Ev. Kirche in Wuppertal Johanneskirche: Eine Oase in der Großstadt

Wuppertal · Vor 75 Jahren als Notkirche gebaut, ist die Johanneskirche bis heute für viele Menschen Heimat und Oase in der Großstadt. Die Gemeinde Elberfeld-Süd feiert das am Sonntag (1. September 2024) mit einem großen Fest.

Pfarrerin Lisa Staaden vor der Johanneskirche.

Foto: Lisa Staaden

Die Erwartungen an die Johanneskirche waren hoch, als sie 1949 eingeweiht wurde. Sie sollte eine Oase in der Trümmerwüste der Nachkriegszeit sein, ein Ort der Gemeinschaft, in dem die Menschen Hoffnung und Heilung, Aufbruch und Segen nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges finden konnten.

Nach nur acht Monaten Bauzeit stand das neue Gotteshaus der Gemeinde Elberfeld-Süd am von der Heydt-Park. Es war der erste Kirchenneubau Wuppertals nach dem Zweiten Weltkrieg – im Volksmund als „Notkirche“ bezeichnet, weil sie aus der Not heraus so schnell entstand.

Eine Kirche wie ein Schiff

Bis heute hätten die Menschen in Elberfeld die Kirche im Grünen, die aus vorgefertigten Bauteilen und Trümmermaterial entstand, ins Herz geschlossen, erzählt Pfarrerin Lisa Staaden. „Viele fühlen sich in der Johanneskirche wohl, weil sie klein und gemütlich ist und an ein Schiff erinnert.“ Dabei sollte sie ursprünglich ein Zelt in der Wüste darstellen und Assoziationen zum „wandernden Gottesvolk“ wecken.

Die Kirche von innen.

Foto: Archiv-KK

Kein Geringerer als der Architekt und Ideengeber des Weimarer Bauhauses, Otto Bartning (1883 bis 1959), hat die Johanneskirche entworfen. Insgesamt 43 sogenannte „Notkirchen“ entstanden in der Nachkriegszeit nach seinen Plänen. Für Bartning war der auf elementare Materialien wie Holz, Stein und Stahl beschränkte Bau eine „Architektur mit bedingungsloser Ehrlichkeit“, die ein „Bekenntnis zu der aus der Armut erwachsenden geistigen Freiheit“ ablegte.

Geschichten fürs Album

Da die Kirche im Vergleich zu anderen Wuppertaler Gotteshäusern noch recht jung ist, verbinden viele Gemeindeglieder mit ihr eigene oder in der Familie erlebte Geschichten, wie Lisa Staaden berichtet. Sie sollen im Jubiläumsjahr in einem Album gesammelt werden, das schon vor dem großen Fest am 1. September in der Kirche ausliegt.

So ranken sich einige Erzählungen um den Gemeinderaum mit Toilette und Teeküche, der unter der damaligen Empore eingerichtet war und durch Klappläden zum Gottesdienstraum geöffnet werden konnte. Auch der erste Gemeindebus und die erste störanfällige Orgel, die 1971 ersetzt werden musste, liefern Stoff für humorvolle Geschichten.

Kinder lieben die Kirche

Heute ist die Johanneskirche, die seit 2004 unter Denkmalschutz steht, ein Ort, in dem viel Kinder- und Jugendarbeit stattfindet. „Seit 18 Jahren bieten wir in der sechsten Woche der Sommerferien eine Kinderbibelwoche an, die so beliebt ist, dass manche Eltern ihren Urlaub darum herum planen“, sagt Pfarrerin Lisa Staaden. „Die Kirche und der Gemeindesaal sind voll, wenn wir zum Abschluss Gottesdienst feiern.“ Einmal im Monat findet samstags ein Kinderbibeltag statt.

Ein weiterer Schwerpunkt der Gemeindearbeit sei die Kirchenmusik, berichtet die Theologin. Verschiedene Musikgruppen bringen die Johanneskirche regelmäßig zum Klingen. Sie werden auch auf dem Gemeindefest am 1. September zu hören sein. Mit einem Film wird ebenso an die besondere Geschichte der Johanneskirche erinnert wie mit Fotos aus der Vergangenheit.