Gesundheitsversorgung im Alter Wie Wuppertal mit der demografischen Herausforderung umgeht

Wuppertal · Der demografische Wandel gilt innerhalb Deutschlands, ebenso wie in vielen weiteren westlichen Nationen, als eine der größten Herausforderungen der aktuellen Zeit und kommenden Jahre sowie Jahrzehnte - die nordrhein-westfälische Großstadt Wuppertal bildet da freilich keine Ausnahme. Die konsequent älter werdende Bevölkerung bringt in Wuppertal eine Reihe von Herausforderungen mit sich, allen voran mit Hinblick auf die medizinische und Gesundheitsinfrastruktur, aber auch in Anbetracht der für nordrhein-westfälischen Verhältnisse schwachen ökonomischen Stellung Wuppertals.

 Symbolbild.

Symbolbild.

Foto: Pixabay (sarcifilippo)

Die demografische Entwicklung in Wuppertal

Wuppertal gehört zu den wenigen Großstädten Nordrhein-Westfalens, die in den vergangenen Jahrzehnten einen deutlichen Bevölkerungsrückgang erlebten. Zählte die Stadt im Jahr 1963 noch 423.453 Einwohner, waren es zum Ende des Jahres 2023 nur noch knapp 359.000 Einwohner. Das Landesamt geht davon, dass in den kommenden Jahren ein weiterer signifikanter Bevölkerungsrückgang stattfinden wird, Schätzungen nach auf etwa 324.000 Einwohner.

Der sukzessive Bevölkerungsrückgang stellt die Stadt in vielerlei Hinsicht vor Herausforderungen, zumal dieser auch nicht durch die gleichermaßen hohe Migration nach Wuppertal aufgefangen wird - zum Ende des Jahres 2022 wies nahezu die Hälfte der Wuppertaler einen Migrationshintergrund auf. Fast ein Viertel der aktuell in Wuppertal gemeldeten Einwohner besitzt eine ausländische Staatsbürgerschaft, der größte Anteil fällt dabei auf Menschen aus Syrien.

Obgleich dieser Zuzug aus dem Ausland im Mittel einen das Durchschnittsalter senkenden Effekt hat, zeigt Wuppertals Bevölkerungspyramide insgesamt dennoch eine deutliche Ausprägung ab dem mittleren bis hin zum gehobenen Alter. Weit mehr als 20 Prozent der Wuppertaler sind mittlerweile 65 Jahre oder älter, knapp 25 Prozent fallen in die Alterskohorte 49 bis 59 Jahre und werden folglich in den kommenden Jahren ebenfalls für einen noch höheren Anteil an Senioren und Rentnern sorgen. Damit könnte, sofern kein signifikanter Zuzug junger Menschen stattfindet, bereits ab den 2030er-Jahren nahezu die Hälfte der Einwohner Wuppertals als Senior oder Fast-Senior zählen. Gepaart mit dem Teil der Bevölkerung unter 18 Jahren, wären dann mehr als zwei Drittel der Wuppertaler entweder in Rente oder im nicht erwerbsfähigen Alter.

Abgesehen von den dadurch stark negativ ausgeprägten ökonomischen Effekten, stellt diese demografische Entwicklung auch das Gesundheitswesen auf die Probe. Schon jetzt agiert, nicht nur in Wuppertal, das deutsche Gesundheitswesen nahe oder sogar über der realistischen Kapazitätsgrenze - eine Entwicklung, die sich mit einer konsequent älter werdenden Bevölkerung noch verstärken wird. Das gilt umso mehr für Wuppertal: Bedingt durch insgesamt sinkende Einwohnerzahlen, gepaart mit steigenden Altersdurchschnitten. Beides führt dazu, dass konsequent weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter im Wuppertaler Gesundheitswesen arbeiten, während die Nachfrage nach medizinischen, Gesundheits- und Senioreneinrichtungen aber sprunghaft weiter ansteigt.

Aktueller Stand der Gesundheitsversorgung für Senioren

Wuppertals Gesundheitsinfrastruktur ist selbst im Großstadtvergleich durchaus überdurchschnittlich aufgestellt. Krankenhäuser wie das Agaplesion Bethesda Krankenhaus, das immerhin sieben hochspezialisierte Fachkliniken unterhält, sowie das Helios Klinikum behandeln zusammen jährlich nahezu rund 100.000 Patienten - Tendenz weiter steigend. Das Helios Klinikum, das zugleich Universitätsklinikum ist und aus den zuvor separat bestehenden Stadtkliniken hervorging, gilt als größtes Krankenhaus der Region.

