Kommentar: Ein Jahr lang Sperrung der B7 Erstens kommt es anders ...

Wuppertal · ... und zweitens als man denkt. Diese Plattitüde passt ganz gut zum Thema B7-Sperrung. Wobei man hier — im Gegensatz zur Döppersberg-Kostensteigerung — über Probleme schon früh offen geredet hat: Dass eine gesperrte oder offene B7 "vergleichbar schlecht und die Wahl zwischen Pest und Cholera" seien, gab IHK-Gutachter Frank Weiser bereits im Februar 2014 zu Protokoll.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Und Wuppertals Ampel-Chef Johannes Blöser im Mai 2014: "Gefordert ist soziales Verhalten. Wenn alle, so wie jetzt, den schnellsten Weg suchen, werden wir scheitern." Gescheitert ist die Stadt mit ihren im Vorfeld teilweise als abenteuerlich empfundenen B7-"Umfahrungen" nicht. Die meisten davon funktionieren mehr oder weniger. Gescheitert ist sie aber zwischen Laurentius- und Robert-Daum-Platz. Weil es eben erstens anders kommt, und zweitens als man denkt.

Immer wieder wurde gebetsmühlenartig betont, die City bleibe erreichbar. Dass das gar nicht das Problem sein würde, sondern vielmehr das Wieder-Verlassen des Viertels, hatte niemand auf der Rechnung. Erstaunlich angesichts all der Computersimulationen im Vorfeld. Überhaupt, die Simulationen: Mit ihnen kann man offenbar nicht alles vorhersagen. Auch das ist eine Lehre aus einem Jahr B7-Sperrung. Denn der Luisenviertel-Stau folgt definitiv keiner (uhrzeitmäßigen) Regelmäßigkeit. Er ist da, oder er ist nicht da — niemand weiß, warum.

Gezeigt hat sich auch, dass das Ziel der Vermeidung von Nebenkriegsschauplätzen ein frommer Wunsch war: Das Südhöhen-Verkehrschaos wegen der L419 auf der Parkstraße stellte die B7-Problematik teilweise klar in den Schatten, und was der Landesbetrieb Straßen NRW auf der A46 sowie mit dem Kiesbergtunnel veranstaltete und noch veranstalten wird, spielt sich ohnehin in einem ganz anderen Universum ab. Vermeidung — Fehlanzeige.

Klar ist und bleibt: Die kleinen und mittleren Händler rund um den Laurentiusplatz, das Viertel mit der stärksten Wuppertal-Atmosphäre, fühlen sich alleingelassen, ungehört und vertröstet. Auf ein Gutachten zu ihren Veränderungsvorschlägen warten sie immer noch. Mein Gefühl: Mit dem Robert-Daum-Platz, so wie er ist, wird die Lage sich nicht wirklich verbessern lassen. Da müssen wir durch. Zwei Jahre noch.