Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Meistermaler Pröpper
Wuppertal · Alle reden über ChatGPT. Falls Sie nicht so digital sind: Dabei handelt es sich um eine Internet-Plattform, die alle möglichen Fragen beantwortet und Aufgaben für einen erledigt.
Man kann da zum Beispiel eingeben: „Schreibe einen Aufsatz über Kaulquappen“ und bekommt dann ratzfatz einen fertigen Text. Die Schüler von heute träumen daher davon, nie wieder Hausaufgaben machen zu müssen und ihre eigene komplett durch künstliche Intelligenz zu ersetzen.
Da wollte ich natürlich auch mal ausprobieren, ob ChatGPT nicht auch die Satiren für mich schreiben kann. Dabei durfte ich zunächst feststellen, dass ChatGPT große Ähnlichkeit mit der Wuppertaler Stadtverwaltung hat. Es ist nämlich ebenfalls meistens überlastet und nicht erreichbar. Donnerstag war ich aber erfolgreich und gab ein: „Schreibe eine Satire über Wuppertal.“ Die war 15 Sekunden später fertig und ging so:
„Wuppertal, die Stadt der Schwebebahn und des grauen Wetters. Wer hier lebt, der weiß, dass es eigentlich nur zwei Jahreszeiten gibt: den Winter und den Vorwinter. Doch das ist noch lange nicht alles, was diese Stadt zu bieten hat.
Ein Spaziergang durch die Innenstadt gleicht einer Zeitreise in die 80er Jahre. Überall findet man Geschäfte, die schon lange ausgestorben zu sein scheinen. Doch das ist noch lange nicht das Schlimmste. Wenn man sich traut, in eines der vielen Cafés oder Restaurants zu gehen, dann wird man schnell feststellen, dass das Essen hier oft so gut wie ungenießbar ist. Wenn es um das Essen geht, dann ist Wuppertal wohl eher eine Stadt, die man meiden sollte.
Doch das ist noch lange nicht alles. Wuppertal hat auch eine reiche Kunstszene. Jeden Monat findet man hier mindestens eine Ausstellung, die man besuchen kann. Doch Vorsicht! Wenn man sich auf den Weg zu einer dieser Ausstellungen macht, dann sollte man genug Zeit einplanen. Denn es kann gut sein, dass man sich erst einmal durch das Labyrinth aus engen Gassen und Straßen kämpfen muss, um überhaupt dorthin zu gelangen.
Doch das Highlight der Stadt ist natürlich die Schwebebahn. Wenn man zum ersten Mal in Wuppertal ist, dann denkt man, dass die Schwebebahn die Lösung aller Verkehrsprobleme sein müsste. Doch wenn man einmal damit gefahren ist, dann weiß man, dass das nicht der Fall ist. Die Fahrt gleicht einer Achterbahnfahrt, bei der man sich am besten festhalten sollte. Aber keine Sorge, die Aussicht ist toll. Man sieht nämlich nicht nur die Dächer von Wuppertal, sondern auch den Himmel, denn die Schwebebahn ist so langsam, dass man genug Zeit hat, in die Wolken zu schauen.
Insgesamt kann man sagen, dass Wuppertal eine Stadt ist, die man entweder liebt oder hasst. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, der wird sicherlich nicht enttäuscht werden. Aber Vorsicht! Es könnte gut sein, dass man sich schnell verläuft oder am Ende doch noch im Vorwinter hängenbleibt.“
So, hat Ihnen das gut gefallen? Nein? Da bin ich aber froh, denn dann werde ich ja offensichtlich doch noch gebraucht. Wobei ChatGTP da ganz andere Erkenntnisse hat. Auf die Frage „Was macht Roderich Trapp bei der Wuppertaler Rundschau?“ antwortet der Roboter nämlich: „Roderich Trapp war früher der Redaktionsleiter der Wuppertaler Rundschau ... Trapp ist mittlerweile nicht mehr bei der Wuppertaler Rundschau tätig, aber seine Arbeit als Redaktionsleiter hat dazu beigetragen, dass die Zeitung zu einer wichtigen Informationsquelle für die Bürgerinnen und Bürger von Wuppertal geworden ist.“ Letzteres ist schön, aber von einem Chat-Programm über meine Entlassung informiert zu werden, macht mich doch etwas betroffen.
Ich bin damit aber immer noch besser dran als Wuppertals größtes Fußball-Idol: „Wer ist Günter Pröpper?“ Antwort von ChatGPT: „Günter Pröpper war ein deutscher Maler und Künstler, der 1936 in Wuppertal geboren wurde und 2006 in Dortmund verstarb. Er war einer der bedeutendsten Vertreter der Pop-Art-Bewegung in Deutschland.“ Nun kennen wir Meister Pröpper, aber von Meistermaler Pröpper haben weder Kunstexperten noch das Internet je gehört.
Meine Skepsis nahm weiter zu, als mir ChatGPT dann auf weitere Fragen auch vom Europapokalsieg des Bergischen HC im Jahr 2019 und den beiden Teilnahmen des WSV am DFB-Pokalfinale erzählte. Und Tuffi ist nach den Erkenntnissen dieser künstlichen Intelligenz aus einem Güterwagen der Schwebebahn gesprungen, woran eine Bronzestatue am Bahnhof Zoo erinnert ...
Ein paar Stunden später fielen die Antworten auf die gleichen Fragen übrigens wieder ganz anders aus. Da war ich zum Beispiel nicht nur wieder eingestellt, sondern auch Autor mehrerer Bücher über Wuppertal und seine Geschichte. Sollte ich die tatsächlich irgendwann mal schreiben, würde ich dabei eher nicht auf ChatGTP zurückgreifen. Und das würde ich auch allen Schülern empfehlen. Außer, sie wollten schon immer mal durchs Abitur fallen ...
Bis die Tage!