Kommentar zum Streit um das Tierschutzzentrum Kein Entweder-Oder

Wuppertal · Kennen Sie den kitschigen, aber schönen Film „Wir kaufen einen Zoo“? Abgesehen von den leider unterschlagenen tierethischen Überlegungen, ob es Zoos überhaupt geben sollte, rührt mich der Film sehr. Denn am Happy End stellt eine Figur einer anderen die Frage, ob sie sich für Menschen oder Tiere entscheiden würde, wenn sie müsste. Die bewegende Antwort lautet: für die Menschen.

Renate Zanjani und Björn Heßler von der Bergischen Diakonie wollen nciht mehr mit den Pechpfoten kooperieren.

Foto: kom

Das würde ich nie anzweifeln, auch ich würde mich immer für die Menschen entscheiden. Doch jetzt folgt ein großes Aber: Ich muss mich gar nicht entscheiden. Und auch auf dem Gelände der Bergischen Diakonie, wo eigentlich das Tierschutzzentrum des Vereins „Pechpfoten“ entstehen soll, stellt sich diese Frage aus meiner Sicht einfach nicht. Beides könnte wunderbar nebeneinander bestehen und sogar voneinander profitieren: sowohl die Menschen mit psychischen Erkrankungen als auch die Tiere und nicht zuletzt die „Pechpfoten“ und die Diakonie als Institutionen.

Leider scheint der Vorstand der Diakonie zurzeit vermitteln zu wollen, dass die Aufgaben von Diakonie und „Pechpfoten“ völlig unterschiedlich sind, sodass sie nie zusammenfinden können. Weil ich eben der Meinung bin, dass das Beenden der Zusammenarbeit vonseiten der Diakonie großer Quatsch ist, freut es mich, dass so viele Leserinnen und Leser geschrieben haben, die das geplante Tierschutzzentrum verteidigen. Denn sie verteidigen nicht nur den Schutz von Katzen, Hunden, Meerschweinchen und Kaninchen, sondern auch die Möglichkeit, dass zwei Interessen übereinkommen, sich ergänzen und gemeinsam wachsen.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Gegenwart von Tieren nicht wohltuend wirkt, und es geht nicht in meinen Kopf, dass das Tierschutzzentrum mit der kleinen Parkanlage und dem Café schlecht für die Bewohnerinnen und Bewohner auf dem Diakonie-Gelände wäre.

Die Gründe, die die Diakonie für das Beenden der Zusammenarbeit nennt, sind meiner Meinung nach keine: Wenn der Vorstand erklärt, es sei nicht immer jemand im Tierschutzzentrum, liegt er falsch. Sobald Tiere eingezogen sind, wird jemand in die bereits fertiggestellte Wohnung einziehen. An die vertraglich geregelte Zusammenarbeit wollen die „Pechpfoten“ sich halten. Wenn der Vorstand sagt, dass bisher niemand mitarbeiten durfte, kann das gut sein – aus Sicherheitsgründen darf natürlich niemand einfach auf einer Baustelle unterwegs sein. Abgesehen davon beginnt die Zusammenarbeit wohl erst mit dem Einzug der Tiere.

Und das genannte „reizarme Klima“ kann es auch mit dem Tierschutzzentrum auf dem Gelände geben. Ob es Beschwerden von Diakonie-Bewohnerinnen und -Bewohnern wegen der „Pechpfoten“ gab, kann ich nicht überprüfen, da ich nur mit dem Vorstand, nicht mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sprechen konnte.

Um noch einmal zum Anfang zurückzukommen: Ich würde mich für die Menschen und ihr Wohl entscheiden, wenn ich eine Entscheidung treffen müsste. In diesem Fall (wie auch in dem anfangs genannten kitschigen Film) handelt es sich aber nicht um ein Entweder-Oder, sondern um ein Sowohl-Als-Auch.

Tiere zu schützen und Menschen zu helfen, halte ich auf dem weitläufigen Gelände der Diakonie und mit den guten Ideen der „Pechpfoten“ gleichzeitig für möglich.