Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Goofys auf Scootern

Wuppertal · „Goofy“ ist das Jugendwort des Jahres. Das überrascht mich etwas, weil alle dazu von mir befragten Jugendlichen das Wort entweder gar nicht kannten oder es keinesfalls benutzen würden.

Szene aus Langerfeld.

Foto: Jürgen Schwarz

Das ist also ungefähr so, als würde man Manuel Neuer zum Fußballer des Jahres wählen, obwohl er 2023 keine Minute gespielt hat. Dafür kennen wir Älteren Goofy bestens, weil es sich dabei ja um den töffeligen Hunde-Kumpel von Micky Maus handelt, der uns durch eine Kindheit voller Comics begleitet hat.

Ein „Goofy“ im jugendsprachlichen Sinne ist demgemäß ein tollpatschiger Trottel. Und meiner Meinung nach kommt dieses Wort speziell in Wuppertal genau zur richtigen Zeit an. Die ganze Stadt ist nämlich plötzlich voller Goofys, die mit den neuen E-Rollern von Lime durch die Gegend fahren und die Regeln dafür ungefähr so ernst nehmen wie Waldimir Putin dir Meinungsfreiheit.

Mit den Scootern wird schwerpunktmäßig über Gehwege und Fußgänger gefahren, ehe sie genau dort abgestellt werden, wo sie möglichst viel im Weg sind. Das Wuppertaler Wort des Jahres ist damit für mich jetzt schon „mittenmang“ – gesprochen: mi-ön-mang –, weil die Dinger grundsätzlich mittenmang auf dem Bürgersteig stehen, so dass Kinderwagen und Rollstühle großräumige Umleitungen fahren müssen.

Am Mittwoch bin ich an der Südstraße in Elberfeld beinahe von einem lautlos hinterrücks anrollenden Scooterfahrer umgenietet worden, der neben dem eigens für ihn konstruierten Radstreifen mittenmang auf dem Bürgersteig unterwegs war. Ich wollte ihn mit einem höflichen „Du Birnemann, hast du eigentlich noch alle Latten am Zaun?“ auf sein suboptimales Verhalten am Straßenverkehr hinweisen. Aber das brachte nichts, weil der Goofy Kopfhörer aufhatte ....

Die Roller haben sich ja vor zwei Wochen praktisch über Nacht aus dem Nichts in ganz Wuppertal materialisiert. Etwas Vergleichbares habe ich bisher nur in alten Folgen von „Raumschiff Enterprise“ gesehen, wo sich die Besatzung regelmäßig in Nullkommanichts von Bord auf Planeten runtergebeamt hat. Diese blitzartige Roller-Verteilaktion hat beim Betreiber Lime offensichtlich so viele Kräfte gebunden, dass niemand mehr Zeit fand, die Stadt Wuppertal als Vertragspartner rechtzeitig darüber zu informieren. Oder aber die zuständigen Lime-Manager konnten einfach nicht anrufen, weil sie immer noch auf dem Boden liegen und sich darüber kaputt lachen, wie sie die Stadt gelimet, pardon: geleimt haben.

Offensichtlich hat man im Rathaus ja wirklich angenommen, dass der Rollerverleiher seine eigenen Kunden großflächig mit Bußgeldern bestrafen würde, wenn sie die Scooter widerrechtlich abstellen. Wer das glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann, den Osterhasen und eine staufreie A46.

Mein Lieblingsroller diese Woche stand in der Beek in Elberfeld nicht nur mittenmang auf dem Bürgersteig, sondern dabei auch genau quer vor dem abgesenkten Bürgersteig einer Fußgängerampel. Wir haben es also geschafft, erst die halbe Stadt für ein Schweinsvermögen möglichst barrierefrei zu machen, um dann die geebneten Wege mit Rollern zu blockieren. Wobei natürlich nicht die Roller, sondern eben ihre Benutzer das Problem sind, Ich habe für diese Benutzer das Wort „Proller“ erfunden, weil ihnen der Rest der Welt komplett furzegal zu sein scheint.

Die Roller sollen uns übrigens im Rahmen der Verkehrswende dabei helfen, den sogenannten „letzten Kilometer“ zu bewältigen. Ich finde allerdings: Wer fit genug ist, einen Roller zu fahren, könnte diesen Kilometer eigentlich auch ganz gut zu Fuß gehen ...

Bis die Tage!