Wuppertalerin lief „World Marathon Majors“ „Was mache ich hier eigentlich?“
Wuppertal · Im Alter von etwa 40 Jahren beschloss Ute Muthmann „mal einen Marathon laufen zu wollen“. Mittlerweile ist die Uellendahlerin 64 Jahre alt und hat an den verschiedensten Orten der Welt 16 der 42,195 Kilometer langen Läufe absolviert. Zuletzt im April 2024. Damit schloss sie die „World Marathon Majors“ ab – ein legendärer Laufcup, der in Tokio,Boston, London, Berlin, Chicago und New York stattfindet.
„Ich war schon immer sportlich. In meiner Jugend habe ich Kunstturnen gemacht, dann kam Kraftsport dazu. Gelaufen bin ich bis zu meinem 40. Lebensjahr aber nicht. Ich hatte auch keine Lauf-Vorbilder innerhalb meiner Familie“, sagt Ute Muthmann. Obwohl ihr die Laufschuhe nicht in die Wiege gelegt worden sind, hat die Uellendahlerin in den vergangenen 20 Jahren 16 Marathons und unzählige Langstreckenläufe (2.000 Meter bis 42,195 Kilometer) absolviert.
Ihre Begeisterung für das Laufen wurde zufällig entfacht. Während eines Besuchs bei ihrer Schwester in Berlin. „Dort fand gerade ein Marathon statt. Den haben wir uns angeschaut. Ich war total fasziniert von der Atmosphäre. Die Energie der Läufer und des Publikums hat mich so gepackt. Das wollte ich auch erleben. So beschloss ich, dass ich auch mal einen Marathon laufen werde.“
Und so fing Ute Muthmann an zu laufen. Aus fünf Kilometern wurden zehn. Aus zehn Kilometern wurden 15. Es folgte ein Halb-Marathon (21,0975 Kilometer) und 2004 lief sie in Köln ihren ersten Marathon. Heute läuft sie regelmäßig – drei Mal pro Woche je zehn bis 15 Kilometer. Wenn sie für einen Wettkampf trainiert auch öfter. Ihre Trainingsstrecken sind die Straßen Wuppertals. „Ich laufe gerne durch die City, über die B7 bis nach Oberbarmen, über die Trasse oder auch nach Cronenberg hoch. Ich liebe das, so lerne ich immer wieder Neues in unserer Stadt kennen. Ich bin zwar ein sehr disziplinierter Mensch, aber mir geht es nicht um die perfekte Zeit. Ich finde es schön, durch das Laufen viele Viertel neu zu entdecken. Das ist auch so bei den internationalen Marathons. Klar freue ich mich, wenn ich eine gute Platzierung schaffe, aber es mir geht um das Erlebnis“, berichtet die 64-Jährige.
Einen Lauf-Traum hat sich Ute Muthmann in diesem Frühjahr erfüllt. Im April lief sie ins Ziel des Boston-Marathons ein, der einer der sechs Läufe des „World Marathon Majors“ ist, und hat damit diesen internationalen Laufcup komplett abgeschlossen. „Tokio bin ich 2023, London 2022, Chicago 2017, Berlin 2016 und New York 2015 gelaufen und in diesem Jahr halt Boston. Ich bin übrigens nie alleine gelaufen. Gemeinsam wollte ich mit meinen Freundinnen Birga Kattwinkel, Martina Palz-Heinz, Melanie Perty und Iris Kleimiger alle sechs Sterne des ‚World Marathon Majors‘ erlaufen, aber leider konnten wir nur in New York gemeinsam zu fünft starten. Martina, Iris und ich sind dann noch Chicago, Berlin, London und Tokio gelaufen. Birga muss jetzt noch Boston und Tokio. Martina nur noch Boston. Ohne diese tollen Frauen wäre ich nie diese Marathons gelaufen“, sagt Ute Muthmann.
Und das ist es, was der Uellendahlerin so gut am Laufen gefällt – das Gemeinschaftsgefühl. „Ich erinnere mich immer wieder gerne an den Marathon in New York. Das war so ein tolles Gefühl, mit 45.000 Menschen die 5th-Avenue entlangzulaufen,und Millionen von Zuschauern feuern einen an. Man läuft an Sehenswürdigkeiten vorbei, Bands spielen entlang der Strecke – einfach toll. Das zu erleben motiviert mich. Der erste Kilometer ist immer der Schlimmste. Ich frage mich jedes Mal: Was mache ich hier eigentlich? Aber das ist dann schnell verflogen, wenn ich all die Menschen sehe“, schwärmt Muthmann.
Für alle, die schon mal mit dem Gedanken gespielt haben, einen Marathon zu laufen, hat die Hobby-Läuferin einen simplen Tipp: „Einfach machen! Klein anfangen mit kurzen Strecken, die Distanz kommt. Jeder gesunde Mensch kann einen Marathon laufen. Ich mache auch Geh-Pausen und brauche rund vier Stunden für einen Marathon. Die Zeit, die Schnelligkeit – das ist völlig egal. Beim World Marathon Majors laufen sogar Eltern mit Kinderwagen mit, es sind Rollstuhlfahrer dabei oder auch Blinde, die geführt werden. Ob dick, dünn, behindert, groß oder klein - jeder Mensch darf mitmachen. Hauptsache man hat Spaß.“
In etwa zwei Jahren möchte die Wuppertalerin ihren nächsten Marathon laufen – in Sydney. „Den bin ich schon oft gelaufen, ich war aber immer nur für den Lauf da. Dieses Mal möchte ich meinen Urlaub damit verbinden, auch mal was von Australien sehen““, sagt sie.