Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Frühsteinzeitlicher Baumarkt?

Wuppertal · Kennen Sie schon Eris und Pirola? Das ist keine verschollene Oper von Verdi, dahinter verbergen sich vielmehr zwei neue Corona-Varianten, die aktuell mehr Leute umhauen als Mike Tyson zu seinen besten Zeiten im Boxring.

Aufgewacht und mitgemacht ...

Foto: Wuppertaler Rundschau/jak

Während wir uns vor zwei Jahren angesichts dieser Meldung noch die Hände bis auf die Knochen desinfiziert, uns alle zwei Stunden Wattestäbchen bis ins Kleinhirn geschoben und Weihnachten inklusive Karneval abgesagt hätten, interessiert das jetzt nur noch nahe Verwandte von Infizierten, die beiläufig gute Besserung wünschen. Verrückt, wie schnell sich die Dinge ändern ...

Apropos schnell: Am 28. November hat mich die Nachricht elektrisiert, dass die Stadtwerke die Kanalarbeiten auf der Friedrich-Engels-Allee deutlich schneller bewältigt haben als vorgesehen. Die Maßnahme wird Ihnen nicht entgangen sein, weil die B7 Richtung Barmen dafür seit Ende September voll gesperrt ist und Autofahrer deshalb Umleitungen durch Straßen fahren müssen, von deren Existenz die meisten noch gar nichts wussten.

Weil das im Schritttempo passiert, haben sie immerhin besonders viel Zeit, das Neuland gründlich zu besichtigen. Dank geschickt zeitgleich eingerichteter Baustellen auf der A46 und auf Lichtscheid waren auch potenzielle Ausweichstrecken für erfahrene Wuppertal-Fährtensucher perdü. Deshalb brauchte man vom Döppersberg bis zum Alten Markt gerne länger als nach Düsseldorf, was nichts nützt, weil da keiner freiwillig hin will.

In dieser Situation lagen sich angesichts der Stadtwerke-Meldung natürlich wildfremde Autofahrer in den Armen – bis sie den Nachsatz der Meldung lasen: Die Baustelle, hieß es da, gehe jetzt in die Zuständigkeit der Stadtverwaltung über, die zusätzlich die Straßenoberfläche erneuern wolle. Die Arbeiten seien für Anfang Dezember geplant und könnten einige Tage dauern.

Einige Tage sind bis heute 19, ohne dass von neuen Belägen irgendetwas zu sehen ist. Am Montag konnte ich die Lage im Stau auf der immerhin einspurig befahrbaren Piste in Gegenrichtung nach Elberfeld in aller Ruhe studieren. Vom Loh bis zur Kluse tummelten sich auf der Großbaustelle exakt null Bauarbeiter, irgendwo mittendrin stand ein leise vor sich hin weinender Bagger, der wahrscheinlich seinen Führer seit Tagen sehr vermisste.

Ich versuchte, aus dem Auto bei der Stadt anzurufen, um zu fragen, ob man vielleicht irgendwie helfen könne. Von einem Heimwerkerprojekt habe ich nämlich noch einen Eimer Teer über. Aber die voraussichtliche Wartezeit an der Stadtverwaltungs-Hotline dauerte länger als die voraussichtliche Fahrzeit, weshalb ich den Plan verwarf.

Nun hatte man allerdings im Vorfeld darauf hingewiesen, dass sich die Restarbeiten der Stadt witterungsabhängig etwas verzögern könnten. Am Montag herrschte mit sieben Grad Celsius und leichter Bewölkung allerdings nur für extreme Frierhippen eine wirklich lebensfeindliche Umgebung.

Ich kann mir den Stillstand daher nur so erklären, dass bei den Arbeiten Werkzeuge frühsteinzeitlicher Bewohner Unterbarmens gefunden wurden, die jetzt genau wie ein paar hundert Meter weiter die Klötzchen unter der Poststraße von Archäologen abgemalt werden müssen. Sie könnten schließlich darauf hindeuten, dass es hier schon vor 1,8 Millionen Jahren einen Baumarkt gegeben hat, so dass die gesamte Wuppertaler Stadtgeschichte eventuell neu geschrieben werden muss.

Zieht man die Querverbindung zu den Ausgrabungen in der Elberfelder City, liegt ja nahe, dass die Erbauer der dortigen Burg in diesem Baumarkt Trennschleifer, Mischmaschinen und Steine für ihr Projekt gekauft haben. So kommt historisch eins zum anderen, nur wir weiterhin auf der Talachse keinen Meter voran ...

Bis die Tage!