Kommentar zum Warten auf das Gewalthilfegesetz Jeden verdammten zweiten Tag
Wuppertal · Alle vier Minuten wird eine Frau Opfer häuslicher Gewalt, jede vierte Frau ist betroffen. Und jeden verdammten zweiten Tag wird eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.
Das Zuhause, das der sicherste Ort sein sollte, wird alle vier Minuten zum gefährlichsten. Alle vier Minuten braucht eine Frau, vielleicht mit ihren Kindern, Schutz – möglichst weit entfernt von ihrem Zuhause. Und wo soll sie hin, wenn das Frauenhaus so voll ist, dass sie nicht aufgenommen werden kann?
Obwohl Organisationen und Einrichtungen einen Anstieg an Gewalt gegen Frauen verzeichnen, droht ihnen ein finanzieller Engpass – wie er zurzeit in vielen Bereichen zu beklagen ist. Bundesweit fehlen 14.000 Plätze in Frauenhäusern. Die Einrichtungen müssen Frauen abweisen. Das belastet auch die Mitarbeitenden: Sie berichten von dem schlimmen Gefühl, die betroffenen Frauen wieder in ihr gefährliches Zuhause schicken zu müssen. Weil das Land die Personal- und Sachmittel nicht angemessen erhöht hat, ist die Wuppertaler Frauenberatung zur Aufrechterhaltung ihres Angebots auf Spenden angewiesen.
Der Gesetzesentwurf, der das Recht auf Schutz vor Gewalt für Frauen und Kinder absichern soll, lässt auf sich warten. Zwar wird wohl regierungsintern beraten – also vor allem um die Finanzierung gestritten – doch währenddessen läuft die Zeit weiter: Während der Beratungen wird alle vier Minuten eine Frau geschlagen, gedemütigt, kontrolliert – Gewalt gegen Frauen geht weit über physische Verletzungen hinaus. Alle 48 Stunden tötet ein Mann seine Ehefrau oder Ex-Partnerin.
Organisationen, die sich gegen geschlechtsspezifische Gewalt einsetzen, erklären, dass sich an der Finanzierung zeigt, wie viel das Leben einer Frau wirklich wert ist. Da sollte es nicht mehr viel zu beraten geben – dieses Geld muss da sein, ein Leben sollte alles wert sein. Hier in Wuppertal, aber natürlich auch in allen anderen Städten und Gemeinden. Das Geld aber fehlt – was Frauen alle vier Minuten teuer bezahlen. Alle zwei Tage mit ihrem Leben.
Zur Überbrückung – nicht als finanzielle Lösung, denn die muss anders aussehen – rufe ich zum Spenden auf, bis das Gewalthilfegesetz da ist. Hier in Wuppertal kann an die Frauenberatung (frauenberatungwuppertal.de) und das Frauenhaus (frauenhaus-wuppertal.de) gespendet werden, auf deren Internetseiten die Spendenkonten sowie viele weitere Infos zu finden sind.
„Bleib nicht allein“ steht auf dem neuen Bus der Frauenberatung. Deshalb: Bei der Beratungsstelle gibt es die Möglichkeit, online oder telefonisch Termine zu vereinbaren (montags 9 bis 11 und 14 bis 16 Uhr, donnerstags 15 bis 17 Uhr und freitags 10 bis 11 Uhr unter 0202 306007). Themen sind körperliche und sexualisierte Gewalt, aber auch seelische Gewalt, Beziehungskonflikte, Krisen, Depressionen, Essstörungen, Vergewaltigung und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
Der Frauennotruf ist bundesweit und zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar: 116 016.