Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Kreideweiße Weihnachten
Wuppertal · Weiße Weihnachten? Gibt es bei uns höchstens in der Form, dass man beim Blick auf den Wetterbericht für Wuppertal kreideweiß im Gesicht wird. Wir sollten das einschlägige Liedgut daher langsam umtexten.
Für Barmen zum Beispiel so:
Alle Jahre wieder
kommt der starke Wind
auf die Erde nieder,
wo die Barmer sind.
Kehrt mit starkem Regen,
ein in jedes Haus,
geht auf allen Wegen
mit uns ein und aus ...
Normalerweise wünscht man sich was zu Weihnachten, aber dieses Jahr lässt Weihnachten zu wünschen übrig. Speziell in Wuppertal. Irgendwie hat vieles nicht funktioniert. Das fing mit dem Riesenrad auf dem Neumarkt an, das als „Wuppertal Wheel“ angekündigt wurde, dann aber zum „Godot Wheel“ wurde, auf das wir bis heute warten. Das Einzige, was man im Epizentrum des Elberfelder Weihnachtsmarktes in luftiger Höhe bewundern konnte, waren die starken Videoprojektionen von Wuppertals Allesbeleuchter Gregor Eisenmann auf der Rathausfassade.
Die hätten noch schöner gewirkt, wenn nicht der halbe Neumarkt als romantisches Baustofflager abgeteilt worden wäre, auf dass in der Poststraße auch im Advent weiterhin erfolgreich an der Demontage der Elberfelder Innenstadt gearbeitet werden könne. Ich habe mir diese vermeintlich unverzichtbare Lagerfläche seit Weihnachtsmarkt-Start dreimal angesehen: Da lagen dann jeweils am Rand ein paar dünne Röhren und ein Häufchen Klötze, die zusammen locker in eine Reihenhaus-Garage passen würden, während man auf der leeren Restfläche in der Mitte auch den Sparkassen-Cup im Grundschul-Fußball hätte ausspielen können.
Super gemacht – genau wie die aufwändige Verzierung der Baustellen-Abgrenzungszäune mit dem Ausstellerverzeichnis der vor vier Monaten beendeten Bergischen Expo, die inhaltlich nur mäßig weihnachtliche Stimmung verströmt. Ich war eigentlich nur überrascht, dass oben auf dem Zaun nicht auch noch der Grinch sitzt, der im bekannten Kinderbuch von 1957 bekanntlich das Weihnachtsfest stehlen will ...
Auf anderen Weihnachtsmärkten gab es aber auch Pannen. So sind in Ronsdorf am 10. Dezember der Esel und drei Schafe aus der lebendigen Krippe ausgebüxt und nach Hause in ihren drei Kilometer entfernten Stall gelaufen. Es war schon gegen 17 Uhr, deshalb gehe ich davon aus, dass die Tiere die Nase voll hatten und im Zuge der Work-Wildlife-Balance keine Lust mehr auf Arbeit hatten ...
Apropos keine Lust mehr: Wussten Sie eigentlich, dass auch bei Weihnachtsmännern Fachkräftemangel herrscht? Es gibt kaum noch Menschen, die sich in rote Plüschkostüme zwängen und professionell „Ho, ho, ho!“ machen möchten, klagen einschlägige Vermittlungsagenturen. Möglicherweise liegt es auch daran, dass die Berufsperspektiven fehlen: Durch den Wärmepumpen-Boom werden ja immer mehr Häuser ohne Schornsteine gebaut, wie sollen Weihnachtsmänner denn dann noch ins Haus kommen?
Schöne Weihnachten und bis die Tage!