Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Die Schreckumkehr

Wuppertal · Das hat ja gut geklappt diese Woche: In den USA regiert demnächst wieder ein Krimineller mit Tollwut und in Deutschland schon jetzt das blanke Chaos.

Symbolbild.

Foto: Achim Otto

Immerhin durften wir auf diese Weise mal erleben, wie es ist, wenn Olaf Scholz mehr als 40 Schläge Puls hat, was führende Kardiologen bisher für komplett unmöglich hielten. Aus Ärger über Christian Lindner ist er im Rahmen seiner Möglichkeiten aus der Haut gefahren, wobei im Vergleich mit einem aus der Haut fahrenden Scholz selbst das Sandmännchen ein Temperamentsbündel ist.

Den Finanzminister von der FDP (Fiese Demokratische Partei), der die Spardose gerne als Spaltaxt benutzte, hat Scholz nunmehr rausgeworfen und will jetzt die Vertrauensfrage stellen. Weil bei der Ampel-Koalition noch weniger lief als im Berufsverkehr auf der A46, ist selbige in diesem Fall eher rhetorisch, weshalb es bald Neuwahlen geben wird. Bei denen hat Deutschland dann hoffentlich ein besseres Händchen als die Amerikaner, die durch die Wahl eines Horrorclowns zum Präsidenten in Zukunft das ganze Jahr Halloween haben.

Apropos Halloween: Diese befremdliche Veranstaltung setzt sich ja auch bei uns zunehmend durch und droht sogar, das bewährte Mätensingen in eine Nebenrolle zu drängen. Immer mehr kleine Kinder ziehen jetzt statt mit Laternen an St. Martin schon am Tag vor Allerheiligen mit Grusel-Kostümen von Haus zu Haus, um die Bewohner zu erschrecken und von ihnen Süßigkeiten zu erpressen. Mir hat sich bisher noch nicht wirklich erschlossen, warum Eltern ihre Sprösslinge heute erst zu Gendersensibilität und maximaler Achtsamkeit erziehen, sie dann aber an Halloween mit einer angeklebten Axt im Kopf oder als Kettensägenmassaker-Opfer rumlaufen lassen.

Bei uns klingelten dieses Jahr am fraglichen Abend zwei ungefähr sechsjährige Halloweenisten, die als maskierte Unholde in possierlicher Zwergengröße nur begrenzt furchteinflößend aussahen. Sie lispelten mir ein schüchternes „Süßes oder Saures?“ entgegen, worauf eine etwas belastende Gesprächspause eintrat, weil auch ich letztlich unsicher im Hinblick darauf war, wie die Prozedur sachgerecht fortzusetzen sei.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

An St. Martin wissen ja alle Parteien, was zu tun ist: Erst singen die Kinder brav ein Lied, bei dem man hofft, dass sie möglichst wenige Strophen kennen und es deshalb schnell vorbei ist, werden sodann ausführlich für ihren begnadeten Vortrag gelobt, nicht um eine Zugabe gebeten und mit diversen Bonbons und Schokoriegeln in den Abend hinaus und dem vorzeitigen nächsten Zahnarztbesuch entgegengeschickt.

Mit den beiden Kötteln an Halloween wusste ich dagegen nichts anzufangen. Weder wollte ich sie loben, weil sie ja letztlich nichts übermäßig Kreatives vollbracht hatten. Noch konnte ich ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen, weil man ja auch um seinen guten Ruf in der Nachbarschaft fürchtet und sogar davon hörte, dass zur Strafe Häuser mit Eiern beworfen werden wie sonst nur Olaf Scholz. Deshalb rückte ich nach der Schweigeminute widerwillig unsere letzten Kinder-Riegel raus und musste mir schon deshalb für den Fall einer weiteren Heimsuchung dringend etwas einfallen lassen.

Die ließ nicht lange auf sich warten: Es klingelten ein Zombienchen und ein Vampir im Westentaschenformat, auf denen Mutti offensichtlich mehr Ketchup verteilt hatte als üblicherweise auf eine große Pommes kommt. Als sie mir erwartungsgemäß „Süßes oder Saures?“ entgegenfiepten, erfand ich geistesgegenwärtig das Prinzip der Schreckumkehr und sagte: „Wenn ihr so fragt ... dann nehm‘ ich Süßes! Was habt ihr denn so dabei?“ Als ich dann noch gierig in Richtung ihrer Beutel griff, drehten sie sich um und rannten weg. Aus dem Augenwinkel sah ich noch, wie sie an der Straßenecke mit anderen Kindern redeten und dabei auf unseren Eingang zeigten. Danach hat niemand mehr geklingelt ...

In Deutschland gab es übrigens schon lange vor der schrecklichen Halloween-Invasion auch einen gruseligen Herbst-Brauch, der sich Rübengeistern nannte. Dabei wurden – ähnlich wie in Amerika die Kürbisse – Futter- oder Zuckerrüben ausgehöhlt, um anschließend Gesichter hineinzuschnitzen. Stellt man da Kerzen rein, guckt einen nachts eine sehr gelb leuchtende schreckliche Gruselfratze an. Genau wie bei der Wahl in den USA ...

Bis die Tage!