Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Nicht bregenklöterich

Wuppertal · Drei Jahre lang haben wir auf einen greifbaren Bewies dafür gewartet, dass es sich bei Olaf Scholz nicht um einen emotionslosen Kanzler-Roboter handelt, der Humor für eine norddeutsche Sumpflandschaft hält. Geliefert hat er ihn leider erst jetzt – ausgerechnet nachdem ihm das nie vorhandene Vertrauen entzogen wurde.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Und zwar bei einem Interview im ZDF, in dem er erst sieben Minuten lang mit dem Temperament eines pensionierten Trauerredners die üblichen auf seiner Festplatte gespeicherten Null-Anwort-Satzbausteine sprach, dann aber wie aus dem Nichts diesen Satz raushaute: „Fritze Merz erzählt gern Tünkram.“

Die dadurch in der Bevölkerung ausgelöste Überraschung wäre nur noch zu toppen, wenn der Bundespräsident mitten in seiner stets an Weihefülle nicht zu überbietenden Neujahrsansprache sagen würde: „Landsleute, chillt mal eure Base.“

Als großer Freund jeglicher Mundarten wusste ich natürlich sofort, dass Scholzens plattdeutscher Spruch auf Hochdeutsch „Friedrich Merz erzählt gerne Unsinn“ und auf Wuppertaler Platt so in etwa „Fritzken Merz kallt enz gään Kokolores“ heißt. Völlig neu war mir aber ein Wort, mit dem der CDU-Politiker Andreas Mattfeldt, der dem erstaunlicherweise in Berlin ebenfalls existierenden „Parlamentskreis Plattdeutsch“ angehört, auf den Kanzler-Klopper reagierte: Er sagte, Scholz sei bei seiner Beschreibung von Friedrich Merz ein bisschen „bregenklöterich“. gewesen.

Dieser Begriff, der so viel wie „wirr“ bedeutet, ist absolut großartig: Fünf wunderbare Silben, die viel mehr Spaß machen als das viel zu kurze und spröde „wirr“. Deshalb müssen wir ihn unbedingt auch in Wuppertal einbürgern. Zu diesem Zweck werde ich ihn Zukunft öfter mal benutzen.

Vielleicht klappt es ja schon bei dem Thema, über das ich eigentlich schreiben wollte, als der Scholzomat dazwischen kam. Ich hatte nämlich vorigen Samstagmittag auf dem Weg in die Elberfelder City gehört, dass in Düsseldorf zeitgleich gerade der Verkehr zusammenbricht, Teile der Innenstadtstraßen gesperrt und alle Parkplätze überfüllt sind. Wer dort einkaufen wolle, solle Shuttle-Parkplätze ungefähr in der Nähe der holländischen Grenze nutzen und sich sodann mit Bus und Bahn in den Stau stellen. Die Landeshauptstadt drohte also unter dem Andrang der Weihnachtsmarktbesuchenden und Weihnachtseinkaufenden komplett zusammenzubrechen.

Warum man sich erst in eine Autoschlange und dann freiwillig auf der Kö in die Schlange vor Läden stellt, in denen man für sehr viel schönes Geld sehr hässliche Taschen oder Klamotten kaufen kann, die selbst Heidi Klum nicht stehen, wird sich mir nie erschließen. In Elberfeld waren dagegen auf dem Weihnachtseinkaufshöhepunkt am vorigen Samstag um 13 Uhr im Parkhaus am Johannisberg ungefähr 100 Meter von der Fußgängerzone entfernt 272 Plätze frei.

Und entgegen anderslautender Gerüchte sind in diesem Stadtteil auch ohne das vorherige Engagieren eines Detektivs noch Geschäfte aufzuspüren, in denen man shoppen kann. Und wenn man in Elberfeld keine Weihnachtsbeleuchtung sieht, dann liegt es im Gegensatz zur Landeshauptstadt wenigstens nicht daran, dass lauter Holländer davor stehen und die Sicht versperren, sondern schlicht daran, dass gar keine da ist.

Ich räume allerdings ein, dass auf den Produkten in den Schaufenstern seltener als in Düsseldorf Dolce & Gabbana, Prada oder Luis Vuitton draufsteht. Aber Wuppertaler sind ja auch nicht so bregenklöterich, für so einen Tünkram Tausende von Euro auszugeben ...

Bis die Tage!