Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Ganz dumm gelaufen

Wuppertal · Von beliebten Hollywood-Blockbustern gibt es ja meistens auch einen zweiten Teil. Bei mir ist es heute ähnlich, wobei wir sinnbildlich über die Fortsetzung eines Katastrophenfilms reden.

 Der „Regiomat“ ...

Der „Regiomat“ ...

Foto: Wuppertaler Rundschau

Vor vier Wochen hatte ich an dieser Stelle über den „Regiomaten“ geschrieben, in dem eine nebenberuflich als Bäckersfrau aktive Dame aus dem Luisenviertel rund um die Uhr gesundes Brot anbietet. Dieser Automat war allerdings der Stadtverwaltung ein Dorn im Auge, weil er nach ersten Erkenntnissen sieben Zentimeter zu weit in den öffentlichen Raum ragte.

Der aberwitzige Schriftverkehr, der sich darob um Sondernutzungsanträge, Gebühren, Grundstücksgrenzfragen und Ordnungswidrigkeiten entsponnen hatte, führte dazu, dass die Bäckersfrau den „Regiomaten“ stilllegte und zur Erklärung die ausgedruckten Mails der öffentlichen Dienstleister in ihr Schaufenster hing.

Die Erregung über die kleinkarierte Verwaltung war danach ähnlich groß wie die Hoffnung, dass die Stadt sich nach der Rundschau-Veröffentlichung vielleicht besinnen, den Fall noch einmal prüfen oder sich gar entschuldigen würde. Diese Prüfung fand offensichtlich statt, führte aber zu einem etwas anderen Ergebnis: Die zuständige Sachberabeiterin zeigte die Bäckersfrau nämlich wegen des Aushangs bei der Landesdatenschutzbeauftragten an ...

Geklärt ist unterdessen immerhin, wo die Grundstücksgrenze tatsächlich verläuft, nämlich exakt 24 Zentimeter vor der Fassade, aus der besagter Regiomat 7 Zentimeter herausragt. Wer ihn nutzt, hat also 17 Zentimeter Privatgrund dafür zur Verfügung, was tatsächlich dazu führen könnte, dass je nach Leibesumfang des Brotbeziehers mindestens die Popobacken in den öffentlichen Raum ragen. Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass dieser Teilfottüberstand dazu geeignet ist, die Fußgängerströme in der Friedrich-Ebert-Straße lahmzulegen.

 ... und die Aushänge.

... und die Aushänge.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Deshalb könnte man als Ordnungsbehörde natürlich ein Auge zudrücken, zumal der Automat keinen Gewinn abwirft, sondern eher als Beitrag zu besserer Ernährung gedacht war. Stattdessen hat man der Bäckersfrau zuletzt vorgeschlagen, die Sondernutzung im Wege eines formlosen Schreibens zu beantragen und dann dafür das 4,5-Fache an Gebühren zu zahlen, die es gekostet hätte, das Teil mitten auf den Bürgersteig zu stellen.

Schon vorher hatte man ihr Gebührenbescheide für die Inanspruchnahme einer öffentlichen Fläche durch „sonstige Automaten“ geschickt. Laut Sondernutzungsgebührenordnung kosten selbige 3,40 Euro pro Monat. Berechnet wurde ihr aber die Gebühr für Zigarettenautomaten in Höhe von 6,10 Euro. Natürlich ist nicht komplett auszuschließen, dass man Brot auch anzünden und dran ziehen kann.

Erst nach einer zweiten Presseveröffentlichung kam noch einmal Bewegung in die Sache, wie uns die Bäckersfrau am Donnerstag mitteilte. Da überraschte sie nämlich gleichsam wie aus dem Verwaltungsnichts der zuständige städtische Beigeordnete Matthias Nocke damit, dass er sich in aller Form für die Stadt entschuldige und zusage, der Automat könne forthin ohne weitere Hürden und Gebühren betrieben werden

„Es gibt zumindest einen Mann mit gesundem Menschenverstand in dieser Stadtverwaltung“, freute sich die Bäckersfrau, die da allerdings aus purem Trotz schon eine Entscheidung getroffen hatte, die nicht mehr rückgängig zu machen ist: Sie zieht mit ihrem in Vohwinkel ansässigen Haupterwerbsunternehmen, mit dem sie in der Immobilienbranche recht erfolgreich ist und das in den letzten Jahren regelmäßig jeweils rund 50.000 Euro Gewerbesteuer an die Stadtkasse gezahlt hat, am 1. November nach Haan um.

Dumm gelaufen, Wuppertal ...

Bis die Tage!