Kommentar zur Nutzung des Kaufhof-Gebäudes Lasst uns Luftschlösser bauen – und Bibliotheken

Wuppertal · „Pssst!“, „Leise!“ oder manchmal nur ein an die Lippen gelegter Zeigefinger mit einem mahnenden Blick: Früher musste man in Bibliotheken ruhig sein, durfte kaum sprechen und schon gar nicht spielen oder toben. Diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei – zumindest in der Stadtteil-Bibliothek Wichlinghausen in der unteren Etage des BOB-Campus.

Alina Komorek.

Alina Komorek.

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

Hier ist nachmittags richtig was los, wenn Kinder (und Erwachsene) jeden Alters kommen und Purzelbäume auf den Matten schlagen, um die Wette schaukeln, Tischtennis spielen – oder in der Zeltschaukel sitzen und in Ruhe ein Buch lesen. Sie können aber auch Spiele ausprobieren, an Workshops zu unterschiedlichen Themen mitmachen, mit einer kleinen Biene Programmieren lernen oder den 3D-Drucker testen.

Sie merken: Ich bin großer Fan der Bib@BOB! Hier wurde ein Konzept umgesetzt, das allen zugutekommt. Denn wer will, kann sich immer noch klassisch ein Buch leihen und es zuhause lesen – und wer etwas mehr Programm braucht, findet es umsonst und bestens betreut mitten in Wichlinghausen.

Bei schlechtem Wetter ist drinnen genug Platz, bei gutem Wetter setzen sich vor allem die Erwachsenen gern in den Garten vor dem Gebäude. Kaffee und Kekse gibt es noch zusätzlich. Und alle, wirklich alle sind willkommen: Die Bücher gibt es oft in mehreren Sprachen, viele Spiele funktionieren intuitiv und schaukeln geht sowieso immer.

Aber nun ist es erst einmal genug mit der fast schon an Werbung grenzenden Lobeshymne. Denn nun kommt die Transferaufgabe: Stellen wir uns einen Ort wie die Bibliothek am BOB-Campus mal mitten in Elberfeld vor. Ein solcher Ort bräuchte viel Platz für die Matten und Schaukeln und die vielen weiteren Dinge, die man in der Bibliothek entdecken kann. Vielleicht eine kleine Bühne für Lesungen, viele Reihen mit Bücherregalen, Ecken zum ruhigen Schmökern, einen Raum zum Ausprobieren von Technik und vielleicht eine Terrasse, auf der man bei gutem Wetter eine Zeitschrift lesen kann. Vielleicht gibt es einen solchen Ort ja ganz zentral mitten in der Stadt...? Wie würde eine Bibliothek im alten Kaufhof aussehen?

Zugegeben, ich fand die Idee mit der Schule im Kaufhof eigentlich ziemlich cool und glaube, dass die Innenstadt damit hätte belebt und aufgewertet werden können. Aber eine Bibliothek, die zum Erlebnisort wird, in der Bildung, aber auch Spaß vermittelt werden, passt dort sogar noch besser rein. Platz wäre außerdem für ein nettes Café und eine Kita.

Viel Dach- und Fassadenbegrünung wäre auch was – die die Innenstadt dringend benötigt, man denke an den kahlen Wall und daran, dass das einzige Grüne in der City (bis die Pop-up-BUGA kam) die vielen Blume 2000-Filialen gewesen sind. Vielleicht lässt sich das Parkhaus und dessen Spindel zum Gemeinschaftsgarten umnutzen.

Und wenn die Else schon keine ganze Schule in der Innenstadt bekommt, dann kann sie wenigstens regelmäßig die Bib im ehemaligen Kaufhof besuchen. Wenn dann die Öffnungszeiten der Bibliothek angepasst und auf die frühen Abendstunden und den Sonntag ausgeweitet werden, profitieren Innenstadt und Stadtbibliothek gleichermaßen. Die aktuelle Zentralbibliothek in der Kolpingstraße könnte vielleicht zum Wohnraum umgenutzt werden, der auch gebraucht wird.

Es sind viele Ideen, aus denen ich mein Bibliotheks-Luftschloss zusammensetze. Aber ich würde mich über einen weiteren Ort wie die Bib@BOB einfach wahnsinnig freuen – weil er Groß und Klein so guttut. Und deshalb denke ich auch, dass es noch viel mehr Menschen in Wuppertal gibt, die an meinem Luftschloss mitbauen würden.