Kommentar zum Pina-Bausch-Zentrum Wie kommen wir dort hin?
Wuppertal · Die Frage in der Überschrift dieses Textes ist (absichtlich!) doppeldeutig.
Aspekt Nr. 1 ist geografisch. Gemeint ist der Weg, auf dem die Gäste des zukünftigen Pina-Bausch-Zentrums rund ums Schauspielhaus diese neuartige Kultureinrichtung erreichen werden. Denn die B7 zwischen Hofaue und Kluse ist eine optische und gefühlte Mauer. Es heißt ja auch nicht umsonst „Kulturinsel Kluse“. Eine Insel ist vom Festland getrennt. Das muss sich mit Blick auf das Pina-Bausch-Zentrum in den kommenden Jahren ändern.
Wie verbindet man eine Insel und das Festland? Ich denke an eine Brücke. Eine, die breit und weithin sichtbar die B7 überspannt, so dass Menschen an dieser Stelle zu Fuß oder mit dem Rad die Talsohle erstens angst- und barrierefrei, zweitens ungehindert und drittens mit einem besonderen stadtarchitektonischen Erlebnis überqueren können. Die Zeiten von verschämten Ampelanlagen mitten im üppigen Verkehr auf der Bundesallee müssen vorbei sein, wenn sich das Bild dessen, was wir heute rund ums Schauspielhaus sehen, in einigen Jahren komplett verändert haben wird.
Aspekt Nr. 2 ist ein inhaltlicher. Aber auch hier geht es um einen Weg. Den, auf dem es Wuppertal gelingen kann, das Pina-Bausch-Zentrum zu dem zu machen, was es sein soll. Kein Elfenbeinturm für sogenannte Eliten – nein! Sondern etwas ganz anderes: ein weites Feld für Tanztheater – aus Wuppertal und von anderswo. Im wiederbelebten legendären Saal des Schauspielhauses mit seiner großzügigen und bequemen Bestuhlung. Für die dokumentarische Archivarbeit der Pina-Bausch-Foundation. Für offene, durch Glasflächen sichtbare Proben. Und vor allem ein Ort für alle, die Atmosphäre und Ereignisse erleben möchten.
Dafür sind innen (und außerhalb Richtung Wupper) viele Flächen vorgesehen, auf denen die unterschiedlichsten Formate offen stattfinden können. Ohne dass „Schwellenangst“ spürbar würde. Sowie mit einer Gastronomie, die einen besonderen und sozusagen immer geöffneten Akzent setzen soll.
Das ist ein dickes Brett. Eines, das sich zu bohren lohnt. Und bei dem man über die Frage „Wie bekommen wir das hin?“ offensiv reden muss. Dass nämlich die freie Szene befürchtet, die Kulturflächen im Pina-Bausch-Zentrum könnten andere traditionsreiche Kultur-Locations der Stadt „kannibalisieren“, ist erstens kein Geheimnis und zweitens nachvollziehbar.
Die, die beide Weg-Arten zum Pina-Bausch-Zentrum planen, müssen transparent vorgehen. Nebeneinander her arbeiten – das dürfen sie auf keinen Fall.