Kommentar: Der Bergische HC und die Handball-EM 13 Millionen können nicht irren
Wuppertal · Wer noch Fragen zum Stellenwert des Handballs in der deutschen Sportlandschaft hat, der sollte sich die Fernseh-Einschaltquoten vom vorletzten Wochenende vor Augen halten: 13 Millionen Zuschauer sahen den sensationellen Sieg der deutschen Nationalmannschaft im EM-Finale gegen Spanien.
Das sind Werte, die sonst nur der Fußball schafft.
Ebenfalls rund 13 Millionen Zuschauer sahen etwa das DFB-Pokalfinale 2013 oder voriges Jahr den Halbfinal-Hammer in der Champions-League zwischen den Bayern und Real Madrid. Den "Tatort" am vorletzten Sonntag (neun Millionen TV-Zuschauer) haben die Handballer quotentechnisch ohnehin genauso deklassiert wie die Spanier in sportlicher Hinsicht.
Die so sympathisch aufgetretenen EM-Sieger waren danach medial buchstäblich omnipräsent und dürften ihren Bekanntheitsgrad vervielfacht haben. Selten war die TV-Nation so gebannt wie bei den dramatischen K-O.-Spielen, die alle Stärken des Spektakel-Sports Handball zum Vorschein brachten. Und selten war der Titel "Mannschaft des Jahres" so früh vergeben ...
Was das mit Wuppertal zu tun hat? Eine ganze Menge! Denn im Begeisterungssturm, den der Handball in den vergangenen Wochen entfacht hat, kann auch der Bergische HC prima mitsegeln. Der präsentiert schließlich die Protagonisten des polnischen Wintermärchens regelmäßig als Gäste in Uni-Halle und Klingenhalle: Halbfinal-Held und siebenfacher Final-Torschütze Kai Häfner, Rückraum-Kanonier Steffen Fäth,
Freiwurf-Joker Julius Kühn oder der gerade zum "Handballer des Jahres" gewählte Torwart-Star Andreas Wolff — sie alle sind noch in der Restrunde der Handball-Bundesliga beim BHC live zu besichtigen. Und Krimis wie bei der EM hat der Bergische Bundesligist in der bisherigen Saison auch schon mehr als genug zu bieten gehabt.
Dass es dabei nicht um Titel, sondern um den Klassenerhalt in der stärksten Liga der Welt geht, macht die Sache nicht weniger spannend, sondern umso unterstützenswerter. Der BHC hat es in den letzten Jahren geschafft, mit besonnener Führung und einem (der Nationalmannschaft nicht unähnlichen) sympathischen Außenauftritt zu einer echten Nummer in Handball-Deutschland zu werden. Diesen Status verteidigt man aktuell in einer sportlich brisanten Lage zum wiederholten Mal ohne die marktüblichen Trainer-Exekutionen oder Harakiri-Aktionen auf dem Transfermarkt.
Mit den zügig voran gehenden Arena-Plänen des BHC ist außerdem die Basis dafür gelegt, dass das Bergische Land mittelfristig noch größeren Eindruck auf der deutschen Handball-Landkarte macht. Skeptiker, die bei der Präsentation der Pläne noch Zweifel an der Zugkraft des Handballs hatten, können sich ja noch mal mit den TV-Quoten beschäftigen ...