Projekt „Wir im Wupperwandel“ Sich mit Taschentüchern aus Stoff überwinden
Wuppertal · Henrike Handrup nimmt am Nachhaltigkeits-Projekt „Wir im Wupperwandel“ teil. Sie will ihren inneren Schweinehund besiegen.
Wenn Henrike Handrup sehr langweilig ist – was selten passiert – surft sie im Internet. Und dort wurde zur Teilnahme an dem städtischen Projekt „Wir im Wupperwandel“ aufgerufen. Zwölf Haushalte wurden gesucht, die über einen Zeitraum von 180 Tagen versuchen, ihren Alltag umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten.
Dabei werden sie beraten und bekommen Kontakt zu Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften. „Ich glaube, ich lebe schon relativ klimafreundlich, abgesehen von ein paar Urlaubssünden wie dem Flug nach Australien 2017, aber ich will mich noch ein bisschen verbessern und mehr umsetzen“, beschreibt sie ihre Motivation an der Teilnahme.
Und schon vor den Beratungen innerhalb des Projekts hat Henrike Handrup angefangen, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen: „Wie oft nimmt man Papiertücher, um sich kurz die Nase zu putzen – deshalb habe ich mir Stofftaschentücher gekauft.“ Ja, die werden wohl noch hergestellt – oder wieder, weil das Umweltbewusstsein und damit auch die Nachfrage steigt. Schließlich lassen sich die Stofftaschentücher, wie wir sie von unseren Großeltern kennen, ganz einfach in der 60-Grad-Wäsche reinigen.
Weil ein erstes Klimatraining wegen Krankheit zunächst ausfallen musste, freut sich die Wuppertalerin, bald mehr Themen wie zum Beispiel Energieverbrauch zu lernen. Vor allem die Frage, wie sie über Verhaltensänderungen Energie sparen kann und welche Möglichkeiten es gibt, beschäftigt die Psychotherapeutin: Sie wohnt in einem denkmalgeschützten Altbau, in dem mit Öl geheizt wird. Neben den Papiertaschentüchern will sie auch in anderen Bereichen Müll sparen: Indem sie ihre Müsliriegel selbst backt oder im „Unverpacktladen“ regional und saisonal einkauft: „Ich will meinen inneren Schweinehund überwinden.“
Im Bereich Mobilität ist etwas weniger möglich: Da Henrike Handrup blind ist, kann sie Angebote wie E-Scooter, Carsharing oder Verleihräder nicht wahrnehmen. Bei den anderen teilnehmenden Haushalten gebe es durchaus die Frage, wie man als Familie ohne eigenes Auto auskommt. „Ich will herausfinden, was ich trotzdem machen kann“, sagt sie und ist neugierig auf den weiteren Verlauf von „Wir im Wupperwandel“. Positiv überrascht sei die Wuppertalerin von der strukturierten Organisation.
Ein weiteres Ziel sei es, sich mit nachhaltiger Mode auseinanderzusetzen: „Ich lege Wert auf Style – will aber auch nicht wie ein Öko aussehen.“ Wichtig ist Henrike Handrup aber auch: „Es soll Spaß machen. Vielleicht lerne ich ja, die Zeit, in der ich zum Unverpacktladen fahre oder Müsliriegel backe, nicht als Verlust anzusehen.“