Eine Ära endet Kirche am Kolk: Aus dem Dienst entlassen

Wuppertal · Die Gemeinde Elberfeld-Nord verabschiedet sich in dieser Woche von ihrer Alten lutherischen Kirche am Kolk. Sie wird am 1. September 2024 entwidmet. Die Vorsitzende des Presbyteriums, Dorothee Kleinherbers-Boden, erklärt die Hintergründe.

 Die Kirche am Kolk.

Die Kirche am Kolk.

Foto: Archiv/KK

„Unsere 1752 eingeweihte Alte lutherische Kirche am Kolk ist Elberfelds zweitältestes Gotteshaus. Es hat eine bewegte Geschichte erlebt. Nach der vollständigen Zerstörung 1943, der erheblichen Beschädigung durch eine Explosion 1973 und einer Brandstiftung 1974 wurde die Kirche immer wieder aufgebaut. Mit ihren 430 Sitzplätzen bot sie genug Raum für die lutherische Kirchengemeinde im Herzen der Stadt Wuppertal, die sich 2005 mit der Evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld-Nord zusammenschloss.

Im Jahr 2016 wurden dann massive Schäden am Mauerwerk des Kirchturms festgestellt. Steine hatten sich gelockert und drohten herabzufallen, so dass der Turm im Dezember aus Sicherheitsgründen eingerüstet und eingehaust werden musste. Eine genaue Untersuchung ergab, dass 90 Prozent der Ecksteine des Turmes ersetzt und auch 20 Prozent der Mauersteine ausgewechselt werden mussten, um den Kirchturm zu erhalten.

Für die letztendlich fast zwei Millionen teure Sanierung des Turms konnten wir als Gemeinde zwar öffentliche Fördergelder in Anspruch nehmen, aber diese Förderung deckte nur knapp die Hälfte der Kosten, so dass der Rest von der Gemeinde finanziert werden musste. Zwar gab es auch rund 30.000 Euro an Spendengeldern, dennoch waren die Ausgaben für die Turmsanierung nur dadurch zu bewältigen, dass Immobilien veräußert wurden.

Finanziell mit dem Rücken an der Wand

Unsere Finanzlage als Gemeinde spitzte sich aufgrund rückgehender Mitgliederzahlen weiter stark zu. Trotz der Reduzierung unserer Pfarrstellen von ehemals vier auf zwei und trotz des Verkaufs von Immobilien stellte sich die finanzielle Situation als äußerst schwierig dar. Uns wurde klar: Wenn wir nicht weitere gravierende Schritte unternehmen, können wir in fünf Jahren keine Rechnungen mehr bezahlen.

Zusammen mit der Kirche am Kolk wird auch das Katernberger Vereinshaus aufgegeben.

Zusammen mit der Kirche am Kolk wird auch das Katernberger Vereinshaus aufgegeben.

Foto: Archiv/KK

Schweren Herzens haben wir deshalb nach einer sehr gründlichen Analyse im Presbyterium die Entscheidung getroffen, die Alte Lutherische Kirche am Kolk und das Katernberger Vereinshaus aufzugeben. Es wurde untersucht, wie viele Gemeindemitglieder Angebote in den jeweiligen Gebäuden wahrnehmen, wie die Altersstruktur der Gemeinde ist und wie sie sich entwickeln wird. Und wir haben uns gefragt, was unsere Aufgabe als Kirche Jesu Christi ist.

Wir wissen sehr genau, wie viele Menschen an ,ihrer‘ Kirche hängen, wir wissen sehr gut, dass mit diesem Kirchengebäude viele persönliche Erinnerungen und Geschichten verbunden sind. Und auch der zentrale Standort ist uns sehr bewusst. Aber wenn es finanziell keine Spielräume mehr gibt, muss ein Presbyterium auch schmerzhafte Entscheidungen treffen.

Entwidmung und Verkauf

An diesem Sonntag (1. September 2024) entlässt die Kirchengemeinde Elberfeld-Nord nun ihre traditionsreiche Kirche aus dem Dienst. Die Ordnung der Landeskirche im Rheinland schreibt vor, dass bei einem Abschiedsgottesdienst, der den Abschluss einer Entwidmung einer Gottesdienststätte darstellt, sogar die Liturgie diesem außergewöhnlichen Ereignis angepasst wird.

 Dorothee Kleinherbers-Boden ist Vorsitzende des Presbyteriums der Gemeinde Elberfeld-Nord und Mitglied der Kirchenleitung.

Dorothee Kleinherbers-Boden ist Vorsitzende des Presbyteriums der Gemeinde Elberfeld-Nord und Mitglied der Kirchenleitung.

Foto: Archiv/KK

Die Frage ist nun, wie es mit der Alten Kirche am Kolk weitergeht. Da das Presbyterium beschlossen hat, das Kirchengebäude und das Gemeindehaus zu verkaufen, müssen wir ein sogenanntes Bieterverfahren durchführen. Das wird vom Landeskirchenamt so vorgeschrieben.

Wer dabei letztendlich den Zuschlag bekommt, können wir zur Zeit noch nicht sagen. Klar ist aber, dass eine Nutzung, die nicht mit den Zielen der evangelischen Kirche übereinstimmt, ausgeschlossen ist. Und dies gilt nicht nur für den Käufer, der nun das Objekt erwirbt, sondern auch für eventuell nachfolgende Käufer.

Würdevolle Nachnutzung der Kirche

Wir haben glücklicherweise bereits einige Interessenten, bei denen wir uns vorstellen können, dass sie eine würdevolle Nachnutzung unseres Kirchengebäudes vornehmen werden. Wichtig ist uns als Gemeinde, dass wir nicht nur einen kapitalkräftigen Käufer finden, sondern dass dieser eine angemessene Nachnutzung plant und das Kulturdenkmal weiterhin erhält.

Bis wir Wuppertaler Bürger dieses Gebäude wieder in irgendeiner Form weiter nutzen können, wird aber einige Zeit vergehen. Sowohl der Kirchraum als auch das Gemeindehaus haben einen großen Renovierungsstau. Nutzungsänderungen müssen beantragt und genehmigt werden. Daher wird uns die Alte Kirche am Kolk zwar äußerlich erhalten bleiben, aber für die Innennutzung ist sicherlich eine längere Bauphase nötig.

Lutherische Tradition weiterpflegen

Die lutherische Tradition, die mit dieser Kirche verbunden ist, werden wir in Wuppertal weiter fortsetzen, wenn auch in reduzierter Form. So beschäftigt sich derzeit ein Ausschuss des Presbyteriums damit, wie häufig ein Gottesdienst mit lutherischer Liturgie in der Friedhofskirche stattfinden soll. Und auch die anderen Angebote, die bisher in der alten Kirche am Kolk stattgefunden haben, werden weitergeführt:

Die hervorragende kirchenmusikalische Arbeit und die vielen außergewöhnlich niveauvollen Konzertangebote werden ebenfalls in die Friedhofskirche verlegt. Die Seniorenarbeit vom Kolk soll dort stattfinden, wobei wir selbstverständlich über den Transport älterer Mitglieder mit dem Gemeindebus nachdenken.

All dies wird mit Veränderungen verbunden sein, aber wir sind zuversichtlich, dass wir die Gemeindemitglieder der Alten Kirche am Kolk einbinden können, damit der Abschied vom bisher Gewohnten möglich wird.“