetter ...

Bis die Tage!