Kommentar zum Einzelhandel in der Elberfelder City Neuer Neumarkt als Magnet
Wuppertal · Das war der falsche Ansatz: Mit einer Verfahrensrüge beim Regierungspräsidenten wollte der Einzelhandelsverband den Bebauungsplan zum Döppersberg kippen. Weil die Handelsbelange nicht ausreichend berücksichtigt worden seien.
Man kam mit diesen Einwänden ein wenig spät, jetzt, wo die Bagger die Fundamente ausheben, die Brecheranlagen den Bauschutt recyceln und die Hochbauer bereits den Straßentunnel errichten. Außerdem, so befand jetzt die Bezirksregierung, sei rechtlich alles in Ordnung.
Demgegenüber hat ein aktueller Vorstoß der Architektenkammer den Vorzug, zukunftsgerichtet und zielführend zu sein. Im Zuge der "Qualitätsoffensive Innenstadt" lädt sie zu einer Diskussionsveranstaltung über Perspektiven des Neumarkts ein. Denn, hier so ihr Vorsitzender Markus Rathke, wird sich die Zukunft der Elberfelder City entscheiden. Recht hat er.
Schließlich lautet die Gretchenfrage, wie die Geschäfte und Kaufhäuser nördlich der City-Arkaden von Kundenströmen profitieren können, die mit Primark und FOC unweigerlich kommen werden. Da ist die geplante Gründung der ISG Poststraße ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Sie ist seit jeher die Hauptschlagader der Shopper, leidet aber unter dem einseitigen Branchen-Besatz von Telefonläden und Ein-Euro-Shops. Mina Knallenfalls und das Abeler-Glockenspiel werden auf Sicht nicht ausreichen, um die Frequenz dort zu halten oder gar zu steigern.
Deswegen macht es Sinn, sich vor allem auf den Zielpunkt einzuschießen, an dem die Poststraße endet und gleichzeitig der Wall beginnt. Im Vergleich zum weit berühmteren Neumarkt in Köln hat der von Elberfeld eigentlich schon wegen des mächtigen Rathauses und dem pompösen Brunnen viel mehr Potenzial. Als Veranstaltungsstätte wird er kaum genutzt — wohl auch wegen des nahen Laurentiusplatzes, der einfacher zu "bespielen" ist. Und auch die Zahl der Marktbeschicker ist über die Jahre zurück gegangen.
Vielleicht denkt man ja mal über den Bau einer Markthalle nach, die in vielen anderen Großstädten eben eine solche Magnetwirkung entfalten, wie sie auf der Laufschiene vom Bahnhof her erzielt werden soll. Mit kleinen gastronomischen Einheiten und einem Dach über dem Kopf, das in Wuppertal immer mal wieder plötzlich benötigt wird.
Es ist nur eine von vielen möglichen Ideen, die am Donnerstag (5. November 2015) um 19 Uhr im Elberfelder Verwaltungsgebäude mit Experten diskutiert werden wird. Doch es lohnt sich, diesem wichtigsten Platz in der City, verstärkt sein Augenmerk zu widmen. Und zwar frühzeitig. Nicht erst, wenn die Bagger anrücken ...