Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Das Downsizing

Wuppertal · Downsizing ist ja gerade im Trend. Falls Sie das Wort nicht kennen: Es heißt so viel wie Verkleinerung oder Schrumpfung, hört sich aber irgendwie besser an.

Der bereits legendäre Baum in Barmen.

Foto: Christoph Petersen

Wenn ich beispielsweise sage: Der Weihnachtsbaum auf dem Barmer Weihnachtsmarkt ist dieses Jahr eine Krüppelkiefer, die auch locker in unser Wohnzimmer gepasst hätte, dann kommt das eher negativ rüber. „Der Weihnachtsbaum in Barmen wurde erfolgreich downgesized“ hört sich dagegen nach einer richtig guten Nachricht an.

Man sollte viel öfter mit diesem Wort arbeiten. Sehr gut funktioniert hat das Downsizing zum Beispiel auch bei den Schülern in Nordrhein-Westfalen. 2021 haben sie bei bundesweiten Studien zum Lernstand so schlecht abgeschnitten, dass von einer Bildungskatastrophe gesprochen wurde. 2022 waren sie dann wesentlich schlechter, aber selbst gebildete Menschen fanden einfach kein Wort mehr, mit dem man Katastrophe noch unterbieten kann. Da würde sich für unsere Schulministerin vielleicht so eine Formulierung anbieten: „Es ist uns gelungen, das Downsizing des Lernstandes mit erfreulicher Kontinuität fortzusetzen.“

Besonders dramatisch fielen die Ergebnisse im Lesen, Zuhören und Schreiben aus. Also in Deutsch. Jeder dritte Neuntklässler erfüllt im Zuhören nicht einmal die Mindeststandards für den mittleren Schulabschluss. Damit bleibt den Betroffenen als Berufsperspektive praktisch nur noch eine Karriere in der Politik.

Im Fach Englisch hat das Downsizing übrigens nicht funktioniert. Schüler können heute besser Englisch als früher. Das liegt aber nicht an großartiger Pädagogik, sondern daran, dass beim Zocken an der Playstation und im Internet viel auf Englisch geht. In der Sprache des Schulministeriums heißt das allerdings nicht Zocken und Surfen, sondern „außerschulische Lerngelegenheit“. Das gefällt mir fast so gut wie Downsizing.

Apropos gefällt mir gut: Überragend finde ich die jüngst bekannt gewordene Idee des Schulministeriums in Düsseldorf, bis zu 3.400 Virtual-Reality-Brillen anzuschaffen, die sich Schulen für ihren Unterricht ausleihen können. Damit können die Schüler dann vielleicht kleine virtuelle Lehrer sehen, weil es echte ja kaum noch gibt. Das ist dann so eine Art Teacher-Downsizing.

Das bisher beeindruckendste Downsizing in unserer Stadt ist übrigens der Handels-Plattform „Online City Wuppertal“ gelungen. Die hat soeben eine neue Backform in historischer Schwebebahn-Optik auf den Markt gebracht. Damit kann man im Ofen einen Kaiserwagen aus Kuchenteig im Format 16x25 Zentimeter herstellen. Wo der echte Kaiserwagen nun schon seit fünf Jahren nicht mehr fährt, kann man sich jetzt stattdessen einen backen. Das nenne ich mal Downsizing in Perfektion!

Bis die Tage!