Nach Toreschluss - die Wochenendsatire „Sind Veganier dabei?“

Wuppertal · Vorige Woche habe ich an dieser Stelle über die rätselhafte Kleinschreibung von „schwebebahn“ auf den blauen Würfeln vor den Haltestellen des Wuppertaler Wahrzeichens philosophiert.

Ohne Worte.

Ohne Worte.

Foto: Wuppertaler Rundschau/rt

Ich kann aber alle Interpretationsversuche in die Tonne kloppen, weil Verkehrsmittel-Forensiker inzwischen herausgefunden haben, dass am Landgericht auf zwei Würfelseiten einmal die korrekte und einmal die verkehrte Schreibweise steht. Letztlich bleibt damit nur eine Erklärung: Die Schwebebahnschilder sind in ihrer orthographischen Vielgestalt ein Beweis dafür, dass in Deutschland sprachlich alles immer egaler wird.

Das ist übrigens derzeit genauso im tragischerweise jetzt zusäzlich auch noch im Sommer stattfindenden RTL-Dschungelcamp zu besichtigen. Dafür hat der Sender in der öffentlichen Wahrnehmung längst auf dem Star-Friedhof beerdigte TV-Grimusel exhumieren lassen und sie als „Dschungel-Legenden“ nach Südafrika expediert. Dort quälen sie sich mit mangelndem Komfort, Würmern, Spinnen, Ratten, Ekel-Essen und vor allem mit der deutschen Sprache herum.

Das geht oft zu Lasten von Redewendungen und Sprichwörtern, deren korrekte Wiedergabe den Campern ähnlich schwerfällt wie das Führen auch nur annähernd sinnvoller Gespräche. Geradezu ikonisch erscheint in diesem Zusammenhang folgende Einlassung von Kandidatin Daniela Büchner an Tag 5: „Wir haben alle nicht die Weisheit mit der Gabel gegessen.“

Das werden Zuschauer nach Ansicht mehrerer Folgen sofort unterschreiben und dabei zur Überzeugung gelangen, dass in diesem Kandidatenkreis auch das eigentlich vorgesehene Fressen der Weisheit mit dem Löffel wahrscheinlich zu spät gekommen wäre. Zum Ensemble gehört auch Kader Loth, ein TV-Legendchen, an dessen Körper länger gebaut wurde als am Kölner Dom. Ihr huschte ebenfalls ein beachtlicher Satz über die schlauchbootartig modellierten Lippen: „Der Hunger geht durch den Magen ...“

Das ist Quatsch, aber trotzdem nicht so entlarvend wie eine Frage, die ihr Mitstreiter Gigi Birofio bereits beim Einzug ins Camp aufwarf. Sollten Sie den Herrn nicht kennen: Es handelt sich um einen jungen Mann, der die eine Hälfte seines Lebens beim Tätowierer und die andere wahrscheinlich auch eher nicht in Bildungseinrichtungen verbracht hat. Dieses Berufsprofil nennt man heute Reality-Star. Als solcher weiß man natürlich gerne, mit wem man es im aktuellen Format zu tun hat. Deshalb erkundigte sich Gigi auch direkt am Anfang: „Sind Veganier dabei?“

Das kann ich auch nicht so genau sagen, aber sicher mit von der Partie war zumindest bis vor ein paar Tagen Thorsten Legat. Der seit seiner aktiven Zeit als verbal und spieltechnisch eher rustikaler Fußball-Profi rhetorisch nur unwesentlich wesentlich gereifte Mr. Propper der deutschen TV-Unterhaltung bemühte sich trotzdem redlich um geschliffene Formulierungen. Zum Beispiel beim Streit um einen Verbesserungsvorschlag bei der Besetzung der Nachtwachen. Seine Einschätzung dazu: „Man kann das verneinen oder verjahen ...“

Kurzer Rede langer Sinn: Es gibt tatsächlich Schlimmeres als Schwebebahn mit kleinem „s“. Zum Beispiel im Fernsehen ...

Bis die Tage!