Vorteilhaft, allen voran in Anbetracht der insgesamt ungünstigen demografischen Entwicklung Wuppertals, ist die hohe Verfügbarkeit von solchen Fachärzten und Abteilungen, denen im Alter eine größere Bedeutung zu Teil wird. Neben den zwei genannten Kliniken gibt es in Wuppertal noch zehn weitere Kliniken, ein Teil davon ist auf Fachgebiete wie die geriatrische Rehabilitation und Rheumatologie spezialisiert - beispielsweise das Petrus-Krankenhaus sowie das Krankenhaus St. Josef.

Geriatrie, Rheumatologie und weitere medizinische Fachgebiete, die mit steigendem Alter an Relevanz gewinnen, werden aufgrund der demografischen Entwicklung künftig noch stärker ausgelastet sein. Entlastend wirkt dabei zumindest die Zahl der Ärzte in Wuppertal: Zwischen den Jahren 2002 und 2018 stieg der Anteil der Ärzte in Wuppertal um 45 Prozent, mehr als 1.000 hauptamtliche Ärzte verteilen sich über die aktuell insgesamt 12 Kliniken der Großstadt.

In Wuppertal und dem unmittelbaren Umfeld lassen sich etwas mehr als 100 Pflegeeinrichtungen erfassen, die Stadt selbst agiert als Betreiber von sechs Alten- und Altenpflegeheimen, die sich quer über die Stadt verteilen. Während die schiere Zahl der Pflegeeinrichtungen, auch solche für Hochaltrige, durchaus positiv ist, trifft diese auf die weiterhin ungünstige demografische Entwicklung der Stadt. Gleichermaßen erschwert der konsequente Wegzug von Menschen im erwerbsfähigen Alter perspektivisch mitunter die Stellenbesetzung in eben jenen Einrichtungen. Daher ist es wichtig, sich frühzeitig über die verschiedenen Formen der stationären Pflege zu informieren, wie hier beschrieben.

Betrieben von der Stadt Wuppertal werden zum aktuellen Zeitpunkt diese stationären Einrichtungen:

- Altenpflegeheim Neviandtstraße
- Altenheim Vogelsangstraße
- Altenpflegeheim am Diek
- Altenheim Hölkesöhde
- Altenzentrum Wuppertaler Hof
- Altenpflegeheim Herichhauser Straße

Pflege im häuslichen Umfeld

Senioren und Hochaltrige, die auf keine stationäre dauerhafte Pflege angewiesen sind, werden dahingehend zumindest vorläufig zu keiner Mehrauslastung führen - stattdessen aber eine fortlaufend steigende Nachfrage auf Seiten der ambulanten Pflegedienste herbeiführen. Die Stadt Wuppertal listet ebenso wie der BIVA-Pflegeschutzbund zum aktuellen Zeitpunkt 79 ambulante Pflegedienste, wobei diese Zahl aufgrund von Neugründungen oder Geschäftsschließungen variieren kann und wird. Größere Pflegedienste in der Region sind beispielsweise Freunde & Partner Pflegedienst, Talpflege sowie ABUCURA.

Neben den ambulanten Pflegediensten wird auch die hausärztliche Versorgung in kommenden Jahren eine größere Rolle spielen, dabei sind Haus- ebenso wie Fachärzte heute schon quer durch die Bundesrepublik stark oder sogar übermäßig stark ausgelastet. Entlastungen dahingehend könnten bestenfalls technologische Fortschritte erzielen, wie beispielsweise eine zunehmende Verfügbarkeit von Telemedizin-Angeboten. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass ein großer Teil der relevanten Zielgruppe technisch mitunter nicht avanciert oder gewillt genug ist, um diese Technologieangebote tatsächlich breitflächig zu nutzen. Notrufsysteme könnten weitere Entlastung bringen - und Betroffenen ebenso wie Angehörigen mehr Sicherheit.

