Aktuelles aus dem Taltontheater Königsmord und Geldsorgen

Wuppertal · Morde auf der Bühne. Baustellenchaos im und am Theater. Nach sechs Monaten Kernsanierung feierte das Taltontheater (TTT) an der Wiesenstraße 118 jetzt seine erste Premiere nach der Wiedereröffnung. „Macbeth“ von Shakespeare steht als erste Neuaufnahme auf dem Spielplan.

"Macbeth" von Shakespeare im Taltontheater: Auf karger Bühne agiert ein engagiertes 16-köpfiges Ensemble.

Foto: Joachim Schmitz

Eigentlich hätte der Spielbetrieb schon im Oktober wiederaufgenommen werden sollen. Doch Verzögerungen auf dem Bau durchkreuzten die Pläne und brachten das Theater damit in einen finanziellen Engpass. Denn der Eigenanteil des TTT am Umbau des denkmalgeschützten Goldzack-Gebäudes ist bislang nicht vollständig über Spenden und Zuwendungen zusammengekommen, da die Kosten von zunächst 180.000 Euro inzwischen auf 232.000 Euro gestiegen sind – und weiter steigen könnten.

„Die abschließenden Arbeiten im Empfangsbereich und Foyer, also Schreinerarbeiten sowie Gewerke für Bodenbelag, konnten leider bisher nicht finanziert werden. Es fehlen hierzu 9.300 Euro“, so TTT-Geschäftsführer David Meister. Auch der nicht-sichtbare Bereich im Untergeschoss mit den Ensembleräumen könne erst im Herbst 2025 fertiggestellt werden. Daher seien Einnahmen über Ticketverkäufe oder Stuhlpatenschaften dringend nötig.

Dabei hatten Ehrenamtliche schon einige Arbeiten übernommen, um die Kosten zu reduzieren. Doch trotz allen Einsatzes ist das neue TTT immer noch eine Baustelle. Während die „Macbeth“-Premierengäste bereits eintrudelten, räumten draußen vor der Tür Bauarbeiter einen Lieferwagen aus. Das Baugerüst am Haus stand immer noch und die Eingangstür konnte nicht benutzt werden. Die Gäste nahmen es gelassen und erfreuten sich an dem bereits fertiggestellten Theatersaal mit großer Bühne, der neuen Bar und dem entstehenden Foyer.

Vor dem Hintergrund dieser widrigen Umstände ist es umso beachtlicher, was Jens Kalkhorst (Regie und Kostüme) und sein Team mit der „Macbeth“-Produktion auf die Beine gestellt haben. Ein bestens disponiertes 16-köpfiges Ensemble mit einer grandiosen Tabea Schiefer als skrupellose Lady Macbeth boten zweieinhalb Stunden lang spannendes Klassiktheater.

Nun ist Shakespeares Tragödie um einen Königsmord und ein in der Folge zerfallendes Reich sowie immer mehr Morde nicht gerade leichte Kost. Das erklärt vielleicht, warum nicht alle Plätze besetzt waren. Was sehr schade war, denn die Inszenierung ist fesselnd und intelligent. Der Regisseur lässt die Darsteller in zumeist zeitgenössischen Kostümen barfuß auf echter Erde spielen. Sie suhlen sich darin, knien im Dreck, werden damit von ihren Mördern beschmiert. Das passt zur werkgetreuen Sprache, die recht gut zu verstehen ist.

Es gibt ein fokussiertes Bühnenbild (Peter Karsten). Nur in einigen Szenen steht ein Thron auf einer Empore in der Mitte der Fläche. Darüber (stets präsent) eine Sammlung von Degen und Schwertern als Symbole von allgegenwärtiger Gewalt und Macht. An den Seiten, von der Decke hängend, Aluminiumplatten. Gegen diese schlagen die Figuren immer wieder. Auf einer hinterlässt der Königsmörder Macbeth (Patrick Schiefer), dem Hexen vorausgesagt haben, selbst König zu werden, seinen blutigen Handabdruck.

Diese Bühne verändert sich kaum, während die Figuren das sehr wohl tun. Aus Getreuen werden Verräter, aus Freunden Feinde. Lady Macbeth, die ihren Mann zu allen Gräueltaten anstiftet, verliert schließlich den Verstand und bringt sich um. Die Guten wie Macduff (David Meister) und seine Frau (Miriam Kalkreuth), die ihr Vaterland retten wollen, verlieren alles. Es überleben nur die, die dem jeweiligen Machthaber zu Willen sind. Eine traurige Botschaft, die leider heutzutage immer noch aktuell ist.

Das verdeutlicht eine kurze Medieneinspielung (Dana Barkow) mit Fotos aus Kriegsgebieten und einem Comicfilm über ein Kind auf der Flucht. Untermalt wird diese Collage von Verdis „Macbeth“-Opernmusik, dem Chor der schottischen Gefangenen.

Trotz der düsteren Atmosphäre bleibt nach diesem Theaterabend ein gutes Gefühl, nämlich das, ein tolles Ensemble gesehen zu haben. Theater soll zum Nachdenken anregen und kritisch das Zeitgeschehen beleuchten. Das gelingt dem TTT in besonderem Maße mit einem über 400 Jahre alten Stück. Respekt.