Leserbrief „Das gute Leben in der Stadt zum Maßstab“

Wuppertal · Betr.: Geplante Ausweisung von Gewerbe- und Wohnflächen

Die so genannte „Potenzialfläche“ am Aprather Weg.

Foto: Simone Bahrmann

Der sich in Gründung befindliche „Ernährungsrat Wuppertal“ hält die Planungen der Stadt Wuppertal zur Ausweisung von rund 140 Hektar bisher unbebauter Grün- und Ackerflächen „nicht für zukunftsfähig“. Die Stellungnahme im Wortlaut.

Mit der beabsichtigten Bebauung dieser Flächen wird unwiderruflich das vernichtet, was den Standort Wuppertal bisher auch für die Wirtschaft attraktiv machte:

● Eine attraktive, vielfältige, gewachsene Kulturlandschaft für die Naherholung.
● Eine kleinteilige Landwirtschaft, die das Potenzial hat, auf den Wuppertaler Märkten lokale Produkte anzubieten.
● Zusammenhängende Wald- und Wiesengebiete, die bei Starkregen Wasser aufnehmen können und im Sommer wichtige Kaltluftentstehungsgebiete und -schneisen für die Stadt darstellen.

All dies soll für die Begehren der Wuppertaler Wirtschaftsförderung nach mehr Fläche geopfert werden, die behauptet, hierdurch könnten neue Unternehmen angelockt werden, die Arbeitsplätze schaffen und Gewerbesteuer zahlen. Anscheinend sind die Anforderungen innovativer und moderner Unternehmen an das städtische Umfeld an dieser Institution noch nicht angekommen.

Diese schauen nach guten sozialen Infrastrukturen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Kitas, Schulen), nach hochwertigen Wohnvierteln mit Grünflächen und nach Angeboten für einen umweltverträglichen und sozial verträglichen Lebensstil (Ernährung, Gesundheit). Wuppertal hat hier Einiges zu bieten und sollte mit der geplanten BUGA entsprechend weiter ausgebaut werden. Dies alles wird durch die geplanten Flächenversiegelungen konterkariert. Diese Planungen schaden dem Wirtschaftsstandort, weil in einer grauen, versiegelten und überhitzten Stadt niemand leben will.

Stattdessen brauchen wir mehr Innenentwicklung: Renaturierung alter Industriebrachen, neue urbane Gärten für eine produktive Essbare Stadt, ein Brachflächenregister für ein konsequentes Flächenrecycling, urbane Gewerbehöfe für grüne Wirtschaftszweige (zum Beispiel im Umfeld der S-Bahnhöfe), lebenswerte, innerstädtische Wohnräume durch Erschließung/Restaurierung vorhandener Bebauung und eine verlässliche Unterstützung der lokalen Landwirtschaft (zum Beispiel bei der regionalen Vermarktung).

Diese Aspekte sollten in einem integrierten Handlungsansatz zusammengeführt werden, in dem die Flächenbedarfe und Gestaltungsvorschläge aus den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen eingebracht werden können und öffentlich über die Prioritäten für die Flächennutzung beraten wird. Von einer solchen Planungskultur ist die Stadt Wuppertal in Sachen Flächenentwicklung meilenweit entfernt.

Wir appellieren an die Parteien im Rat, das gute Leben in der Stadt zum Maßstab der Wirtschaftsförderung zu machen und keiner weiteren Erschließungen von Grün- und Freiflächen in den Außenbereichen der Stadt zur Bebauung zuzustimmen.

Vor diesem Hintergrund werden wir als Ernährungsrat unter dem Motto „Natur erhalten, Wuppertal gestalten“ bei der Mahnwache der Initiative „Grün.Stadt.Grau“ am 30. August 2024 um 17 Uhr am Rathaus-Vorplatz Wuppertal-Barmen demonstrieren und laden alle Wuppertalerinnen und Wuppertaler ein, sich anzuschließen.

Der Ernährungsrat für die Region Wuppertal e.V. (i.Gr.) – Wuppertal isst gut
i.A. Rainer Lucas (Vorstand)“

Leserbrief an die Wuppertaler Rundschau: redaktion@wuppertaler-rundschau.de
● Zu den Rundschau-Leserbriefen: hier klicken!
● Allgemeine Hinweise zur Veröffentlichung: hier klicken!