Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Männer-Nationalfrauschaft

Wuppertal · Eine Meldung hat mich am Montag aufhorchen lassen: Vorwerk ist neuer Sponsor der Frauen-Fußballnationalmannschaft. Erstaunlich daran ist weniger die Tatsache an sich, dass der Thermomix jetzt beim DFB Einzug hält.

Von li.: DFB-Geschäftsführer Holger Blask, Dr. Thomas Stoffmehl (Vorstandssprecher der Vorwerk SE & Co. KG), Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, Sido Jan Hofmann (General Manager von Vorwerk Deutschland) auf dem DFB-Campus in Frankfurt.

Foto: Thomas Boecker/DFB

Im Prinzip war das sogar überfällig, denn ausweislich seines Preises kann das mittlerweile voll digitalisierte und vernetzte Gerät auf seinem Display sicherlich auch taktische Rezepte für Spiele gegen europäische Top-Teams anzeigen. Wundersam ist viel mehr, dass wir inzwischen zwar dazu neigen, alles zu gendern, was nicht bei drei auf dem Baum oder der Bäumin ist, aber die weibliche DFB-Auswahl immer noch Frauen-Nationalmannschaft heißt.

Wie konnte das passieren? Das müsste doch eigentlich längst die Nationalfrauschaft sein. Moment, werden Sie mir jetzt entgegenhalten, Mannschaft ist doch ein feststehender Begriff. Bambini-Teams heißen ja auch nicht Kindschaft. Aber kann man mit so einem schwachen Argument die Gender-Welle wirklich brechen?

Da erwächst in einem doch eher der Verdacht, dass die alten weißen Männer beim DFB, die den Nationalfrauschaftsmitgliederinnen 1989 jeweils ein Kaffeeservice als Prämie für den Gewinn der Europameisterschaft spendierten, hier rhetorisch die letzte Fahne des Fußballpatriarchats hochhalten. Schließlich mussten sie bereits entsetzt zur Kenntnis nehmen, dass die höchste TV-Einschaltquote aller Fußballübertragungen 2022 von der Nationalfrauschaft erzielt wurde, die dem Trikot mit der Bundesadlerin drauf bei der EM deutlich mehr Ehre machte als die männlichen Kollegen ihrem Adler bei der WM.

Diese ignorante Position können die Funktionäre nicht mehr lange durchhalten. In Kürze werden wir im Defensivbereich über konsequente Fraudeckung sprechen (wobei mir dieser Begriff auch nicht ganz unproblematisch zu sein scheint) und die rote Karte fordern, wenn die Foulende bei der Notbremse letzte Frau war.

Um im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit Versäumtes zu kompensieren, wäre es eigentlich sogar konsequent, die nächsten Jahrzehnte über aus Mannschaften generell Frauschaften zu machen und dann von Spielen der Männer-Nationalfrauschaft zu berichten. Deren Akteure müssen natürlich „Hinterfrau“ schreien, wenn sich Gegenspieler nähern und drei stark behaarte Vertreter in den Frauschaftsrat wählen. Das mag lustig klingen, war umgekehrt für Frauen aber nun mal jahrzehntelang Realität.

Deshalb gebührt auch einigen bekannten Fußballvereinen großes Lob, die schon vor geraumer Zeit gleich ihren ganzen Club fraulich benannt haben. Zum Beispiel Viktoria Köln, Hertha BSC Berlin oder der SV Wehen Wiesbaden, der sogar den Geburtsvorgang als Hommage an das weibliche Geschlecht in den Vereinsnamen integriert hat.

So richten wir also gemeinsam den Blick nach vorn auf den kommenden Mittwoch, wenn im Stadion am Zoo die Männer-Regionalligafrauschaft des Wuppertaler SV im Pokal gegen die Drittliga-Frauschaft von Rot-Weiß Essen spielt. Ein Derby-Klassiker, bei dem ganze Kerlinnen aus dem WSV-Frauschaftsbus steigen müssen, wenn man den Einzug in die Hauptrunde schaffen will. Dort würden immerhin attraktive Duelle gegen Traditionsvereine wie Waldhof Frauheim winken.

Wobei: Am meisten gedient ist den Fussballfrauen aber vielleicht, wenn man zu ihren Spielen geht. Die Frauen-Frauschaft des WSV kickt beispielsweise am Sonntag um 17 Uhr auf dem Stadionnebenplatz in der Bezirksliga gegen SV Oberbilk. Die beste Torjägerin dieser WSV-Frauen-Frauschaft heißt übrigens ausgerechnet Zimmermann – ich glaube, jetzt komme nicht mehr klar ...

Bis die Tage!