Kommentar über die Akteure der Stadtentwicklung Es kommt auf den Einzelnen an
Wuppertal · "Mehr Wuppertal wagen" hatten wir unsere Themenausgabe vor einer Woche überschrieben. Und Ihnen zwei Feiertage und ein Wochenende lang Zeit gegeben, sich mit den vielen erfolgversprechenden Ansätzen in unserer Stadt auseinanderzusetzen.
Nachzulesen übrigens nach wie hier.
Das Echo war ermutigend. Jawoll, es geht bergauf, bestätigten viele im direkten Gespräch oder auf Facebook. Das wurde ja auch in unserem jüngst erschienenen "Stadtporträt" deutlich: Nordbahntrasse, Skulpturenpark, Junior Uni, Döppersberg — nach einer langen Durststrecke ist Wuppertal wieder auf der Überholspur. Weil die Bürger selbst den Turbo gezündet haben.
Vorbildhaft ist dies an den Stadtteilen zu beobachten. Während andernorts viele Quartiere aufgegeben werden, hat man hier im Tal in Wichlinghausen, Oberbarmen oder am Arrenberg den Kampf erfolgreich aufgenommen. Mit engagierten Quartiergesellschaften, mit mutigen Investoren, pfiffigen Ideen und Anwohnern und Eigentümern, die selbst die Ärmel hochkrempeln. Da hilft es oft schon, wenn die Fassade oder dahinter liegende Wohnungen aufgemöbelt werden — schon um den Leerstand zu begegnen.
Die Zeit des Lamentierens scheint vorbei. Auch der innerstädtische Handel hat die Zeichen der Zeit erkannt — und handelt. Mit Online-City betritt er bundesweites Neuland. Und nachdem die Immobilienstandortgemeinschaft ISG auf dem Werth so gut eingeschlagen ist, wollen Elberfelder Einzelhändler mit diesem Instrument auch der Poststraße einen neuen Dreh geben.
Doch Fakt ist und bleibt: Es kommt auf die/den Einzelnen, auf die Idee und die nötige Ausdauer an. Im Idealfall wird man zum unverzichtbaren Vater wahlweise der Nordbahntrasse, der Junior Uni oder der Rumänienhilfe. Aber es geht auch kleiner. Jede Familie, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert, leistet (unter anderem) einen Beitrag für die Weiterentwicklung der Stadt. Ebenso wie die Bürger, die sich in Vohwinkel, Ronsdorf, an der Mirke oder am Eckbusch um die Bäder kümmern. Oder diejenigen, die sich um Immanuels- oder Wupperfelder Kirche verdient machen. Die sich in Urban-Gardening-Projekte einbringen oder Türme, Brücken und Parkanlagen sichern.
Doch selbst wenn der Aufwärtstrend anhält, gibt es noch genügend Betätigungsmöglichkeiten für potenzielle Aspiranten. Vielleicht im Nahverkehr, wenn die WSW wegen ihres Kohle-Engagements das Angebot einschränken müssen? Oder beim WSV, wenn der Aufstieg gelingt, aber die höhere Liga nicht gestemmt werden kann? Oder in der Kommunalpolitik im chronisch unter Nachwuchs leidenden Parteienspektrum?
Wem das alles nicht zusagt und wer nicht ohnehin in Vereinen oder Initiativen ehrenamtlich aktiv ist, dem sei empfohlen, die zahlreichen Angebote in Theater, Musik, Sport oder Kleinkunst als zahlender Zuschauer zu unterstützen. Auch hier kann man letztlich "mehr Wuppertal wagen". Und nur wer wagt, gewinnt.