Kommentar zur Einführung der Leih-Scooter Eine Nacht- und Nebelaktion
Wuppertal · Es geht um Informationshygiene, Umsetzungen von Vorgaben und ein Forschungsprojekt. Schöner kann man es nicht ausdrücken.
„Es wäre nur eine informationshygjenische Maßahme gewesen, das einen Tag vorher anzukündigen“, so die Worte von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind zum Informations-Desaster der Roller-Auftaktveranstaltung, in der nachts Wuppertal quasi heimlich mit E-Scootern gespickt wurde. Schneidewind lieferte hier die Steilvorlage für ein Problem, das schon lange in Wuppertal gärt. Es ist wieder einmal bezeichnend für die Stadtverwaltung, die Bürger und die Politiker zuletzt an wichtigen Informationen, in diesem Falle zur Verkehrs- oder Stadtplanung, teilhaben zu lassen. Hier ist dringend eine Aufarbeitung vonnöten.
Jahrelang tüftelte die Lokalpolitik in zahlreichen Bezirksvertretungen und Ausschusssitzungen an Vorgaben und Verboten für die E-Scooter. So brachte die SPD-Fraktion der BV Barmen zum Beispiel in einer Großen Anfrage ein elektronisch gesichertes Durchfahrtverbot ins Spiel, das allerdings in Deutschland nicht zulässig ist. Ob die in die Bezirksvertretungen eingebrachten Forderungen, auch bezüglich der Abstellorte, so umgesetzt wurden, „da tappen wir im Dunkeln“, wie es Elberfelds Bezirksbürgermeister Thomas Kring ausdrückt. Irgendwie ging alles ganz schnell.
Vielleicht lag es ja doch nur daran, dass der Start erfolgen sollte in einer Zeit, in der „das Rollerfahren noch Freude macht“, wie es Schneidewind ausdrückte. Vielleicht waren die Geschäftsinteressen von „Lime“ aber auch so groß, dass Eile geboten war. Es handelt sich um ein Pilotprojekt für ein Jahr. Es sollen erst einmal Erfahrungen gesammelt werden, heißt es. Vielleicht nützt der schnelle Start sogar dem Klimaschutz.
So führt „Lime“ zusammen mit der Bergischen Universität in Kooperation mit dem Wuppertal-Institut ein gefördertes Forschungsprojekt durch. Die Wirkung des Verleihsystems von „Lime“ im Kontext der Südstadt und ganz Wuppertal ist eine Fragestellung der Erhebungen. Die Forschungsergebnisse könnten vielen Städten helfen. Es soll herausgefunden werden, wer das Verleihsystem warum und wie oft nutzt. Auch, welche Auswirkungen es auf die Gesundheit, den Verkehr sowie die Lebenssituation der Südstadt-Anwohner hat.
Momentan steht nur schon mal eins fest: Die Nerven vieler Wuppertaler liegen wegen der limonengrünen Roller blank. Andere begrüßen die E-Scooter. Der erste Roller soll schon in der Wupper liegend gesichtet worden sein ...