Kommentar: Die Kultur-Szene gibt Gas Kunsthalle, Kiefer & Co.
Wuppertal · Immer wenn in der Stadt alles darniederzuliegen scheint, und die Menschen den Eindruck haben, von schlechten Nachrichten in Sachen Haushalt & Co. überspült zu werden, lohnt sich ein Blick auf die Kultur-Szene. Denn da läuft einfach immer etwas – und zurzeit sogar ziemlich viel mit Volldampf.
Da gibt es vor allem zuerst einmal den fulminanten Start der weithin sichtbar künstlerisch illuminierten Barmer Kunsthalle im Haus der Jugend am Geschwister-Scholl-Platz: Die dort noch bis zum 11. Januar kommenden Jahres laufende Ausstellung „Shared Spaces“ erstreckt sich über die etwa 400 Quadratmeter große Fläche im ersten Obergeschoss bis auf den Vorplatz. Dort gibt es unter freiem Himmel eine Sauna mit integrierter Bar vom Kunstkollektiv „Baltic Raw Org“ sowie einen Brunnen des Künstlers Raul Walch als sozialem Treffpunkt.
Im Inneren der Kunsthalle, die als Hotspot für zeitgenössiche Kunst für die kommenden drei Jahre von der Bergischen Uni betreut und bespielt wird, sind Neon- und Licht-Installationen, Videos, Soundarbeiten und Performances zu erleben. Unser obiges Foto von Simone Bahrmann zeigt eine der Licht- und Farbinstallationen, die beim Beginn von „Shared Spaces“ zu sehen war. .Die Ausstellung ist donnerstags von 10 bis 19 Uhr und freitags von 14 bis 19 Uhr zu sehen.
Zeitgenössische Kunst gibt es auch in Elberfeld im Von der Heydt-Museum: Dort hängt seit Kurzem ein riesiges und beeindruckendes Bild von Anselm Kiefer. Den bekam man in Wuppertal bisher nicht zu sehen. Möglich wurde das durch die Robke-Stiftung. Auch hier zeigt sich – wie so oft in Sachen Kunst und Kultur: Ohne einzelne Engagierte beziehungsweise Gruppen von Menschen, die sich hinter der Fahne eines Zieles versammeln, geht es nicht. Und diese Menschen gehören auch nicht zu den Meckerern, Bedenkenträgern, Monatelang-Abwägern oder gar einfach Vernagelten, die Wuppertal (und damit sich selbst als Menschen der Stadt) nichts zutrauen und nichts gönnen.
Wie es geht, zeigt darüber hinaus immer wieder die sogenannte freie Szene, die bestimmt nicht von munter sprudelndem Geld verwöhnt ist: Ich erwähne – stellvertretend für viele andere Locations – hier die „Insel“ an der Wiesenstraße. Dort gibt es beinahe täglich Abende mit ganz vielen Schwerpunkten, wobei das Angebot von Talk und Literatur über Jazz bis hin zu kleinerem Theater reicht.
Was ich mit all dem sagen will: Für das übliche Wuppertaler Lamento und Geheule gibt es – wenigstens was die Kultur angeht – nicht den Hauch einer Berechtigung. Überall laufen Veranstaltungen – selbst im Schauspielhaus wird mit der Überschrift „Pina-Bausch-Zentrum under construction“ immer wieder etwas geboten.
Ich fände es toll, wenn die in dieser Stadt, denen das Nörgeln und Quengeln offenbar so unverzichtbar ist, sich all die aus der Kultur, die einfach mal machen, zu Vorbildern nähmen.