Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Beauty-Score 45

Wuppertal · Tabellen im Fußball sind ja relativ eindeutig: Die besten Mannschaften stehen oben und die schlechtesten unten. Für den WSV trifft aktuell Letzteres zu, deshalb war die Mindesthaltbarkeit des im Sommer neu verpflichteten Trainers leider noch kürzer als die einer Tüte H-Milch.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Nicht ganz so eindeutig ist eine andere Tabelle, in der Wuppertal ebenfalls weit hinten liegt. Es handelt sich um den „Beauty-Score“, den ein Daten-Institut für die 82 größten deutschen Städte erhoben hat. Da rangiert Wuppertal nur auf Platz 70, was nicht unbedingt überraschend wäre, wenn es dabei um die Schönheit der betreffenden Städte ginge. Statistisch betrachtet hat Wuppertal ja momentan sogar noch mehr Baustellen als der WSV und macht es einem nicht ganz so leicht, es sehr lieb zu haben.

Bei näherem Hinsehen erkannte ich aber, dass es nicht um die Schönheit der Städte selbst geht, sondern um die Frage nach der „Beauty-Hauptstadt“ Deutschlands. Ohne das Kleingedruckte zu lesen, regte ich mich sofort tierisch auf. Denn auf der von 0 bis 100 reichenden Skala des „Beauty-Scores“ kommt Wuppertal gerade mal auf 45, während Düsseldorf als Spitzenreiter eine glatte 100 hat.

Soll das etwa heißen, dass durchschnittliche Düsseldorfer mehr als doppelt so schön sind wie Wuppertaler? Ich hielt mir kurz den aus alten gegerbten Lederflicken zusammengesetzten und die Perücke von Rod Stewart auftragenden Düsseldorfer Lebemann Bert Wollersheim vor Augen. Der alleine versaut den „Beauty-Score“ ja schon dermaßen, dass diese Berechnung niemals stimmen kann.

Die Erklärung stand weiter unten: Der „Beauty-Score“ soll nämlich abbilden, wie viele Haarentfernungsstudios, Nagelstudios, Kosmetikstudios, Permanent-Make-up-Läden, Kliniken und Praxen für plastische Chirurgie sowie Kosmetik- und Parfümgeschäfte es in einer Stadt pro Einwohner gibt. Je höher dieser Wert ist, desto gepflegter soll laut der Datenanalyse angeblich die Bevölkerung einer Stadt sein.

Das würde ich persönlich aber ein bisschen anders sehen, denn wer gut aussieht, braucht die ganzen Einrichtungen ja gar nicht. Ich lese die Statistik daher so, dass Düsseldorfer offensichtlich einen doppelt so hohen Bedarf an Beauty-Nachhilfe haben wie Wuppertaler. Diese Notwendigkeit ergibt sich logischerweise schon daraus, dass sie im Prinzip ständig Nasenkorrekturen machen lassen müssen, weil sie selbige ja gerne viel zu hoch tragen.

In vielen Boutiquen auf der Königsallee werden Frauen außerdem gar nicht bedient, wenn sie mangels Botox-Injektionen noch über Mimik verfügen und die Stirne runzeln können, weil ein paar Hühneraugen-fördernde Schläppchen von Louis Wittong 2.500 Euro kosten sollen.

Wir Wuppertaler Naturschönheiten haben so ein Gewese gar nicht nötig. Und das muss ganz offensichtlich sein, denn der bekannt scharfe Beobachter Heinrich Böll hat schon vor 60 Jahren deutlich erkannt und gesagt: „Wuppertal schminkt sich nicht“, obwohl ihm gar keine belastbaren Daten über unseren „Beauty-Score“ zur Verfügung standen. Unser Platz 70 im Ranking ist also ein großer Erfolg. Nur dass die Solinger mit „Beauty-Score“ 43 noch naturschöner sein sollen als wir, macht mich irgendwie ein bisschen skeptisch ...

Bis die Tage!