Kommentar zu Johannes Slawig Ein Kämmerer ist kein Controller
Wuppertal · Stadtkämmerer und Stadtdirektor Johannes Slawig geht am 31. Oktober in den Ruhestand. Weil die ursprünglich geplante Amtsverlängerung um 16 Monate rechtlich nicht möglich ist. So das Votum der Kommunalaufsicht.
Hätte man das nicht schon lange vorher klären (lassen) können? Verhindert worden wären so nicht nur einige Wochen voller unwürdiger Diskussionen, sondern auch die Beschädigung von Menschen.
Zurück bleibt jetzt das Bild eines (grünen) Oberbürgermeisters, der dem CDU-Mann Slawig zu großen Teilen zu verdanken hat, überhaupt im gemeinsamen schwarz-grünen Boot segeln zu können – und sich dann in einer (menschlich) hochempfindlichen Personalfrage wenig professionell verhalten hat.
Und es bleibt die sich jetzt sehr schnell stellende Frage einer Nachfolgeregelung für das hochempfindliche Amt des Stadtkämmerers beziehungsweise der Stadtkämmerin. Da wird dann jetzt gern und vollmundig von der Suche nach „externem Sachverstand ohne Parteibindung“ schwadroniert. Dazu mal Tacheles: Ich kann mich nicht erinnern, dass der „Einkauf“ solchen externen Sachverstandes in der Wuppertaler Vergangenheit zu Erfolgen geführt hätte.
Die Funktion der Leitung einer Stadtkämmerei ist nicht vergleichbar mit der eines Kassenwartes, mit an der Uni gelerntem Betriebswirtschaftlertum oder gar reinem Controlling. Bei der Leitung einer Stadtkämmerei geht es vielmehr um die (immer wieder hochexplosive) Mischung von Geld, Einflussfragen und politischen Geflechten innerhalb einer Stadt. Das lernt man an keiner Universität.
Außerdem: An entscheidenden Positionen einer Stadt – und ein Stadtkämmerer sowie Stadtdirektor hat eine solche Position – geht es um das Weit-im-Voraus-Denken. Was auch immer man über Johannes Slawig, der eine erstaunliche Macht- und Einflussfülle sowie (sicher eben drum) eine Menge von Kritikern hat, sagen oder denken mag: Ohne ihn, der ein leidenschaftlicher Fan des Wuppertaler Tanztheaters ist, wäre beispielsweise das zukünftige Pina-Bausch-Zentrum auch nicht ansatzweise so weit, wie es jetzt ist.
Slawig hat das bundes- und europaweite Potenzial dieses Zentrums für Wuppertal früh erkannt, weit im Voraus gedacht – und das Thema quasi zur „Chefsache“ gemacht. Ich bin gespannt, ob man sich dessen und seiner mit einer Einladung erinnern wird, wenn an der Kluse in fünf oder auch in sechs Jahren das rote Band durchgeschnitten wird ...
Übrigens: Ein Problem hat ab Ende Oktober die Wuppertaler CDU. In deren Reihen nämlich ist eine Person mit der Erfahrung, dem Einfluss, dem Geschick, dem Gespür und dem dicken Fell eines Johannes Slawig weit und breit nirgendwo zu sehen.