Kommentar zur Zukunft des Pina-Bausch-Zentrums Mehr Hologramme, mehr junge Leute!

Wuppertal · Das Gebäudemanagement macht sich Gedanken über die Unterbringung von ausreichenden WC-Anlagen im zukünftigen Pina-Bausch-Zentrum. Das mag für manche nebensächlich (oder gar lächerlich) klingen, ist es aber nicht.

Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Der Magnet, der hier entstehen wird, sorgt für deutlich mehr Programm und damit deutlich mehr Publikum, als das bisher im „Nur“-Schauspielhaus der Fall war. Und die „WC-Versorgung“ ist (immer schon!) definitiv dürftig gewesen.

Unterdessen ist Wuppertals freie Kulturszene gemeinsam mit der Bergischen Universität dabei, mit Blick auf die kommenden Monate ein Beteiligungsformat mit öffentlichen Terminen entlang der Talachse auf die Beine zu stellen, das im Gespräch mit Menschen aller Altersgruppen die Frage beantworten soll: „Was ist ein Pina-Bausch-Zentrum?“

Meine Antwort darauf gebe ich gerne schon jetzt: Eine facettenreiche Institution, ein offenes Haus, über dessen Bandbreite wir noch mächtig stauen werden. Über die „normalen“ Aufführungen des Tanztheaters hinaus wird es dort Festivals und Formate ganz unterschiedlicher Art geben. Auf die haben die vergangenen Monate, in denen im Schauspielhaus beinahe täglich etwas stattfand, schon viel Vorgeschmack geliefert.

Es wird dort aber auch eine ernstzunehmende Gastronomie geben, die man heutzutage – bis auf das arabische Restaurant „Al Howara“ – im Umfeld der Kulturinsel vergeblich sucht.

Einen ganz ungewöhnlichen Vorgeschmack auf das, was möglich ist, wenn das Pina-Bausch-Zentrum an den Start geht, liefert zurzeit das eingenwillige Bühnenformat „Kontakthof – Echoes of `78“: Die Pina-Bausch-Foundation hat eine Vielzahl von gefilmten, längst historischen Aufführungen des Tanztheaters digitalisiert. Bei „Echoes...“ sieht man die von „Kontakthof“. Das ist mit Großleinwand und Hologramm-Technik optisch so attraktiv, dass man die echten Tänzerinnen und Tänzer, die zeitgleich auf der Bühne stehen, beinahe aus dem Auge verliert.

Wenn es gelingt, dieses historische Filmmaterial weiterhin so zu präsentieren, gibt es Chancen auf tolle neue Formate, die Publikum ziehen. Und nein – nicht nur ältere Pina-Bausch-Fans, die eventuell sehnsüchtig der Vergangenheit nachhängen.

Apropos junges beziehungsweise anderes Publikum: Die vielen Veranstaltungen, die in der jüngsten Vergangenheit im Schauspielhaus gelaufen sind, haben genau dieses Publikum interessiert. Viele davon hatten das Schauspielhaus noch nie von innen gesehen. Jetzt kennen sie es.

Deswegen ist es sehr wichtig, dass man in der Phase, wenn das Haus umgebaut wird und deswegen nicht mehr nutzbar ist, eine andere Location findet, die nicht irgendwo am Stadtrand sein darf, um diesen Ball weiterhin in der Luft zu halten, bis das „echte“ Zentrum steht.