Bau-Szenarien Pina-Bausch-Zentrum: „Sehr besorgt deswegen“
Wuppertal · Für die verschiedenen Entstehungs-Segmente des Pina-Bausch-Zentrums leistungsfähige Fachplaner und ebensolche Baufirmen zu finden, wird mehr und mehr zum Problem. Darüber informierte das städtische Gebäudemanagement (GMW) am Dienstag die Kommunalpolitik in der Ratskommission für das Bausch-Zentrum.
Gebäudemanagement-Leiterin Mirja Montag und GMW-Projektleiter Ralf Palluch betonten unisono, das Pina-Bausch-Zentrum sei deutschlandweit eines der bedeutendsten Projekte, die derzeit auf dem Markt zu finden sind. Mirja Montag: „Viele trauen sich das nicht zu.“
Knackpunkt des Ganzen beispielsweise: Das Pina-Bausch-Zentrum ist kein reiner Neubau, sondern, weil das Schauspielhaus quasi komplett in den zukünftigen Komplex integriert werden muss, eine hochkomplexe Aufgabe unter dem Motto „Bauen im Bestand“. Das gilt vor allem für die Sektoren Haustechnik, Heizung, Lüftung und Sanitär. Davor scheinen viele theoretisch in Frage kommende Firmen – die Ausschreibungen laufen europaweit – großen Respekt zu haben. Außerdem ist die noch jahrelang dauernde Bauzeit eine Tatsache mit Abschreckungs-Charakter.
Mirja Montag nicht mit Blick aufs Bauen selbst, sondern vorerst auf die hochkomplexe Planungsphase: „Das Pina-Bausch-Zentrum zu planen, ist kein leicht verdientes Geld. Geeignete Experten zu finden ist sehr schwierig. Ich bin sehr besorgt deswegen.“
Klar ist: Mehrere Ausschreibungen müssen noch einmal wiederholt werden. Dies nun wiederum, so Zentrums-Koordinatorin Bettina Milz, die bis vor ihrem Start in Wuppertal im NRW-Kulturministerium tätig war, sei nichts, wovon nur Wuppertal betroffen ist. Milz: „Schwierigkeiten dieser Art, das weiß ich aus meiner langjährigen Arbeit im Ministerium, gibt es vor allem bei Theaterbauten immer wieder. Damit ist Wuppertal nicht allein.“
Detail am Rand: Ein echtes Problem im zukünftigen Pina-Bausch-Zentrum ist die Planung der WC-Anlagen. Projektleiter Ralf Palluch informierte darüber, dass nach langen Überlegungen in Sachen Raumtechnik und Denkmalschutz nun deren Unterbringung im Untergeschoss möglich geworden sei. Übrigens: Wer nur einmal entweder im Schauspielhaus oder gar im Opernhaus in einer der endlosen Schlagen vor den viel zu wenigen WCs gestanden hat, weiß, wie wichtig in einem Gebäude, wie es das Pina-Bausch-Zentrum einmal werden wird, eine anständige Ausstattung mit vernünftigen und zahlenmäßig ausreichenden Toiletten ist.
Eingespart am Projekt wird übrigens auch schon: In Abstimmung mit dem US-Architekturbüro ist die Bruttogeschossfläche des Pina-Bausch-Zentrums, so Kulturdezernent Matthias Nocke, bereits um 340 Quadratmeter reduziert worden. Außerdem wird eine dünnere und preiswertere, aber optisch nicht nachteilige Glasqualität bei den großen durchsichtigen beziehungsweise durchscheinenden Flächen des Gebäudeteils, der weit auf den Schauspielhausvorplatz ragt, zum Einsatz kommen.
Auch die gesamte Fassade wird, so Ralf Palluch, nicht so dick werden, wie das im Architektenentwurf ursprünglich vorgesehen war. Dies habe jedoch, so Palluch weiter, keinen Einfluss auf das Thema Energieverbrauch.
Beruhigende Nachrichten gab es in Sachen Förder-Finanzierung für das Großprojekt: In Anwesenheit des Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordneten Helge Lindh, der auch Vorsitzender des Fördervereins für das Pina-Bausch-Zentrum ist, gab es nochmals eine Zusammenfassung der erfreulichen Tatsache, dass der Förderzeitraum für das Bauvorhaben bis zum 31. Dezember 2025 verlängert worden ist. Inklusive einer Option für ein weiteres Jahr.
Diese Verlängerung – es geht dabei um insgesamt 37,2 Millionen Euro Bundes-Geld –, für die Helge Lindh sich persönlich im Haushaltsausschuss des Bundestages eingesetzt hatte, bleibt auch unabhängig vom Ausgang der Neuwahlen im Februar kommenden Jahres gültig.
Die Gesamt-Großwetterlage für die schon unter viel Dampf laufende Planungsphase des Pina-Bausch-Zentrums fasste Kulturdezernent und Stadtdirektor Matthias Nocke in einem Dreiklang zusammen: „Wir arbeiten natürlich gegen die Uhr. Aber Bangemachen gilt nicht. Und Scheitern ist keine Option.“
Auf dem politischen Zeitplan steht – allerdings erst nach der Kommunalwahl im Herbst 2025 – ein erneuter, und dann angesichts der bis dahin bekannten Gesamtkosten endgültiger, Ratsbeschluss zum Thema Pina-Bausch-Zentrum.