Kommentar: Die Trasse und die Kommunikation Jetzt mehr Miteinander!?

Wuppertal · Jetzt, wo Andreas Mucke auch offiziell auf dem Oberbürgermeister-Sessel Platz genommen hat, setzen viele auf frischen, anderen Wind. Auch die "Wuppertalbewegung", die in Sachen Kommunikation mit Verwaltung und Stadtspitze seit Jahren nicht wirklich glücklich ist.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Zwei ganz aktuelle "Vorfälle" spielen dem Trassen-Verein dabei idealtypisch in die Karten. Beide haben mit der Sanierung der Brücke an der Wüstenhofer Straße nahe dem Mirker Bahnhof zu tun. Die Brücke wird komplett erneuert. Dauer: mehrere Monate. Kosten: mehrere 100.000 Euro.

Die "Wuppertalbewegung" meint, alles könne billiger sein, schneller gehen — und trotzdem gut werden. Ihr Argument: Alles Geld, das verbaut wird (egal, woher es kommt), ist Steuer-, also Bürgergeld. Die Stadt argumentiert mit EU-Fördermitteln und technischen Top-Standards. So läuft es seit Jahren. Wirkliche Verständigung in diesen technischen Fragen gab es nie. Durchgesetzt hat sich immer die Stadt.

Klar, dass auf Andreas Mucke auch in Sachen Trassen-Kommunikation große Hoffnungen ruhen. Dass es zumindest eine neue Gesprächskultur geben könne, ein offeneres, freieres Argumentieren. Wozu natürlich immer zwei gehören. Denn auch die "Wuppertalbewegung" hat sich nicht immer durch entspannte Bereitschaft zum Zuhören ausgezeichnet ...

Vergleichsweise wenig Diskussionsspielraum gibt es allerdings oberhalb der Wüstenhofer Brücke. Dass die Umfahrung der Baustelle erst nach öffentlichem Protest von brutalstem Grobschotter in eine glatte Wegdecke nachgebessert worden ist, spottet jeder Beschreibung. Die Frage, ob es eigentlich keine Baustellen(end-)kontrolle (mehr) gibt, stellen sich nicht nur Leserbriefschreiber. Sagen wir es mal so: Vor dem Weggang von Trassenprojektleiter Rainer Widmann wäre so etwas nicht passiert. Widmann war (beruflich und privat) fast jeden Tag auf der Trasse unterwegs.

Die Trasse ist mit den Menschenmengen, die hier unterwegs sind, bedeutungsmäßig einer innerstädtischen (Auto-)Hauptverkehrsader vergleichbar. Dass den Wuppertalern am publikumsintensiven Nadelöhr zwischen Mirker Bahnhof und "Tanztunnel" ein solcher Grobschotter-Pfad auch nur einen Tag lang zugemutet wird, ist nicht nachvollziehbar. Nachgebessert wurde zwar, aber auch hier gab es — wie für das Chaos durch die Zusatzsperrung einer Spur auf der Briller Straße während der A46-Blockade — keine Entschuldigung aus dem Rathaus.

Die Trasse ist das Projekt der Wuppertaler Bürger. Ihr (Spenden-)Geld und ihre ganz handgreifliche Mitarbeit haben dieses Projekt erst möglich gemacht. Beim Thema Trasse ist etwas anderes gefragt als "Kommunikations-Business as usual".

Andreas Mucke ist erstens gelernter Ingenieur, dürfte also auch bei Technik-Themen mitreden können. Und zweitens ist er immer wieder (sportlich) auf der Trasse unterwegs, kennt also die Strecke und die Menschen auf ihr. Mal schauen, ob sich beim Thema "Miteinander reden" etwas ändert ...