Wuppertaler FSJlerin Lynn Koepsell Acht Mal in Tel Aviv in den Bunker

Wuppertal / Tel Aviv · Die Wuppertalerin Lynn Koepsell startete Anfang September ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einem Krankenhaus in Tel Aviv – und wurde dort von den Angriffen der Hamas überrascht. Inzwischen ist sie wohlbehalten zurück.

Lynn Koepsell im Sommer vor dem Abflug nach Israel.

Lynn Koepsell im Sommer vor dem Abflug nach Israel.

Foto: Simone Bahrmann

Im Stadtteilmagazin „HIER BEI UNS!“ hatte die Rundschau über die Pläne der Abiturientin berichtet, die über das Deutsche Rote Kreuz den Zugang zum FSJ in Israel gefunden hatte. Die Auslandserfahrung sollte die Grundlage für ein späteres Medizinstudium legen. „Ich bin am 3. September in Tel Aviv angekommen, und die ersten Wochen waren echt schön. Wir waren viel am Strand“, erinnert sie sich an den unbeschwerten Start sowohl im Krankenhaus als auch in der Freizeit.

Das änderte sich am frühen Morgen des 7. Oktober schlagartig. „Um 6.30 Uhr gab es den ersten Alarm, wir mussten dann alle in die Bunker, die jedes Haus hat“, beschreibt Lynn den plötzlichen Ausnahmezustand, von dem sie genauso überrascht wurde wie die Israelis, mit denen sie zusammenarbeitete. „Das wiederholte sich dann an diesem Samstag sieben Mal.“

„Im Bunker hat man die Raketen und die Abwehrsysteme gehört, aber teilweise auch gar nicht realisiert, was da wirklich passiert. Deshalb war das für mich auch nicht so richtig mit Angst verbunden“, sagt sie rückblickend über den Tag, seit dem im Nahen Osten Ausnahmezustand herrscht.

Lynn Koepsell wurde unmittelbar von ihrer Organisation kontaktiert, um über die Situation zu reden. „Später bin ich ins Krankenhaus zurückgekehrt, um dort weiterhin im pflegerischen Bereich und bei der Verlegung der Stationen in dem zwölfstöckigen Haus zu helfen. Die wurden nach und nach in die Tiefgarage verlegt.“ Dann fiel die Entscheidung, nach Deutschland zurückzufliegen. „Das Abschiednehmen von vertrauten Kollegen war für mich immens wichtig und sehr bewegend.“

Mit der Gefahr, die das FSJ in einer Region schwelender Konflikte birgt, hatte sich die Familie von Lynn Koepsell schon vor der Abreise befasst. „Wir haben uns umfassend informiert, haben die Lage im Blick“, so Mutter Susanne Herring damals. „Und wenn sich die Situation zuspitzt, kann Lynn jederzeit in ein Flugzeug steigen und nach Hause fliegen.“

Das allerdings war nach der so nicht vorhersehbaren Eskalation der Lage zunächst schwierig. Dann aber konnte die Wuppertalerin einen der Plätze in den eingesetzten Lufthansa-Maschinen ergattern und am Freitag vor einer Woche zurückfliegen. „Es war ein Privileg, zurückkommen zu können“, ist sie sich angesichts der schwierigen Lage für die Zurückgebliebenen bewusst, „ich wurde aber auch gut betreut.“

Jetzt würde sie ihr FSW gerne im medizinischen Bereich in Deutschland fortsetzen, hat aktuell aber noch keine Stelle dafür gefunden. Denn auch wenn der Traum vom Freiwilligendienst im Ausland durch die dramatischen Umstände abrupt beendet wurde, hat der vom späteren Medizinstudium doch weiter Bestand.