Ev. Kirche in Wuppertal Herbstsynode: Unterwegs in neuen Zeiten
Wuppertal · Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, die Frage nach der Struktur einer kleineren Kirche und ein neues Modell für das Superintendenten-Amt standen im Mittelpunkt der Herbstsynode des evangelischen Kirchenkreises Wuppertal. Sie fand am Freitag und Samstag in Vohwinkel statt.
Der evangelische Kirchenkreis Wuppertal startet gemeinsam mit der Evangelischen Kirche im Rheinland ein Pilotprojekt zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. Auf der Herbstsynode informierte Superintendentin Ilka Federschmidt die rund 120 Synodalen über das Projekt „Aktenscreening“, in dem die Personalakten von Mitarbeitenden systematisch auf Hinweise sexualisierter Gewalt gesichtet werden sollen. Dafür stellt der Kirchenkreis externe Fachleute ein.
Die Erfahrungen des Pilotprojektes sollen Anfang 2025 von der Landeskirche ausgewertet und für die Weiterentwicklung eines Leitfadens genutzt werden, der anderen Kirchenkreisen als Vorbild für deren Aufarbeitung dienen könne, berichtete die Superintendentin. Für das Pilotprojekt stellt der Gesamtverband der Ev. Kirchengemeinden in Wuppertal zunächst 50.000 Euro zur Verfügung.
Kleiner werden in weitem Horizont
Im Mittelpunkt der Beratungen standen die Strukturveränderungen, vor denen der Kirchenkreis aufgrund einer stark rückläufigen Zahl an Kirchenmitgliedern und Kirchensteuereinnahmen steht. „Wir müssen uns überlegen, wie eine kleiner werdende Kirche ihre Herausforderungen mutig annehmen, sich verändern und mit vereinten Kräften hoffnungsvoll glauben und handeln kann“, erklärte Superintendentin Ilka Federschmidt.
Schon seit einigen Jahren bereitet sich der Kirchenkreis mit Kooperationen seiner 17 Gemeinden in sechs sogenannten „Weggemeinschaften“ auf diesen Prozess vor. Im Jahr 2030 rechnet er mit rund 60.000 Mitgliedern, für die 20 Pfarrstellen in den Gemeinden und 4,5 Pfarrstellen für gemeindeübergreifende Aufgaben vorgesehen sind. Wie dieses Kontingent genau aufgeteilt werden kann, war Thema der Synode. „Es geht darum, die verbleibenden Mittel so nutzvoll und zukunftsweisend wie möglich einzusetzen“, sagte Federschmidt.
Geteiltes Amt, vereinte Kräfte
Die Kräfte bündeln, sich gut vernetzen und mündige Gemeinden und Gemeinschaften als Basis stärken – das war den Synodalen wichtig. In diesem Zusammenhang wurde auch über ein neues Modell des Superintendenten-Amtes diskutiert. Mit großer Mehrheit beschloss die Synode, bei der Landeskirche einen Antrag zur Erprobung eines geteilten Leitungsamtes zu stellen.
Nach dem Ausscheiden von Superintendentin Ilka Federschmidt sollen zwei Theologinnen und Theologen das Amt nebenberuflich mit einem Stellenanteil von jeweils 50 Prozent ausüben. Mit der anderen Hälfte ihrer Stelle sind sie hauptamtlich in eine gemeindliche oder kreiskirchliche Pfarrstelle eingebunden. „Dieses Modell hat den großen Vorteil, dass die Leitung des Kirchenkreises enger an die Gemeinden angebunden ist und den nötigen Teamgeist im Kirchenkreis vorlebt“, erklärte die Superintendentin. Gerade für jüngere Pfarrpersonen könnte ein solches Modell ansprechend sein.
Theologiestudium an der KiHo erhalten
Auch deren Ausbildung nahmen die Synodalen in den Blick und sprachen sich entschieden für den Erhalt des grundständigen Theologiestudiums an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal aus, die unter großem Spardruck der rheinischen Landeskirche zu einem Bildungscampus weiterentwickelt werden soll.
Die Sorge um die staatlichen Kürzungen im Sozialbereich, die weltweiten Kriege und Krisen sowie die Zunahme totalitärer Regime beschäftigte die Synodalen ebenfalls. Im Fokus des Synodengottesdienstes stand daher die Partnerorganisation des Kirchenkreises, der Rat evangelischer Kirchen CEPAD in Wuppertals Partnerstadt Matagalpa. Er ist in diesem Sommer von der nicaraguanischen Regierung verboten worden.