Intensive Diskussion E-Scooter und -Pedelecs: Wuppertal überroll(er)t?
Wuppertal · Seit Donnerstagnacht vergangener Woche gehört Wuppertal zu den Städten, in denen eine Verleihfirma E-Scooter und -Pedelecs anbietet. Der Start dieses Mikromobilitätsangebotes war für Bürger und Politiker sehr überraschend und mehr als holprig. Lokalpolitiker ärgern sich über eine Bilderflut von falsch geparkten und widerrechtlich genutzten Rollern, während der Anbieter „Lime“ über Zonen informiert, in denen geparkt werden darf.
In der Nacht von Donnerstag zu Freitag vergangener Woche war es soweit. Mitarbeiter der Firma Lime Bike Germany GmbH verteilten in Wuppertal entlang der Talachse von Vohwinkel bis nach Langerfeld, von Uellendahl bis nach Heckinghausen Hunderte grün-weiße E-Scooter und rote E-Fahrräder. Bürger und Politiker waren davon überrascht worden. „Am schlimmsten fand ich die Nacht- und Nebelaktion“, ärgert sich nicht nur der Erste Bürgermeister Heiner Fragemann (SPD). Er kritisiert, dass Bürger und Politik im Vorfeld von der Aufstellaktion nicht informiert worden seien.
„Ich war auch überrascht“, pflichtet ihm Sedat Ugurman (SPD) bei. Er ist Vorsitzender des Verkehrsausschusses. „Ich habe Donnerstagabend in den sozialen Medien erste Fotos von den Rollern gesehen.“ Auch er kritisiert die Informationspolitik der Stadt. In einer Pressekonferenz nahm Oberbürgermeister Uwe Schneidewind (Grüne) dazu Stellung: „Der Rat hat hier entschieden, es war klar, dass wir versuchen werden, das sehr, sehr schnell noch in der Saison möglich zu machen. Insofern wäre es um vorlaufende Informationen gegangen.“
Die Firma „Lime“ hat die Stadtverwaltung offensichtlich sehr kurzfristig informiert. „Am Donnerstag (12.10.) haben wir die Information bekommen“, so Schneidewind. „Die ist dann leider nicht mehr in der angemessenen Form ans Presseamt oder an mich gegangen, sonst hätten wir am Donnerstag eine kurze Info an die Fraktionen und an die Öffentlichkeit aufgesetzt.“ In den Kommunikationsketten in der Verwaltung habe es „etwas gehakt“, gibt der Oberbürgermeister zu und verspricht, es bei weiteren Neuerungen „besser hinzubekommen“.
Viele Fotos von Verstößen
Doch nicht nur die fehlende Informationspolitik der Stadt, sondern auch der Umgang der Roller-Nutzer mit den Gefährten sorgt für Unmut bei Einwohnern und Politikern. In den sozialen Medien werden zahlreiche Fotos von verbotenen Nutzungen oder Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung gepostet.
Nicht nur im Internet kursieren Fotos. „Ich werde zubombardiert mit Bildern von allen möglichen Leuten, die sich aufregen“, sagt Thomas Kring, Bezirksbürgermeister von Elberfeld. Die Fotos zeugen von zugestellten Gehwegen, zwei Personen auf einem Roller und Fahrten in der Fußgängerzone, führt er beispielhaft an. Für viele Bürger und Politiker sei die Parksituation ärgerlich.
Zum legalen und illegalen Parken der Scooter erklärt Anika Reinshagen (Operations Managerin von „Lime“): „In Wuppertal gibt es verschiedene Zonen. Zum großen Teil haben wir Wuppertal als Stadt mit festen Parkflächen definiert. Das sind jeweils die Innenstädte in Barmen und Elberfeld, der Bereich um die Kaiserstraße in Vohwinkel, dann noch die komplette Nordstadt, das Mirker Quartier sowie der Rott.“
Dort gebe es feste Parkflächen, die würden in der App mit einem kleinen P angezeigt. „In den anderen Flächen haben wir Parkverbotszonen eingerichtet, die sind rot in der App hinterlegt.“ In den übrigen Bereichen könne der Nutzer das Fahrzeug ordnungsgemäß parken.
„Wenn man das Fahrzeug dort abstellt, wo es nicht erlaubt ist, kann man die Fahrt nicht beenden in der App. An den Nutzer wird eine Warnung geschickt, und beim zweiten Mal wird eine Geldstrafe auf dem Account erwirkt“, erklärt sie.
Die Firma „Lime“ verspricht, sich spätestens innerhalb von drei Stunden um falsch abgestellte Roller zu kümmern. Es besteht die Möglichkeit, die illegal geparkten Roller über die „Lime“-App oder in einem Kontaktformular im Internet zu melden. „Wir haben bisher wenig Beschwerden bekommen“, versichert Reinshagen, „es sind 0,01 Prozent der Fahrten in einer Beschwerde bei uns geendet.“ Von ihnen sei ein Drittel wirklich ein Eingriff in den Straßenverkehr gewesen. „Ansonsten war es eine Abstellung auf einem Privatgrundstück.“
Das Angebot werde gut angenommen von den Wuppertalern, erklärt die Operation Managerin: „Wir haben Stand Mittwochabend schon über 14.000 Fahrten verzeichnen können. Das ist für eine Stadt in der Größe wirklich viel und ein ganz klares Signal, dass der Bedarf einfach da ist.“
Aktuell fänden die meisten Fahrten im Berufsverkehr zwischen 15 und 19 Uhr statt. „Wir haben eine hohe Rate an Personen, die mehrmals am Tag den Lime-Scooter nutzen.“ Auch längerfristig: „Wir haben jetzt bereits 1.300 Registrierungen für unsere Abonnements.“