Zehnteilige „Pina Bausch Gallery“ gestartet Urban Art: Tanzkunst, Wandkunst – und für alle

Wuppertal · Wuppertals „Pina Bausch Gallery“: Das erste von zehn Urban-Art-Wandbildern für alle Stadtbezirke nimmt gerade am Domagkweg 46 Gestalt an.

 Ende Juli soll das „Ten Chi“-Mural am Domagkweg fertig sein. Unser Bild zeigt oben Künstlerin Julie Robertson und ihren Ehemann Eric, unten von links nach rechts Helge Lindh, Valentina Manojlov, Oliver und Silvia Wichelhaus, Daniel Köster sowie Lea Micus.

Ende Juli soll das „Ten Chi“-Mural am Domagkweg fertig sein. Unser Bild zeigt oben Künstlerin Julie Robertson und ihren Ehemann Eric, unten von links nach rechts Helge Lindh, Valentina Manojlov, Oliver und Silvia Wichelhaus, Daniel Köster sowie Lea Micus.

Foto: GWG / Bettina Osswald

Bei längeren Auslandsaufenthalten ließ sich Pina Bausch von ihrer Umgebung inspirieren und entwickelte so 15 Tanzstücke mit jeweils kultureller Einfärbung. Darunter auch „Ten Chi“, in dem die Gründerin des Wuppertaler Tanztheaters die Gegensätze Japans in Szene setzte. Im Rahmen des Projektes „Pina Bausch Gallery - Wuppertal tanzt“ gibt es jetzt eine neue Interpretation von „Ten Chi“ – und weiterer neun Werke der weltbekannten Choreographin. In Form von großflächigen Wandbildern, sogenannten Murals, verteilt im Stadtgebiet.

Gestartet ist das Projekt jetzt am Domagkweg im Uellendahl, wo im Rahmen einer Vorstellung Projekt-Initiatorin Valentina Manojlov erklärte, dass mit der Aktion, die zugleich Hommage ist, das Wirken von Pina Bausch für die breite Öffentlichkeit sichtbar werden soll.

Nebenwirkungen sind unbedingt beabsichtigt: „Die Murals werden Denkanstöße liefern, die Menschen ins Gespräch bringen. Und das Interesse an Pina Bausch auch bei denen wecken, die bisher den Zugang, unabhängig aus welchen Gründen, zu ihrem Wirken nicht gefunden haben“, sagt Manojlov.

Dass das funktioniert, bestätigen Silvia und Oliver Wichelhaus: Sie leben in der Domagk-Siedlung. Neben Haus 46, wo seit Tagen die aus Tokio stammende Künstlerin Julie Robertsen mit Unterstützung ihres Ehemannes Eric ihre Interpretation von „Ten Chi“ auf der 150 Quadratmeter großen und versetzten Fassade eines Gebäudes der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) in farbige Formen fasst. „Passanten bleiben stehen, fragen, was hier geschieht, sind begeistert von dem, was entstehen wird. Darüber hinaus freuen wir uns als Anwohner, wie fast alle aus der Siedlung darüber, dass das Mural einen frischen Akzent setzt, der das Erscheinungsbild des Quartiers und die nachbarschaftlichen Strukturen belebt und jetzt schon Menschen von außerhalb anzieht“, so das Ehepaar Wichelhaus.

Die erfolgreiche Wirkung bestätigt auch Daniel Köster von der GWG, der die meisten Häuser in der Siedlung gehören – und die das Projekt vor Ort mit einem Steiger sponsert: „Obwohl das Bild noch im Werden begriffen ist, bekommen wir durchweg positive Rückmeldungen von den Mietern.“ GWG-Pressesprecherin Lea Micus ergänzt: „Kunst vor der Haustür, die Begegnung mit Pina Bausch in dieser Form, und Bestandteil der Pina Bausch Gallery zu sein, empfinden viele als Aufwertung ihres Wohnumfeldes.“

In dem Motivkonzept, welches an das Tanzstück „Ten Chi“ angelehnt ist, geht es um Gegensätze und Gleichgewicht. „Es ist ein diagonales Design, das uns an den dynamischen Tanz erinnern soll“, erklärt die japanische Künstlerin Julie Robertson („Juuri“), die zum Teil auch in den USA lebt.

Das Projekt „Pina Bausch Gallery - Wuppertal tanzt“, das auf Initiative des Bundestagsabgeordneten Helge Lindh zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Kultur und Medien sowie außerdem von der Stadtsparkasse und der Sparda-Bank finanziert wird, umfasst zehn Murals zu zehn Pina-Bausch-Stücken in den zehn Wuppertaler Stadtbezirken. Außer am Domagkweg entstehen 2024 noch vier Wandkunstwerke, weitere fünf im kommenden Jahr. Alle Werke werden jeweils von von einer Künstlerin oder einem Künstler aus demjenigen Land realisiert, das Pina Bausch für das entsprechende Tanzstück inspiriert hat.

Auf den Punkt gebracht: Das Projekt „Pina Bausch Gallery - Wuppertal tanzt“ in Regie von Valentina Manojlov setzt mit Streetart-Weltkunst der Erfinderin des Tanztheaters ein Denkmal, über das man reden wird – lokal, national, international.