Kommentar zu den Gewerbe-Potenzialflächen Rechnung ohne die Eigentümer gemacht

Wuppertal · Über zwei Jahre hinweg haben sich Verwaltung, Wirtschaftsförderung und Ratsfraktionen in zehn Workshops und bei zwei Ortsbesichtigungen damit beschäftigt, potenzielle Flächen zu identifizieren, die in Wuppertal als Gewerbegebiete infrage kommen könnten.

Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Das Ergebnis ist eine umfangreiche Beschlussvorlage, in der sechs Areale favorisiert werden, die man jetzt nach Möglichkeit entwickeln will. Zusammengerechnet bilden sie sogar noch etwas mehr als die in Wuppertal wohl nicht nur rechnerisch in der Zukunft benötigten 120 Hektar Gewerbegebiet ab. Kleiner Schönheitsfehler dabei: Ein Großteil dieser Fläche gehört der Stadt gar nicht. Und sie wird sie auch nicht bekommen.

Acht Eigentümer der größten ausgeguckten Fläche am Aprather Weg haben nach Bekanntwerden der Pläne über einen gemeinsamen Anwalt schriftlich mitgeteilt, dass sie ihren Landbesitz unabhängig von der möglichen künftigen Ausweisung als Gewerbegebiet in keinem Fall verkaufen werden und auch juristisch gegen die Planung vorgehen würden. Damit sind im Hieb 52,5 der stolz präsentierten insgesamt 129 Hektar de facto gar nicht verfügbar.

Warum aber hat man das im Vorfeld eigentlich nicht abgefragt und sich damit weiteren Aufwand gespart? Gegenüber der Rundschau haben die Aprath-Eigentümer bestätigt, dass sie erst wenige Tage vor dem Bekanntwerden der Pläne schriftlich über das Vorhaben informiert wurden. Genau wie die ebenfalls nicht verkaufswillige Grundstücksbesitzerin Sonja Milow auf Linde, wo sich die Frage noch massiver stellt: Von den 29,4 Hektar des Areals gehören der Stadt gerade einmal 6,5, an den Rest dürfte sie schwerlich herankommen.

Trotzdem hat sich ein Haaner Planungsbüro bereits in einer 45 Seiten starken Studie mit der Machbarkeit eines Gewerbegebiets auf dieser besonders favorisierten Fläche beschäftigt und vier unterschiedliche Bebauungs- und Erschließungsvarianten untersucht. Ein „Strukturkonzept“ für die Tonne?

Diese Herangehensweise ist für mich absolut nicht nachvollziehbar. Plausibel erklären konnte sie mir im Rathaus bisher auch niemand. Wobei sich die Kritik nicht an die Adressen der neuen Wirtschaftsdezernentin und der neuen Wirtschaftsförderungs-Chefin richtet. Sie waren ja noch nicht dabei, als der Prozess angestoßen wurde. Und inzwischen nicht mehr da ist Dezernent Frank Meyer, dessen Geschäftsbereich beim Thema Stadtplanung den berühmten Hut auf hatte.

Sehr wohl noch da sind aber die Politiker, die an diesem Ablauf beteiligt waren. Und die haben dem Vernehmen nach jetzt gerade ein ziemliches Problem mit dem Thema ...