Kommentar: Wuppertals Flüchtlingshilfe-Initiativen Gute Signale — viel zu tun

Wuppertal · Während, wenn es um Flüchtlinge geht, an vielen Stellen Zeter und Mordio geschrien wird, und man Forderungen hört, die ein modernes, (welt-)offenes Deutschland konterkarieren, herrscht in Wuppertal konzentrierte und arbeitsame Ruhe.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

In Cronenberg, Ronsdorf, Heckinghausen und in der Nordstadt sind bürgerschaftliche Flüchtlingshilfe-Initiativen sehr schnell entstanden und sehr schnell konkret aktiv geworden. Unterstützt von Kirchen, (Sport-)Vereinen, Institutionen und Organisationen sowie von der Stadtverwaltung. Für alle Aktiven, ob ehren- oder hauptamtlich, bedeutet das Arbeit bis an die Belastungsgrenze — und darüber hinaus. Das Lob dafür kann nicht groß genug sein.

Die Bürgerinformationsveranstaltung in der Alten Feuerwache zum Thema der Einrichtung einer neuen Flüchtlingsunterkunft in der alten Schule Hufschmiedstraße steht beispielhaft für Wuppertals Selbstverständnis in Sachen Asyl: Ein voller Saal mit vielen unterschiedlichen Menschen aller Altersgruppen, viele technisch und alltagspraktisch orientierte Fragen, viele Ideen, viele fachliche Informationen und Hintergründe inklusive viel Offenheit angesichts dessen, was wünschenswert, aber leider nicht oder kaum machbar ist. Dazu die besonnene, zielführende Moderation eines Abends, der nicht zu kurz und nicht zu lang geriet. Und ein (neuer) Oberbürgermeister, der zu Beginn genau die richtigen ehrlichen und ehrlich empfundenen Worte fand — sowie sich dann als einfacher Zuhörer für die gesamte Veranstaltung ins Publikum setzte. Und später weit über den Schluss noch vor Ort war, um mit den Menschen zu reden.

Was schade und (leider) auch selbstverständlich ist: Die, die mit dem Begriff Willkommenskultur nichts anfangen können oder wollen, die beim Thema Flüchtlinge von Angst oder gar Abneigung erfüllt sind, kommen eher nicht zu solchen Info-Abenden. Sie bleiben unter sich, füttern ihre Ressentiments mit Pseudo-Fakten aus höchst fragwürdigen Quellen. Sie vergeben die Chance, sich mit echten Informationen zu versorgen über die tatsächlichen Realitäten in Sachen (angeblicher) Kriminalität, Sicherheit, Finanzen und gemeinsamem Zusammenleben.

Die Gefahr, dass sich unsere Gesellschaft teilt, steht im Raum: Hier die, die sich einbringen, informieren, mit anpacken. Dort die, die sich abschotten, Vorurteile vervielfältigen und mit fliegenden Fahnen Rattenfängern à la "Pegida" & Co. folgen. Gefragt ist deswegen vorausschauendes, umfassendes Integrations-Handeln für eine starke Demokratie. Dazu passt eine Veranstaltung, die auch in der Alten Feuerwache stattfindet. Am Donnerstag, 19. November gibt es dort um 17.30 Uhr im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!", bei dem Wuppertal mitmacht, die schon zweite Wuppertaler Demokratie-Konferenz. Infos auf www.wuppertaler-initiative.de oder unter 563—2759.

Ideen und Mitstreiter aus allen Bereichen Wuppertals werden dringend gebraucht. Und sie sind herzlich willkommen.