Kommentar zum „Dialog-Beirat Moschee“ Gathe: Gespräche jetzt wichtiger denn je
Wuppertal · Wer auf wuppertaler-rundschau.de schaut, findet etliche aktuelle Beiträge im Zusammenhang mit der DITIB-Gemeinde an der Gathe und deren Moschee-Neubauplänen.
Einer kommt vom Autonomen Zentrum (AZ) und kritisiert die DITIB-Gemeinde scharf: Hintergrund ist ein Beitrag auf deren offizieller Facebook-Seite. Dort sind zwei Kinder zu sehen, die den als extremistisch geltenden „Wolfsgruß“ zeigen, der bereits bei der Fußball-EM für mehr als nur diplomatische Verwicklungen gesorgt hatte.
Weiter geht es mit einer Stellungnahme der DITIB-Gemeinde, die betont, jede Form von Extremismus und Intoleranz abzulehnen – und sich „ausdrücklich von jeglicher politischen oder ideologischen Vereinnahmung solcher Gesten“ distanziert sowie außerdem interne Aufarbeitung des Vorfalles verspricht.
Dann Vanessa Brisch, Vorsitzende der Jungen Liberalen, der Jugend-Organisation der lokalen FDP: Sie fordert wegen des „Wolfsgruß“-Vorfalles den Stopp des Moschee-Neubaus. Unterstützt wird sie von FDP-Chef Marcel Hafke. Und die „Freien Wähler“ wollen die Zusammenarbeit mit der DITIB-Gemeinde sowie das Moschee-Projekt beenden.
Zum Hintergrund: Der „Wolfsgruß“ ist ein Handzeichen, bei dem Ring- und Mittelfinger auf den Daumen gepresst und der kleine Finger sowie der Zeigefinger nach oben gestreckt werden. Bei tagesschau.de kann man nachlesen: „Der sogenannte ‚Wolfsgruß’ ist eine Erkennungsgeste der türkischen ‚Grauen Wölfe’. Der Verfassungsschutz stuft die Bewegung als rechtsextremistisch ein und beobachtet sie. Verboten ist der Wolfsgruß in Deutschland bisher nicht.“
Bedeutend in diesem Wuppertaler Zusammenhang ist eine weitere aktuelle Meldung: Der vom Rat der Stadt eingesetzte „Dialog-Beirat Moschee“ hat Manfred Rekowski, den früheren Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, einstimmig zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Vorsitzender ist der CDU-Kulturpolitiker Rolf Köster.
Der Wuppertaler Pfarrer im Ruhestand Manfred Rekowski, seit Jahrzehnten als integer und integrativ bekannt, soll, so heißt es in der Mitteilung über seine Wahl, seine Erfahrung einbringen und dazu beitragen, „Vorurteile und Bedenken gegen das Moschee-Projekt durch Aufklärung und Information abzubauen.“ Und das ist – gerade jetzt – unglaublich wichtig. Denn die in Sachen Gathe-Moschee vorhandenen Fronten drohen noch weiter zu verhärten und damit dem gesamten Umfeld zu schaden.
Um es klar zu sagen: Die moslemische Gemeinde an der Gathe wird nicht verschwinden. Deren Moschee-Neubaupläne werden nicht verschwinden. Die umstrittene Religions-Organisation DITIB wird nicht verschwinden. Die autonome Szene an der Gathe wird nicht verschwinden. Deren Forderung, das AZ an der Gathe zu behalten und es nicht einem Moschee-Neubau zu opfern, wird nicht verschwinden. Wer an der Gathe auf das Verschwinden von irgendwem oder irgendetwas setzt, setzt aufs falsche Pferd.
Also: Große, intensive Gespräche sind nötig. Echte Dialogbereitschaft von allen Seiten. Ohne Maximalforderungen, Sofort-Skandalisierung, Rechthaberei. Klare Abgrenzung von jedem Extremismus. Es muss ernsthaft überlegt werden, wie ein Nebeneinander von AZ und neuer Moschee architektonisch sowie gesellschaftlich-menschlich möglich ist. Sonst eskaliert das „Problem Gathe“. Verschwinden wird es nicht.