Kommentar zur Zukunft der Kunsthalle Barmen Wirklich frischer Wind

Wuppertal · Sie ist ein wahres Dornröschen, die Kunsthalle Barmen im obersten Geschoss des Hauses der Jugend am Geschwister-Scholl-Platz. Sie hat eine weit zurückreichende Geschichte, die viel vom (kunstsinnigen) Selbstbewusstsein der Barmer Bürgerschaft erzählt, als Barmen noch eine eigene Stadt gewesen ist.

Das Haus der Jugend in Barmen: Mit dem „Kunsthalle Barmen LAB“ wartet Zukunft auf das historische Gebäude.

Das Haus der Jugend in Barmen: Mit dem „Kunsthalle Barmen LAB“ wartet Zukunft auf das historische Gebäude.

Foto: Christoph Petersen

Seit 2019 schon suchen Stadt, Von der Heydt-Museum sowie der Kunst- und Museumsverein nach einer Nutzung, die die Etage wachküsst, in die Realität der Menschen in Wuppertal holt. Eine Nutzung, mit der es gelingt, nicht nur immer mal wieder – quasi anfallsartig – Ausstellungen dort zu zeigen. Außerdem eine Nutzung, mit der es gelänge, dem Eindruck entgegenzuwirken, die Kunsthalle Barmen sei „irgendwie“ ein Anhängsel des Von der Heydt-Museums – und „irgendwie“ auch wieder nicht.

Jetzt ist in Kooperation mit der Bergischen Universität und zunächst für die kommenden drei Jahre dieses Treiben im luftleeren Raum beendet worden. Endlich!

Stefan Seitz.

Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Schon am 10. Juli hat im Rahmen eines informellen Pressegespräches Gastprofessorin Isabelle Meiffert, die als Kulturwissenschaftlerin und Kulturmanagerin aus großer Erfahrung schöpfen kann, darüber informiert, was Barmen und Wuppertal in Zukunft von der Kunsthalle zu erwarten haben: Drei große Ausstellungen pro Jahr mit internationaler Gegenwartskunst auf höchstem Niveau. Schon am 18. Oktober geht es mit der Auftaktausstellung „Shared Spaces“ los: Sie wird dazu einladen, die Stärken von Gemeinschaften zu erkunden und einander neu zu begegnen.

Aber nicht nur „einfach so“: Am neuen Erscheinungs- und Auftrittsbild der Kunsthalle Barmen arbeiten schon seit einiger Zeit rund 60 Studentinnen und Studenten aus den Wuppertaler Fächern Design, Raumgestaltung und Kunst.

Das Motto des Ganzen lautet „Kunsthalle Barmen Lab“: Da geht es um anfassbare Ideen der Vermittlung von moderner Kunst an ganz unterschiedliche Menschen sowie um zielorientierte kulturelle Bildung. Und darum, die Leute im Umfeld einzubinden, ins Haus zu holen, ihnen nicht etwa einfach etwas vorzusetzen, sondern sie zum Mitmachen zu motivieren.

Isabelle Meiffert brachte es Anfang Juli so auf den Punkt: „Es läuft total viel!“ Und Professorin Katja Pfeiffer, die „Lab“-Leiterin, sagt: „Das Lab wird aktiv, kreativ und schnell sein. Wir reagieren auf aktuelle und drängende gesellschaftliche Fragestellungen, Tagespolitik, Themen der Ausstellungen sowie Impulse der Teilnehmenden und Besuchenden.“

Doch damit nicht genug: Die wirklich abschreckende Eingangssituation im Barmer Haus der Jugend soll sich ändern, ein neues Leitsystem wird kommen – und weniger Barrieren soll es geben.

Toll finde ich die Kunst-Event-Ideen für den Geschwister-Scholl-Platz. Dieses – mal ehrlich – wirklich triste Areal bekommt, stets für bestimmte Zeiträume, ganz verschiedene Ereignisse spendiert: Eine Sauna-Jurte mit Bar, einen „organischen“ Licht-Brunnen oder ans „Berghain“ erinnernde Klang-Skulpturen des Berliner Künstlers Nik Novak.

Ich bin auf alles, was das „Kunsthalle Barmen Lab“ vorhat, richtig gespannt. Wenn es dem Team der Bergischen Uni gelingt, das Gebäude und den Platz zu öffnen – gerade auch für Menschen, die mit Kunst erst einmal „nichts am Hut“ haben –, dann bekommt die Barmer City eine echte Chance, aus dem Schatten Elberfelds herauszutreten.