Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Silvester im Dreierpack
Wuppertal · Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr, in dem wir gleich zu Beginn wieder feststellen dürfen, dass bei der Wuppertaler Stadtverwaltung die Uhren etwas anders gehen. Das ist diesmal allerdings nicht metaphorisch im Hinblick auf die Bürokratie, sondern tatsächlich wörtlich gemeint.
Denn am wunderhübschen Elberfelder Rathaus (von dem ich natürlich weiß, dass es Verwaltungshaus heißt, aber ich weigere mich, diesen unwürdigen Begriff zu schreiben) gibt es leider ein handfestes chronometrisches Problem: Die vier Uhren ganz oben an den Seiten des Turms zeigen unterschiedliche Zeiten an! Auf der Nord- und Südseite präsentieren sie die korrekten Stunden und Minuten, im Osten und Westen ist es dagegen entweder achteinhalb Stunden früher oder 3 Stunden und 20 Minuten später. Weil es keine Datumsanzeige gibt, weiß man das natürlich nicht genau.
Der Fehler ist bereits am 13. Dezember aufgefallen, war aber in der Kürze der Zeit bis Silvester nicht zu beheben, was dazu geführt hat, dass man in Elberfeld den Jahreswechsel mit Blick auf die Turmuhr im Prinzip gleich dreimal feiern konnte. Sowas geht sonst nur, wenn man mit dem Flugzeug am 31. Dezember durch diverse Zeitzonen düst.
Leider wurde es versäumt, aus dem sicherlich international ziemlich einmaligen Phänomen von drei dramatischen Zeitverschiebungen auf höchstens 20 Metern Luftlinie ein Silvester-Partyformat abzuleiten. Etwa in Form einer zwölfstündigen XXL-Polonaise rund ums Rathaus, bei der man insgesamt dreimal die Korken knallen lassen kann.
Damit wären wir weltberühmt geworden und hätten möglicherweise sogar führende Kugelbomber aus aller Herren Länder angelockt. Diese für Laien streng verbotenen Feuerwerks-Sprengsätze, mit denen man sich sehr erfolgreich Gliedmaßen abtrennen oder ganz aus dem Leben verabschieden kann, sind ja offensichtlich der neueste pyrotechnische Silvester-Schrei für alle Birnemänner, denen es auf der Welt noch nicht genug knallt. Kaum vorstellbar, dass wir uns als Kinder noch mit Zissken begnügt haben, deren dezentes Geknatter kaum von den schlimmen Blähungen der Erwachsenen nach dem Verzehr sehr vieler pikanter Fondue-Saucen zu unterscheiden war ...
Apropos Kinder: Zehn bis 20 Prozent von denen können inzwischen analoge Uhren nicht mehr lesen und sind deshalb vom Turmuhr-Problem gar nicht betroffen. Ob zwei der vier Rathaus-Uhren vielleicht deshalb beleidigt den Dienst quittiert haben, ist nicht bekannt. Nach den Ursachen soll jetzt eine Fachfirma suchen. Wuppertaler wissen aber sehr wohl, dass die Uhren in der Vergangenheit immer wieder stehen geblieben sind und zuletzt 2023 repariert werden mussten.
Meine Theorie ist daher, dass sich die Zeigerwerke einfach regelmäßig ihrer städtebaulichen Umgebung anpassen, wo ja auch seit Jahren die Zeit stehen geblieben ist. Die Uhr im Westen guckt auf den nicht mehr vorhandenen Kaufhof und die im Westen Richtung Gathe – wenn ich ein Zeiger wäre, würde ich auch im Leben nicht auf die Idee kommen, dass hier irgendetwas vorangeht ...
Bis die Tage!