Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Der Schlick muss weg

Wuppertal · Zu den wenigen Dingen, die man in diesen Tagen noch gratis bekommt, gehört ein Schluckauf. Als mich selbiger jetzt in der Redaktion ereilte, ließ ich die anwesenden Kollegen auf gut Wuppertalerisch wissen: „Driete, ich happen Schlick.“

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Das brachte mir statt des erhofften Mitleids nur fragende Blicke ein. Offensichtlich wusste das Büro-Gemisch aus jungen Wuppertalerinnen und Migranten aus Süddeutschland mit diesem medizinischen Fachbegriff der einheimischen Mundart gar nichts mehr anzufangen. Durch hartnäckiges Hicksen konnte ich ihnen die Bedeutung von „Schlick“ aber relativ schnell vor Augen führen.

Nun gibt es gegen den Schlick ja relativ viele Hausmittel, deren Anwendung mir unmittelbar von allen Seiten empfohlen wurde. Am bekanntesten ist das Luftanhalten. Das funktioniert bei mir aber nur, wenn ich etwa zehn Minuten nicht einatme und deshalb versterbe. Dann ist der Schlick tatsächlich weg.

In der Apotheken-Umschau, dem bunten Magazin rund um die schönsten Gebrechen von Alt und Jung, las ich nach, dass der Schlick offensichtlich meist durch eine Reizung des Zwerchfellnervs entsteht. Zwerchfellreizungen in Form von Lachen kennen wir ja aus dem täglichen Leben, wenn wir zum Beispiel politisches Kabarett oder Karl Lauterbachs Frisur im TV sehen. Manchmal scheint die Reizung aber ähnlich aus dem Ruder zu laufen wie der Wuppertaler Finanzhaushalt und führt dann wohl zum Schlick.

Tatsächlich empfiehlt auch die Apotheken-Umschau, zur Abhilfe den Zwerchfellnerv mit diversen Hausmitteln abzulenken, auf dass er sich mit anderen Dingen als dem Schlicken beschäftige. Ablenkung sei überhaupt das A und O bei der Schlick-Bekämpfung. Sehr beliebt ist es dabei, den Schlickenden zu erschrecken. Die Kollegen sahen das auch so und gaben sich redlich Mühe, selbiges mit mir zu veranstalten.

Nun ist es aber leider sehr schwierig, jemanden quasi mit Ansagen zu erschrecken. So wurden mir erfolglos Bilder von Putin und Trump, meine neue monatliche Stromkostenabschlagszahlung und ein Video der jüngsten Niederlage des WSV gegen den SV Wosolldatannsinn Rödinghausen vorgeführt. Dann zeigten Sie mir ohne Vorankündigung die Pläne für den künftigen Wuppertaler Verwaltungsvorstand, der bald mehr Dezernate hat als die Stadt Mitarbeiter, was für einen Moment der Atem- und Schlicklosigkeit reichte, der aber schnell verging.

Die Apotheken-Umschau berichtete auch noch über das alte Hausmittel, an sieben Männer mit Glatze zu denken. Mir fielen auf die Schnelle aber nur Bruce Willis, Kojak und Meister Proper ein, weshalb ich wiederum an Meister Pröpper denken musste, der Rödinghausen in seinen großen Tagen sicher ganz alleine geschlagen hätte. Wahrscheinlich sogar noch mit Schlick.

Ratschlägen aus dem Internet folgend habe ich dann noch mit beiden Daumen auf die Nasenflügel gedrückt, gleichzeitig mit den Zeigefingern die Ohren zugehalten und 13 Mal geschluckt. Das hat mich persönlich wegen der Dämlichkeit des Vorgangs tief beeindruckt, den Schlick aber weniger. Ähnliches galt für den Tipp, an der Zunge zu ziehen.

Nachdem ich mich selbst durch den ganzen Verlag gezogen hatte, war ich am Ende draußen im Treppenhaus und der Schlick immer noch in mir drin. „Dat ist doch - hicks - alles Kappes“, schimpfte ich und ließ wissen: „Ich schreib den ganzen - hicks - Quatsch jetzt auf“

Habe ich soeben gemacht. Und jetzt denke ich noch über den Schlusswitz nach. Welchen nehme ich da bloß? Womit könnte man sich noch ablenken? Baustellen zählen in der Elberfelder City? Die durchschnittliche Wartezeit auf Regionalzüge ausrechnen, die am Wuppertaler Hauptbahnhof nicht ankommen? Oder die fünf schönsten lokalen Stadtentwicklungsprojekte auflisten, deren Ergbnis sich hnterher nicht sehen lassen kann?

Während ich so darüber nachdenke, merke ich plötzlich: Der Schlick ist ja weg! Wenn Sie also das nächste Mal einen haben, schreiben Sie doch einfach 144 Zeitungszeilen voll ...

Bis die Tage!