Rundschau-Kommentar zur Wuppertaler CDU Gibt’s jetzt einen echten Neuanfang?

Wuppertal · Auf und in der Wuppertaler CDU schien und scheint die Sonne nicht gerade üppig. Die Partei, die sich seinerzeit zur Schneidewind-Nominierungs-Zeit mit breiter Brust und viel Aufwind im Steilflug wähnte, ist zuletzt ziemlich übel abgestürzt.

Dr. Johannes Slawig.

Foto: büroluigs

Dass sich das unbedingt ändern muss, steht außer Frage. Ebenso wie es außer Frage stand, dass der stadt- und stadtbildprägende Ex-Kämmerer Johannes Slawig als im wahrsten Sinn des Wortes alter CDU-Fuchs aus der Höhle kommen würde, um in dieser Sache ein Wörtchen mitzureden.

Ob Anja Vesper, die man getrost als klassischen Slawig-Gegenentwurf bezeichnen darf, auch antreten würde, war bis vor Kurzem nicht klar. Jetzt aber ist die Katze aus dem Sack: Am Freitag, 10. November, kommt es beim CDU-Parteitag zur Abstimmung über zwei Personen – und auch über zwei Persönlichkeiten.

Ich möchte jetzt gar nicht die durchgenudelte Spruchweisheit von der ablaufenden beziehungsweise bereits abgelaufenen Zeit alter weißer Männer wiederkäuen. Schon, weil ich mit fast 61 rein technisch gesehen selbst einer bin.

Nein – in dieser CDU-Sache geht es um etwas ganz anderes. Nämlich darum, ob sich eine konservative Partei etwas Neues zutraut. Das, was man frischen Wind nennt. Oder ob sie auf das setzt, was man gerne als „bewährt“ bezeichnet.

Ich kenne Johannes Slawig schon lange und – weil es ohne ihn ein Pina-Bausch-Zentrum in der langsam, aber sicher anfassbaren Form, die sich mehr und mehr konkretisiert, nicht gäbe – schätze ich auch sein Machtbewusstsein.

Trotzdem: Eine Partei ist keine Stadtverwaltung – und sie ist kein Rathaus. Ich denke, in Sachen Parteiführung sollte man auf jemanden setzen, der anders vernetzt ist, ganz anders spricht – ja, auch ganz anders denkt. Und einen Grund, über Anja Vesper zu sagen, sie habe keine Ahnung von Verwaltung und Rathaus(-Politik), gibt es definitiv nicht. Im Gegenteil.

Was ich wirklich spannend finde, ist der Abstimmungsablauf bei einem CDU-Parteitag. Während beispielsweise die SPD ein sogenanntes Delegiertenverfahren hat, bei dem tatsächlich im Vorfeld schon vieles eingestielt und wasserdicht gemacht werden kann, geht’s bei der CDU – man höre und staune – quasi basisdemokratisch zu. Alle Wuppertaler Parteimitglieder (es sind etwa 800) sind zum Parteitag eingeladen – und jedes Mitglied hat eine eigene Stimme. Entscheidend wird also sein: Wie viele kommen am 10. November zum Parteitag? Und wer kommt?

Vor Jahren gab es in der Stadthalle eine ähnliche Live-Veranstaltung, um Uwe Schneidewind von den CDU-Mitgliedern „absegnen“ zu lassen. Damals hat sich das wie ein echter Neuanfang angefühlt. War es aber dann doch nicht.

Und jetzt? 10. November, „Concordia“. Neuanfang 2.0?