Kaufhof-Zukunft Rat schließt Schul-Nutzung aus

Der Wuppertaler Stadtrat hat in seiner Sitzung am Montag (1. Juli 2024) Plänen eine Absage erteilt, Teile des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes als Schule zu nutzen. Der Einzug der Stadtbibliothek bleibt aber weiter ein Thema.

Die Pläne vom Projektentwickler Coinel vorgestellten Pläne für den Einzug der Stadtbibliothek in den Kaufhof sind nicht vom Tisch, sollen aber auf Beschluss des Rates nur als eine von mehreren Standortoptionen geprüft werden. Eine Nutzung als Schule hat das Gremium dagegen ausgeschlossen.

Foto: Coinel

Im Vorfeld der Sitzung hatte die Stadtspitze mit einer neuen Beschlussvorlage in der Diskussion um die künftige Nutzung des Kaufhofgebäudes nachgelegt. Sie zielte darauf ab, hier einen Bildungsstandort mit Zentralbibliothek und einer ergänzenden Oberstufen-Schulnutzung zu entwickeln. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Else-Gesamtschule während der dringend notwendigen Sanierung möglicherweise ein Ausweichquartier für die Sekundarstufe II benötigt und das Dörpfeld-Gymnasium nach dem Wechsel vom G8-Model zurück auf neun Schuljahre ebenfalls Platzprobleme hat. Den ursprünglichen Verwaltungsplan, die Else komplett in den Kaufhof ziehen zu lassen, hatte die Stadt zuvor bekanntlich mangels Rückhalt in Politik, Lehrerschaft und Bezirksregierung zurückgezogen.

Den modifizierten Vorschlag mit Bibliothek und Teil-Schulnutzung konterten SPD, CDU und FDP mit einem gemeinsamen Antrag, den die drei Fraktionen gestern im Rat durchsetzten. Inhalt: Der Kaufhof als Standort für Teile von WDG oder Else wird ausgeschlossen. Die Verwaltung wird aber beauftragt, als Nachnutzung für das Kaufhof-Gebäude am Neumarkt die Idee der Zentralbibliothek als eine weitere Nutzungsmöglichkeit zu verfolgen. Sie soll dazu ein konkretisiertes Bibliothekskonzept ausarbeiten, in einer geeigneten Form ausschreiben und konkrete Konditionen für die Anmietung an unterschiedlichen Standorten als Grundlage für eine endgültige Ratsentscheidung verhandeln.

Schulentwicklungsplanung soll neu aufgelegt werden

Außerdem fordern die drei Fraktionen, die Schulentwicklungsplanung neu anzugehen. Sie wurde zuletzt 2018 aktualisiert, dann aber von den rasanten Entwicklungen bei den Schülerzahlen überholt. Jetzt soll die Verwaltung zur Schulausschuss-Sitzung am 9. Oktober in einem ersten Verfahrensschritt einen Beschlussvorschlag vorlegen, der einen Zeitrahmen für Erarbeitung und Fertigstellung der Schulentwicklungsplanung skizziert. Parallel dazu soll auch eine Schulraumbedarfsanalyse durchgeführt werden, deren Ergebnisse in die Wirtschaftsplanung und den Investitionshaushalt des Gebäudemanagements einfließen sollen. Mögliche Investorenmodelle für Schulbauten wollen die Parteien dabei gesondert berücksichtigt wissen.

Else-Sanierung für 85 Millionen Euro

Damit einher geht auch ein Beschluss in Sachen Else-Gesamtschule: Sie soll ungeteilt an ihrem gegenwärtigen Standort verbleiben und im Bestand für 85 Millionen Euro saniert werden. Während der Arbeiten soll die Oberstufe vor Ort bleiben, für die Unterbringung der Sekundarstufe I muss die Verwaltung jetzt bis zur Ratssitzung am 14. Dezember „realistische Raumangebote“ zur Beschlussfassung vorlegen. In Sachen WDG wurde entschieden: „Die notwendige und bisher nur unspezifisch angedachte Erweiterung für die Oberstufe des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums im Bereich des Standortes Johannisberg 20 wird konkretisiert und bis zum vierten Quartal 2024 in einen Grundsatzbeschluss überführt.“ Die Schulausschuss-Vorsitzende Karin van der Most (SPD) zur Begründung: „Dependancen sind immer die schlechteste Lösung.“

„Der Antrag sagt nichts über den Kaufhof aus“, bemängelte Marcel Gabriel-Simon (Gründe) in der Debatte und legte damit den Finger erneut in die offene Innenstadt-Wunde. Hans-Jörg Herhausen (CDU) sieht die Sache so: „Für die CDU ist klar, dass ein modernes Konzept für den Kaufhof nötig ist, wo die Lichter nicht um 17.30 Uhr ausgehen.“ Und Karin van der Most sieht den Schlussstrich unter die Schulpläne am Neumarkt auch als „Signal an den Eigentümer“. Der muss sich unter neuen Rahmenbedingungen mit der Entwicklung seiner City-Immobilie auseinandersetzen. Ob die Stadtbibliothek dabei eine Säule bleiben wird, ist nach der Ratsentscheidung völlig offen.