Kommentar: „Runder City-Tisch“ der CDU Verbote bringen nichts

Wuppertal · Das CDU-Format, mit Händlern, Gastronomen und Anwohnern der Elberfelder Fußgängerzone sowie des Luisenviertels über ihre Probleme zu sprechen, fand jetzt zum dritten Mal statt. Treff Nr. 1 und Nr. 2 gefielen mir gut, vermittelten das Gefühl, hier könne aus dem Ideen-Sammeln etwas handfest Verwertbares entstehen.

Stefan Seitz.

Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Bei der jüngsten Veranstaltung aber, die es in der vergangenen Woche gab, drängte sich mir der Eindruck auf, das Ganze habe sich verbraucht.

Es macht nachdenklich, wenn mit wenig Empathie – und ohne Widerspruch sowie auf die Menschen blickenden Problemlösungsvorschlägen – das Thema des Bettelns im Luisenviertel sehr harsch angegangen wird. Um von mir selbst zu sprechen: Wenn ich im Sommer in die Außengastronomie des Luisenviertels gehe, weiß ich, dass mich mehrere Bettler ansprechen werden. Mich stört das nicht. Ich habe deswegen immer Kleingeld dabei.

Klar: Niemand muss das so machen wie ich. Bei diesem Thema aber auf „Vertreibung“, Verbote & Co. zu setzen, ist nicht zielführend. Denn es funktioniert nicht. Und jeder weiß das. Vielleicht wäre es sinnvoller, darüber nachzudenken, wie die Lebenssituation dieser Menschen so verbessert werden kann, dass sie nicht meinen, betteln zu müssen.

Auch wenig zielführend ist es, die Geschäfts- und Gastronomiesituation im Luisenviertel nach der Melodie herunterzureden, das Areal, das Wuppertals Juwel ist, sei hochgradig gefährdet. Aus dem Publikum des „Runden Tisches“ gab es solche Thesen. Denen allerdings wurde, der anwesenden Wirtschaftsförderung sei Dank, mit Fakten widersprochen. Eines vor allem aber ist für mich nicht nachvollziehbar: Dass die Kritik an der – jeden Tag live erlebbaren – gut funktionierenden und von den Menschen intensiv angenommenen Fußgängerzone vor dem Laurentiusplatz unwidersprochen blieb.

Eine Fußgängerzone, die der Gastronomie dort und im Umfeld sehr starke Impulse gegeben und die gesamte Atmosphäre mächtig zum Positiven verändert hat. Irritierend, dass gerade Achim Brand, Inhaber des „Café du Congo“ und Chef der lokalen Sektion des Hotel- und Gaststättenverbandes, Wortführer dieser Kritik ist.

Ich, der ich übrigens jeden Tag (und gern) mein Auto benutze, sage: Die Kfz-orientierten 90er Jahre sind vorbei. Alle, die heute 30, 40 oder 50 beziehungsweise jünger sind, werden erleben, dass große Teile des Luisenviertels autofrei sind. Und das wird das Viertel nicht sterben lassen. Ganz im Gegenteil: Es wird noch mehr leben als bisher schon. Mit viel Gastronomie und vielen Geschäften.