Neben den tatsächlich betroffenen Senioren und Hochaltrigen, wird die Stadt in den kommenden Jahrzehnten höchstwahrscheinlich auch ihr Angebot für Angehörige, zum Beispiel in Form von Selbsthilfegruppen und pflegerelevanten Beratungsleistungen, ausbauen. Bereits seit dem Jahr 2012 läuft in Wuppertal und dem Bergischen-Land eine Initiative, der sich regionalen Apotheken angeschlossen haben, um einen konsequenten barrierefreien Zutritt zu den eigenen Räumlichkeiten zu ermöglichen. Sollte das architektonisch nicht realisierbar sein, bieten Apotheken eine barrierefrei installierte Klingel.

Prävention und Gesundheitsförderung im Alter

Während das zu erwartende Lebensalter bereit seit Jahrzehnten sukzessive ansteigt, liegt der Fokus mit Hinblick auf die Auslastung des Gesundheits- und Versorgungswesen allen voran auf einer Verlängerung der qualitativen Lebenszeit - also den Lebensjahren, in denen Menschen weiterhin mit hoher Qualität und idealerweise uneingeschränkt ihrem Alltag nachgehen können. Bewegungs- und Sportangebote für Senioren gibt es in jeder Großstadt und so natürlich auch in Wuppertal - der Stadtsportbund Wuppertal koordiniert beispielsweise fortlaufend Mobilitäts- und Sportangebote für Senioren. Auch die Diakonie Heckinghausen hat einen eigenen Seniorentreff mit geeigneten Bewegungsangeboten.

Derartige Mobilitätsangebote sind, dahingehend sind sich Wissenschaftler, Mediziner und die Politik einig, aufgrund der demografischen Entwicklung unverzichtbar, um den Anteil der qualitativen Lebenszeit an der Gesamtlebenszeit zu steigern. Präventive Gesundheitskurse, wie sie unter anderem die Barmer TV 1846 Wuppertal in unterschiedlicher Form bereitstellt, sind ebenso essenziell wie enge Intervalle für relevante Vorsorgeuntersuchungen und Impfprogramme. Zeitlich und wirtschaftlich schaffen derartige Angebote durch Prävention Entlastung, sofern Betroffene in der Folge weniger häufig oder weniger lang stationär oder ambulant behandelt werden müssen.

Pflegekräfte- und Ärztemangel: Ein wachsendes Problem

Der Pflegefachkraft- und Ärztemangel ist deutschlandweit ein Problem, die Gründe dafür jedoch ganz unterschiedlich. Berufe in der Pflege gelten nach wie vor als unattraktiv, bedingt durch eine unterdurchschnittliche Bezahlung gepaart mit einer überdurchschnittlichen Arbeitsbelastung. An Ärzten fehlt es hingegen allen voran durch die hohen Anforderungen, die in Deutschland an das Medizinstudium gestellt werden - ebenso wie auch aufgrund des Verteilungsschlüssels der gesetzlichen Krankenversicherung. Städtische Regionen und Großstädte sind vom Ärztemangel tendenziell aber weniger stark als ländliche Regionen betroffen, wie auch die ärztliche Infrastruktur im Vergleich zwischen Wuppertal und dem Bergischen-Land als Ganzes darlegt.

Maßnahmen zur Gewinnung neuer Pflegekräfte können ebenso wie Initiativen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für medizinische Fachkräfte nicht allein von Wuppertal realisiert werden: Hier ist die Politik gefragt, um derartige Berufe, die in kommenden Jahrzehnten nur noch wichtiger werden und heute schon unterbesetzt sind, attraktiver zu machen. Vorteilhaft könnte für Wuppertal der hohe Zuzug ausländischer Migranten und Asylsuchender sein, sofern diese gewillt sind, in der Pflege zu arbeiten.

Fazit

Ebenso wie die Bundesrepublik als Ganzes steht Wuppertal als Großstadt vor enormen Herausforderungen: Erschwerend kommt die schwächelnde wirtschaftliche Situation Wuppertals hinzu, ebenso die konsequente Abwanderung von Fachkräften im besten erwerbstätigen Alter - wodurch der Altersdurchschnitt ebenso wie der Anteil der älteren Alterskohorte konsequent ansteigen. Wuppertaler sind daher gefordert frühzeitig aktiv zu werden, was für Angehörige ebenso wie künftige Senioren gilt, die nicht innerhalb der Familie gepflegt werden können, aber mitunter bald ins pflegebedürftige Alter kommen.